Chapter Thirty-Six

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K A Y A

Ich falle Nathan um den Hals als er mir die Tür öffnet.
„ Ich wollte grade fragen warum du klingelst?" seine Arme sind um meine Taille geschlungen, sodass sie mich noch mehr an ihn pressen und er vergräbt nun sein Gesicht in meiner Halsbeuge. Wir haben uns wenn es hochkommt 24 Stunden nicht gesehen, aber unser Wiedersehen ist als wären wir Monate sogar Jahre getrennt gewesen. Aber mir gefällt das, lieber so, als ignoriert zu werden. Es zeigt mir nur, dass er mich genauso vermisst hat. Als wir uns lösen schließt Nathan die Tür und ich ziehe meine Sneaker aus. Nathan steht genau hinter mir und wäre mir nicht schon zu heiß in dem Hoodie, wäre mir es spätestens jetzt.
„ Deine Haare sehen so gut aus." flüstert er an meinem Ohr.
„ Ich hatte angst, dass es dir nicht gefällt." gebe ich zu, zwar muss es in erster Linie mir gefallen, aber Nathan hat einen großen Einfluss auf mich und natürlich will ich ihm auch gefallen.
Seine Arme schlingen sich um meine Schultern und seine Lippen pressen sich auf meine Wange. „ Du siehst immer gut aus, du brauchst dir keine Gedanken darüber machen, dass ich dich wegen einer anderen Haarfarbe weniger attraktiv finde.. Du bist schließlich meine Kaya."
Vielleicht sollte ich nicht so dahinschmelzen wenn er extra dick aufträgt um meine kitschige Seite zufrieden zu stellen, aber es ist schön, dass er überhaupt sowas sagt, wenn ich daran denke wie er in den ersten Wochen zu mir war. Als er mich noch Minion genannt hat.. macht er zwar immer noch, aber nicht mehr so häufig.
„ Wir wollten deinen Koffer packen." Damit reiße ich mich selbst aus meiner Traumwelt und aus seinen Armen.
„ Hab ich schon, mir war langweilig gestern Abend." skeptisch mustere ich ihn. „ Also bevor ich mir einen runtergeholt habe, weil meine Gedanken an dich in eine andere Richtung gingen."
Ahhh ich habe meinen alten Freund gefunden, er ist doch hier.
„ Du willst mir also erzählen, dass du freiwillig deinen Koffer zwei Abende früher gepackt hast."
„ Oh Nathan, schön dass ich nicht wieder die ganze Arbeit übernehmen muss von der du dich drückst - hätte auch gereicht." Ich werde mich nie daran gewöhnen, wie er meine Stimme nachstellt. Es klingt nach jedem, aber nicht mach mir. Eine Mischung aus Jos und Blairs Stimme vielleicht. Sie ist zu tief für Blairs, aber zu hoch für Jos.
Mit einem Kopfschütteln vertreibe ich den Gedanken. „ Heißt das du hast auch gekocht?" kontere ich, in der Hoffnung er würde nein sagen.
„ Ja." er stellt sich vor mich und legt seine Hände auf meine Hüfte.
Ich hebe eine Augenbraue, als der Größere grinsend mein Gesicht mustert.
„ Nein okey, ich konnte nicht, weil du nicht hier bist, die Küche in die Luft jagen." Nun muss ich auch grinsen, er beugt sich runter und küsst mich. Vielleicht kann ich ja doch mit seiner Anhänglichkeit leben, weil ich doch genau das will. Ich will, dass er mich ständig berührt, mich ärgert, mir Komplimente macht, mich küsst, dass er bei mir ist. Als er sich löst gleiten seine Hände von meinen Hüften zu meinem Rücken.
„ Ich könnte aber was zu essen vertragen." bemerkt Nathan und wartet meine Reaktion ab. Ich will den Hoodie ausziehen, aber er lässt mich nicht.
„ Was richtiges." lacht er. Ich schnaube, wie soll ich bei einem so innigen Blick erwarten, dass er einmal von richtigen Essen redet.
„ Der Hoodie ist warm weißt du." rede ich mich raus und drehe mich von ihm weg um ins Schlafzimmer zu gehen und den Hoodie auszuziehen und ein weites rotes Shirt von mir überzuwerfen.
Als ich in die Küche gehe, stellt Nathan einen Topf auf die Herdplatte. Näher dran merke ich, dass er schon Wasser eingefüllt hat.
„ Oh du kannst Wasser in einen Topf tun." necke ich. Vielleicht ist es doch keine so schlechte Idee Nathan kochen zu lassen, vielleicht hat er sich die vielen Male, die wir mittlerweile schon zusammen gekocht hatten, was daraus bestand, dass er Gemüse oder Fleisch schnitt und mir die falschen Gewürze aus dem Schrank gab, gelernt.
„ Oh ich kann auch kochen wenn ich will." genau das was ich hören wollte.
Ich lache auf. „ Und was? Salz?" Die dunkelblauen Augen verdrehen sich, bevor sie mich wieder anschauen.
„ Na gut, setz dich, ich mach deine Spaghetti Carbonara." winkt er ab. Wenigstens sucht er sich das einfachste raus. Ich setze mich als auf einen der Barhocker an die Kücheninsel ihm gegenüber. Wahrscheinlich wollte er damit sicher gehen, dass er im Notfall die Küche wirklich nicht in die Luft jagt.
„ Wie war es eigentlich gestern bei Arzt?"
Verwundert schaue ich ihn an, auch wenn er mit dem Rücken zu mir steht, mit der Frage hab ich eher nicht gerechnet.
„ Ich muss nächsten Monat nochmal hin. Ich muss dann jedoch nicht die Pille nehmen, sondern bekomme eine Spritze, aber die erste muss ich während meiner Periode bekommen, dann alle drei Monate."
Nathan reißt eine Packung Spaghetti auf und schaut mich dann an.
„ Eine Spritze? Bist du sicher?"
„ Ja." ich schaue auf meine Finger und versuche nicht schon wieder meine Fingernägel abzureißen und ruhig zu bleiben.
„ Sieht nicht danach aus."
„ Sie hat weniger Nebenwirkungen und Risiken als die Pille, aber es ist eine sehr hohe Hormonmenge und wenn ich sie dann absetzen sollte kann es knapp 2 Jahre dauern bis ich wieder einen regelmäßigen Eisprung beko-." er will eh keine Kinder, warum mache ich mir also Sorgen? Die Luft in der Küche wird plötzlich ganz stickig.
„ Was ist los?"
„ Nichts." ich rutsche vom Hocker. „ Ich komme gleich wieder, ja?"
Ich warte keine Antwort ab sondern verlasse die Küche, ziehe meine Schuhe an, nehme meinen Schlüssel und gehe aus der Wohnung. Als ich die Treppe runterlaufe nehme ich mein Handy aus der hinteren Hosentasche meiner Jeans und löse meine Kopfhörer darum um Musik zu hören. Als ich das Gebäude verlasse bekomme ich endlich wieder ordentlich Luft, jedoch finden Tränen ihren Weg in meine Augen. Langsam laufe ich los, einmal um den Block, das müsste reichen. Dann beruhige mich einfach. Es ist doch nicht so schlimm keine Kinder zu bekommen, oder? Viele können keine bekommen oder wollen gar keine, das ist was ganz normales.. Also kann ich mich auch damit abfinden, keine Kinder zu bekommen, auch wenn ich das schon immer wollte. Aber ich kann nicht davon ausgehen, dass Nathan seine Meinung dazu ändert, weil er den Entschluss gefasst hat, dass er sein Leben mit mir teilen will. Vielleicht bin ich auch in 5 Jahren mit wem anderen zusammen.... aber ich will gar keinen anderen. Ich bezweifle das irgendein Mann die selbe Wirkung auf mich hat, wie Nathan seit Anfang an. Ich sehnte mich nach seiner Berührung, seitdem er mich das erste Mal berührt hatte. Ich wollte seit unseren ersten Kuss, seine Lippen auf meinen spüren. Ich wollte jede Nacht in seinen Arm einschlafen, seitdem er mich von der ersten Party ins Wohnheim gefahren hat... Aber ich wollte das anfangs nie wahrhaben, aber es war so. Das Kribbeln, die Hitze, die Lust, die Gänsehaut, die Art mich in seinen Augen zu verlieren, mich besser fühlen wenn er mich anlächelt, all das wollte ich - mit ihm. Nur mit ihm. Ich habe alles was ich wollte, sogar mehr, dann kann ich doch auf ein Kind verzichten, oder? Ich kann auf die Jahre verzichten, mein Kind alles beizubringen und ihm oder ihr die schönen Seiten dieser Welt zeigen, bevor alles zusammenbricht und deine Träume nicht erfüllt werden, aber ich wäre da.. nicht wie meine Mutter..
Heiße Tränen rollen über meine Wange. Ich weiß nicht ob ich das kann, ich kann damit Leben jetzt kein Kind zu haben, ich kann mit den Nebenwirkungen leben, aber der Gedanke nie ein Kind zu bekommen, das ist ein Stich ins Herz. Für mich gab es nie etwas schöneres als Mütter mit ihrem Babys auf den Arm zu sehen, selbst mit dem Geschrei kam ich immer klar, auch wenn andere ihr Gesicht verzogen, ich wollte das auch. Ich wollte ein Kind in meinem Arm halten - mein eigenes. Aber man kann nicht alles haben.

Ich ziehe die Kopfhörer aus meinen Ohren und schließe die Tür auf. Zwar habe ich mit Geruch von Eiern, Käse und Speck gerechnet, aber dem war nicht so.. Nach weiteren zwei Runden um den Block hab ich mich endlich dazu aufgerafft wieder in die Wohnung zurück zu gehen, vielleicht auch weil mein Handy wenige Meter vor der Tür leer gegangen ist und ich keine Musik mehr hatte. Im Schlafzimmer liegt Nathan im Bett und schaut sich die Polaroids an. Doch als ich grade reingehe, rutscht er ans Fußende und zieht mich zu sich. Es gab Zeiten, da saß mein Vater so vor mir, wenn er mir erklären wollte, dass ich nicht aus meinem Zimmer schleichen soll und dass er meine Mutter nicht wehgetan hatte, was gelogen war. Genau wegen diesen Gedanken meide ich Nathans Blick.
„ Rede mit mir, was ist los?" er verschränkt unsere Finger miteinander. Ich schüttle den Kopf, damit der Gedanken verschwindet und schaue ihn an.
„ Alles gut. Mir ist nur etwas bewusst geworden und ich wollte nur einen freien Kopf bekommen. Es ist nicht so schlimm."
Nathan lässt meine linke Hand los und streicht über meine Wange.
„ Ich bin einfach fertig, ich hatte kaum Schlaf weil Jo einen Nervenzusammenbruch mitten in der Nacht hatte und dann kam Mira und mein Kopf explodiert einfach, weil wir fliegen und ich jetzt schon nervös bin, dass deine Mutter mich nicht mögen könnte und dann werde ich in weniger als 2 Wochen 20 und es ist grade einfach zu viel." ich erwähne jeden Grund der grade auf mir gelastet hat, aber nicht den Auslöser, diese Diskussion schaffe ich jetzt wirklich nicht.
Er steht auf und küsst meine Stirn. „ Leg dich hin, okey? Ich bring dir was zu essen und etwas zu trinken und dann ruhst du dich aus."
„ Hast du wirklich zu Ende gekocht?"
„ Du warst eine Stunde weg. Falls du es nicht mitbekommen hast."
„ Oh.." ich presse meine Lippen aufeinander.
„ Alles gut, ich weiß dass du das manchmal brauchst. Jetzt leg dich hin." mein Lächeln kann ich nicht unterdrücken, aber es fühlt sich nach den ganzen Tränen sehr gut an.

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