Chapter Thirteen

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N A T H A N

Ich blieb noch einige Minuten vor der Tür stehen bevor ich ging. Waren das wirklich Tränen in meinen Augen die ich bekämpfen musste? Als sie so stark geweint hatte, merkte ich wie kaputt ich sie gemacht habe und wie sehr es sie verletzen muss, wenn sie mich sieht. Ich wollte sie nicht alleine lassen, aber fühlte mich fehl am Platz. Ich war wahrscheinlich wirklich der letzte den sie sehen wollte. Der Weg zu meinem Auto fühlte sich ewig an, sowie dass ich mein Auto in Sekunden anschaltete. Erst in meinem Apartment komme ich wirklich zu mir. Ich lege mich auf die Couch, weil ich das Schlafzimmer nicht ertrage, mittlerweile schlafe ich selbst auf diesem Scheißding. Eine Weile starre ich die Decke an. Eine Stunde, zwei Stunden. Bis mein Magen mich in die Realität holt. Im Kühlschrank ist kaum noch etwas essbares. Deswegen entscheide ich mich nach einem Snack einkaufen zu gehen.
Nachdem ich verschiedenste Lebensmittel eingeräumt hatte, lande ich wieder auf der Couch. Der einzige Platz in dieser Wohnung der halbwegs sauber war. Mittlerweile ist es sogar dunkel geworden, doch ich mache das Licht nicht an. Mein Handy vibriert auf dem Tisch. Ich hebe es hoch und muss Blairs Namen lesen.
„ Was?" frage ich sie.
„ Ich weiß nicht was du gemacht hast, aber wenn du sie zurück haben willst musst du langsam irgendwas tun." zischt sie. Ihre Stimme ist ernster als ich es gewohnt bin.
„ Was ist passiert?"
„ Kaya hat mich gefragt ob sie am Freitag mitkommen kann."
„ Und?" ich versuche desinteressiert zu wirken, wobei es mir jetzt schon in meinen Fingerspitzen zuckt.
„ Du weißt doch dieses blaue Kleid was ich habe."
„ Du meinst den karierten Stofffetzen?" der abgesehen davon, dass er ihr nicht steht wirklich kurz ist und die Mädchen mit denen ich was hatte, hatten nie viel Stoff an.
„ Das hat sie sich von mir geborgt, also beweg deinen Arsch am Freitag dort hin."
„ Sie will mich eh nicht sehen, soll sie doch machen was sie will." ich werde sowas von dahin fahren, Kaya ist unkontrollierbar mit Alkoholintus.
„ Warum soll ich die überhaupt bescheid geben?"
Ich seufze. „ Danke für deine Auskunft, war es dann alles?"
„ Ja. Und bitte bewahr sie vor etwas was sie sonst bereut, ich kann es nicht." Gut, dass sie weiß, dass nur ich das kann.
Ich lege auf und ziehe mein Shirt über mein Kopf. Ein wenig Schlaf würde mir gut tun.

Am nächsten Morgen komme ich nur schwer vom Sofa, eher gar nicht. Ich beschließe einfach liegen zu bleiben. Ich schlafe nicht, ich bleibe einfach nur liegen. Mein Blick fällt zur Uhr. Mein Wecker hatte eh nicht geklingelt. Wozu sich jetzt noch zum College bewegen? Als meine Kraft wieder in mein Körper gelangte, stehe ich auf und mache mir etwas zu essen. Das Geschirr stapelt sich mittlerweile in der Spüle. Vielleicht sollte ich wirklich mal aufräumen. Kaya würde einen Herzinfarkt bekommen würde sie die Wohnung sehen, aber dazu kann ich mich nicht motivieren. Ich gehe ins Schlafzimmer und setze mich an den Schreibtisch. Das schwarze Notizbuch ist schneller aufgeschlagen, als ich überlegen konnte was ich schreibe.

Was ist Schmerz?

Es ist schwierig zu beschreiben, was Schmerz genau ist, es gibt zwei Arten den körperlichen Schmerz und den seelischen. Der körperliche ist ertragbarer, er vergeht, der seelische bleibt - er prägt dich, deine Persönlichkeit, dein Handeln. Es führt dazu, dass man Menschen, die man liebt, verletzt, von sich wegstößt oder auch von einem ähnlichen Schmerz beschützen will.

Ich reiße eine Seite raus und beschreibe sie, darauf reiße ich noch zwei andere hinaus und beschreibe sie ebenfalls. Als ich fertig bin verstaue ich die Seiten in eine Kiste die ich wieder in den Schrank stelle. Darauf widme ich mich wieder meinen Philosophieaufgaben. Nur damit ich nicht wieder zu ihr fahre.
Wie gerne ich sie bei mir hätte. In ihr verärgertes Gesicht schauen könnte, wenn ich sie wieder necke. Ihr zarten Lippen küssen, wenn ich es brauchte. Ihre langweiligen Romanzen mit ihr auf der Couch zu schauen bis sie auf meinem Schoß einschläft. Ihre Fragen was sie anziehen soll damit sie für mich gut aussieht - sie könnte einen Müllsack tragen und sie würde wunderschön darin aussehen. Ihr zusehen wie sie kocht. All das wie es vorher war, bevor sie gegangen ist.
Und ich merke wie ich nicht mehr dagegen ankämpfen kann.
Tränen rollen über meine Wangen auf den Holztisch.
Auch wenn ich es bestimmt schon getan habe, ich darf sie nicht verlieren.

Warum liebst du mich?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt