N A T H A NWährend Mom kocht, übernimmt Kaya die Aufgabe Lyran zu füttern, als wäre es selbstverständlich. Einige Minuten bleibe ich gegenüber von ihr sitzen und schaue sie an. Ihr breites Grinsen, sogar lachen. Wie kann es einen Menschen so erfreuen ein sabberndes Baby zu füttern? Schließlich stehe ich auf, weil mich eine Art von Schuldgefühlen überkommt, und verlasse die Küche. Ally sitzt vor dem Fernseher und schaut irgendeine Teenie-Serie. Ich setze mich zu ihr und sie schaut mich kurz an.
„ Ich mag deine Freundin, sie ist netter als Mira." sagt sie unschuldig, dabei war die Trennung schon 3 Jahre her also war sie fast 9, warum erinnert sie sich noch daran?
Vielleicht weil 3 Jahre nicht so viel sind wie es klingt?
Ich hasse meine innere Stimme.
Dennoch muss ich über Allys Kommentar schmunzeln, erst hatte ich Angst sie fasst es genauso schlimm, wie letztes Mal mit Mira, auf und ignoriert Kaya komplett.
„ Aber ich glaube sie nimmt Lyran statt dich mit, jedenfalls hat sie das gesagt." sie kichert, ich werde mich wohl nicht an ihre neue Zahnspange gewöhnen.
„ Hat sie das?" frage ich gespielt empört. Dabei kann ich mir das ganz gut vorstellen, wie sie mich einfach in Wisconsin lässt, hätte ich nicht die Tickets und würde sie sich trauen alleine zu fliegen.
„ Ja, damit ich nicht denke, dass sie dich mir wegnimmt."
Ich weiß nicht wie lange es her ist, dass ich meine Schwester, bis auf eine Begrüßung, in den Arm genommen habe, aber nun schlinge ich meinen Arm um sie und Ally schmiegt sich an mich.
„ Wie sollte Kaya meine nervige kleine Schwester ersetzen?" mit einem Grinsen schlägt sie gegen meine Brust. Auch wenn ich nicht oft zu hause war, oder mich gut um meine Schwester gekümmert habe - vor allen in den ersten Jahren - hab ich sie immer beschützt vor allem als sie in die Schule kam und die Jungs sie wegen ihrem leicht schiefen Zähne gehänselt haben, eigentlich ist es kaum aufgefallen, erst als nach und nach ihre Milchzähne rausgefallen sind. Die letzten zwei Jahre die ich nicht hier war, hat sich so viel verändert, Ally wird immer größer und meine Mutter beginnt ein neues Leben mit einen neuen Typen..
„ Kommt ihr?" Mom steht in der Tür, die zur Küche führt und hält die Tür auf damit sie nicht direkt zurückschlägt. Ally springt auf und rennt um die Couch in die Küche, während ich grade mal aufgestanden bin und in die Küche schleife. Kaya sitzt noch immer auf den Stuhl, aber hat meinen kleinen Bruder - ich werd mich wirklich nicht damit anfreunden können - auf dem Schoß.
„ Gib ihn her. Ich bring ihn ins Bett." ein Blick auf die Uhr reicht um zu merken, dass wir schon 20 Uhr haben. Kaya gibt meiner Mutter das Baby und sie verschwindet hinter mir durch die Tür mit dem Satz: „ Fangt ohne mich an." ich setze mich neben Kaya, die mich aufmerksam ansieht. Kein breites Grinsen, nur ein neugieriger Blick.
„ Iss was, du hast den ganzen Tag so gut wie nichts gegessen." sage ich und deute auf ihren vollem Teller. Mit einem Nicken wendet sie sich den Teller zu und beginnt zu essen.
Nach dem Essen fahren wir ins Motel zurück. Die Fahrt über schweigt sie, aber ich merke, dass sie irgendetwas wissen will, das will sie immer, vor allem wenn sie so still ist. Im Motel zieht sie ihre Jacke aus und Schuhe aus und wirft sich aufs Bett und mit einer Rolle rückwärts sitzt sie auf ihren Beinen und schaut mich an. Ich verkneife mein Grinsen nicht, aber ich kann nur den Kopfschütteln.
„ Was ist los? Du siehst nicht wirklich begeistert aus."
„ Naja ich kenne niemanden der keine Rückwärtsrolle kann." scherze ich und setze mich aufs Bett um meine Schuhe auszuziehen.
„ Wie lief das Gespräch mit deiner Mom?" ihre Arm liegen auf meinen Schultern und ihr Gesicht ist nah an meinem Ohr.
„ Gut, keinen Grund um mich aufzuregen." spiele ich es herunter. Ich spüre ihr nicken, aber sie lässt mich nicht los.
„ Ich liebe dich." bricht sie die kurze Stille, obwohl es mehr ein Murmeln in ihren eigenen Arm ist.
„ Ich liebe dich auch." meine Stimme ist ruhig, zu ruhig um ehrlich zu sein. Diese ganze Reise fängt schonmal nicht so an wie ich es mir erhofft hatte. Diese komische Stimmung zwischen uns, weil ich wieder meine Zweifel habe. Überhaupt diese Neuigkeiten, womit soll ich rechnen, dass, wenn ich wieder nach Wisconsin fliege, ich plötzlich mit einem Baby konfrontiert werde.
„ Ich gehe mich fertig machen." sie rutscht vom Bett und verschwindet ins Bad. Ich befreie mich von meinen Klamotten, reiche das Shirt zu Kaya ins Bad und warte bis sie zu mir ins Bett kommt.
Mit ihrem Kopf schmiegt sie sich an meine Brust und schließt die Augen. Vielleicht sollte ich morgen doch mit ihr darüber reden, oder nächste Woche, oder doch nicht.. Keine Ahnung was ich auch sagen soll. Keine Ahnung was ich selbst genau will. Außerdem ist es schön sie glücklich zu sehen, es hätte auch ganz anders ausgehen können, warum beschwere ich mich dann? Dass ich mich wahrscheinlich jedes Mal schuldig fühle, wenn das Thema Kinder aufkommt und sie versucht zu überspielen wie sehr sie das eigentlich trifft? Fuck, bitte lass diese zwei Wochen nicht allzu lang werden. Ich will nicht ständig damit konfrontiert sein, obwohl es der komplett falsche Zeitpunkt ist darüber nachzudenken.
Du weißt wie ein Vater nicht sein sollte, wirst du, wenn es irgendwann soweit sein sollte, ein guter Vater sein.
Die Worte meiner Mutter hallen durch meinen Kopf. Vielleicht hat sie ja recht, aber wie soll ich ein guter Vater sein und mich um ein Kind kümmern wenn ich selbst nicht mal schaffe was ordentliches zu machen? Ich bin weder ein gutes Vorbild, noch könnte ich ihn etwas beibringen.
Kayas Atem ist mittlerweile ruhig und regelmäßig, also ist sie eingeschlafen. Ich will sie nicht verlieren, ganz und gar nicht, es war mein ernst als ich sagte, dass ich mein Leben mit ihr teilen will, aber ich will sie auch glücklich machen, aber das wird sie nicht, wenn sie irgendwann merken sollte, dass sie bei einem anderen glücklicher sein wird als bei mir..
Ich glaube, dass ist wovon meine Mutter gesprochen hat.
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Warum liebst du mich?
General Fiction{ 1. Warum willst du mich? 2. Warum liebst du mich? 3. Weil es weh tut wenn du gehst. (Spin off) } ( Fortsetzung!!) Nach der Trennung von Nathan versucht Kaya allein zurecht zukommen. Josh, Nura und ihre beste Freundin, Jo, versuchen ihr dabei...