Chapter One

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K A Y A

Ich habe keine Ahnung was ich tun soll, außer zu laufen. Ich lief. Ich rannte. Bis mir die Luft wegbleibt und ich auf den Fußgängerweg zusammenbreche. Tränen aus Trauer und Wut laufen mir die Wangen runter und es hört nicht auf. Wut auf meine Naivität und Nathan breitet sich in mir aus. Meine Hände zittern als ich mein Handy raushole. Meine Sicht ist verschwommen, aber ich reiße mich für einen kurzen Moment zusammen um Flynns Nummer zu wählen. Ich weiß nicht wer mich noch abholen könnte.
„ Was gibts?" ertönt seine Stimme durch mein Handy.
Ich kann kein Wort bilden. Meine Stimme ist weg, das einzige Geräusch was aus meinem Mund kommt ist das Schulzen und Husten.
„ Ich hol dich ab, bleib am Telefon." ich bin froh, dass er nicht fragt was passiert ist - Vielleicht wusste er es auch.. und er hat mir nichts gesagt? Na gut er ist nicht verpflichtet dazu und er hat mich gewarnt.
„ Wo bist du?" schon höre ich die Autotür.
„ I-irgendwo. Ich bin einfach gradeaus gelaufen." quäle ich aus mir raus.
„ Na gut. Ich werd dich schon finden, wenn du Richtung Campus gelaufen bist."
„ Bin ich." mein Rachen ist trocken, also huste ich. Ich wische über meine Wangen und versuche mich zu beruhigen, aber es funktioniert nicht.

Um die 15 Minuten später raffe ich mich auf. Meine Beine sind wackelig und ich könnte jeden Moment wieder zusammenbrechen, aber ich halte mich aufrecht. Ein SUV hält vor mir und ich klettere zu Flynn in den Wagen.
„ Im Handschuhfach ist Wasser und hinten liegt eine Jacke falls dir kalt ist."
„ Danke." sage ich müde. Mehr konnte meine Emotionen nicht beschreiben, einfach müde. Meine Tränen sind aufgebraucht und ich bin zu schwach um wütend zu sein. Mein Arm ist kraftlos als ich das Handschuhfach öffne um eine Flasche hinauszunehmen. Das Wasser tut gut im Hals.
„ Ich frag mal nicht was los ist." bemerkt er als ich mich nach der Jacke strecke. Ich lege sie mir um die Schultern und bin schon von einer wohltuenden Wärme umgeben.
„ Nathan, mehr nicht." sage ich auf einer Art kalt, aber ich spüre wie es in meinen Herz sticht und schmerzt, als hätte man ein Messer hineingerammt und einmal gedreht.
„ Darf ich sagen, dass du, bis auf dein verschmiertes Make-up, sehr gut aussiehst?" fragt der Blonde und schafft es mich zum schmunzeln zu bringen.
„ Darfst du."
„ Gut, denn du siehst wirklich gut aus." er schaut kurz zu mir rüber und dann wieder auf die Straße. Ich lege meinen Kopf gegen die weiche Lehne hinter mir. Mein Blick ist aus dem Fenster gerichtet, doch mehr, als das es dunkel ist, nehme ich nicht wahr.
„ Ich geh mal davon aus, dass du nicht nach hause willst." sagt Flynn vorsichtig.
„ Nicht wirklich." meine Augenlider fallen zu. Jetzt bin ich selbst zu schwach um meine Augen aufzuhalten.
Der Weg zum Campus kommt mir kürzer vor als sonst. Vielleicht bin ich wirklich kurz eingenickt. Es fällt mir schwer auszusteigen. Flynn muss mir helfen und mich aufrecht halten, bis wir im Wohnheim ankommen. Ich falle auf mein altes Bett.
„ Willst du ein Shirt von mir? Das Kleid sieht ziemlich eng aus." er ist vorsichtig. Ich weiß nicht genau, am liebsten würde ich in Nathans Shirt - nein.
„ Wäre lieb." antworte ich und versuche meine Gedanken zu widerstehen. Es ist die erste Nacht seit langem die ich wieder alleine schlafe und dann noch hier. Als könnte Nathan es sich nicht selbst denken, dass ich hier bin. Aber er hat nicht versucht mich nochmal aufzuhalten. Ich weiß nicht ob ich glücklich oder traurig darüber bin.
„ Hier." Flynn gibt mir ein blaues Shirt.
„ Kannst du mir bei meinem Kleid helfen?" mir ist es fast unangenehm zu fragen, aber die Verrenkungen, die ich machen musste um den Reißverschluss zu zubekommen, will ich mir doch sparen. Der Blonde setzt sich hinter mich und öffnet mir den Reißverschluss. Ich ziehe mir das Shirt über den Kopf und stecke meine Arme durch als ich die Träger runtergestreift habe. Es ist ungewohnt den Mint-Tonic von Nathan nicht zu riechen, sondern eher ein eher süß-würziger Geruch, aber er gefällt mir. Ich streife das Kleid von meinen Beinen und lasse es auf meinen Ballerinas und meiner Tasche liegen.
„ Danke." ich lehne meinen Kopf an Flynns Arm. Beruhigend streicht er mir über den Rücken.
„ Du brauchst dich nicht zu bedanken, ruh dich lieber aus."
Er steht auf und löscht das Licht. Ich lege mich unter die Decke und schließe die Augen. Das wird eine lange Nacht.

Warum liebst du mich?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt