Chapter Thirty-Nine

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N A T H A N

In der Küche lehne ich mich gegen die erhöhte Ablage. Egal was meine Mutter mir jetzt sagen will - ich bin wütend, auch wenn ich nicht den besten Draht zu meiner Mutter habe, dass sie ein Kind bekommt hätte sie mir ruhig sagen können.
„ Also.. Dann erklär mal." meine Mutter knetet ihre Hände und läuft um die Kücheninsel sodass ich mich zu ihr umdrehen muss.
„ Kennst du noch Raymond Trust?"
Soweit ich mich erinnern kann, wohnt er zwei Straßen weiter. Manchmal kam er zu uns um auf Ally und mich aufzupassen, oder eher auf Ally, weil ich sehr viel scheiße gebaut habe und meine Mutter sie mir nicht anvertraut hatte, zu recht. Er war nett, zu nett, gruselig nett.
„ Ja?" Sie stellt mir ein Glas Wasser hin, obwohl ich wirklich nichts trinken wollte, aber sie ist nervös und wenn sie nervös ist, muss sie irgendetwas nebenbei tun. Schließlich nehme ich doch einen Schluck, weil meine Kehle, bei den Anblick von Kaya mit dem Baby auf dem Arm, komplett ausgetrocknet ist. Sie wäre eine gute Mutter, ich jedoch kein guter Vater und das ist das letzte dass ich einem Kind antun will... Das selbe was ich oder Kaya durchmachen mussten, auch wenn ich nicht drogenabhängig bin oder mein Kind schlagen würde, aber ich komme nicht gut mit Kindern klar - kam ich noch nie.
„ Seitdem du auf dem College bist, haben wir uns entschieden eine Beziehung zu führen. Es funktioniert und ich bin glücklich damit, Lyran war nicht geplant gewesen, aber wir sind wahnsinnig glücklich darüber. Ich wusste nur nicht wie ich es dir erzählen soll."
Prüfend betrachte ich sie. Während eben in mir die Wut hochkam, kommt jetzt irgendwie Freude in mir hoch. Nicht über das Baby, sondern dass meine Mutter jemanden gefunden hat mit dem sie glücklich ist und der sie auch gut behandelt, wie könnte ich jetzt ausrasten? „ Wenn du glücklich bist." sage ich schließlich schulterzuckend. „ Aber begeistert bin ich nicht." die Frage wie lange das schon vorher ging will ich nicht wissen, bevor ich aufs College gegangen bin und wieder von Mira getrennt war, war ich sehr oft weg auf Partys oder generell bei Freunden.
„ Das hab ich auch nicht erwartet." gibt sie zu.
„ Und ich gehe auf keine Hochzeiten mehr, auf gar keinen Fall." außer meiner eigenen.
„ Du warst nie auf einer Hochzeit."
Eigentlich will ich ihr es nicht sagen, keine Ahnung wie sie reagieren würde, doch ich muss.. „ Ich wurde mehr oder weniger gezwungen auf die Hochzeit von Dad zu gehen. Gar nicht so lange her." ihn Dad zu nennen liegt mir schwer, aber das war er nun mal, mein Vater..
„ Echt? Hast du wieder Kontakt zu ihm?"
„ Nicht wirklich, Kaya ist mit dem Sohn seiner neuen Frau befreundet und Dad hat sie darum gebeten mich zu überreden. Ich wollte nicht dahin, aber ich kann ihr nichts abschlagen, wenn sie mich um etwas bittet, geschweige denn mit ansehen wenn sie anderen eine verletzende Wahrheit sagen muss und sich schlecht fühlt."
„ Sie ist ein gutes Mädchen. Sie hat einen sehr guten Einfluss auf dich." zustimmend nicke ich und nehme noch einen Schluck vom Wasser.
„ Es wird nicht funktionieren. Also genieße ich es solange bis es vorbei ist." verträumt schaue ich ins Glas, keine Ahnung wann mein Unterbewusstsein entschieden hat das ausgerechnet bei meiner Mutter anzusprechen.
„ Warum sagst du das?"
„ Weil sie... Egal irgendwann ist es so." Sie streicht mir über den Arm.
„ Sag, was ist los?"
„ Sie wird irgendwann merken, dass ich sie ihr nicht das geben kann was sie wirklich will, also wird sie nie wirklich glücklich sein, wenn sie mit mir zusammen ist."
Mitfühlend schaut das grüne Augenpaar meiner Mutter zu mir hoch. „ Was meinst du fehlt denn?"
Kinder, die Fähigkeit der Freund zu sein den sie sich wünscht, so vieles eigentlich.
Ich zucke die Schulter. „ Keine Ahnung, wir sind so verschieden."
„ Weißt du Schatz, Unterschiede sind nichts schlimmes, sie sind sogar gut, aber wenn du weißt was sie will und es etwas ist wo sich nicht so leicht ein Kompromiss machen lässt und es etwas mit eurer Einstellung zu tun hat... Dann musst du überlegen, ob sie es Wert ist, dass du dich änderst, nicht zwingend ihren Wunsch erfüllst, aber statt es - wie du es so oft tust - direkt abzustreiten und stur zu bleiben, es dir wenigstens zu überlegen. Es gibt Wünsche, wenn eine Frau sich diesen einmal in den Kopf gesetzt hat, dann will sie das unbedingt und da rede ich nicht von einer neuen Handtasche oder Schuhe, sondern etwas was deine Zukunft bestimmt, Hochzeit, Kinder, ein eigenes Haus, wo man leben will, sowas. Und genau bei sowas aneinander zu raten ist einfach, aber wenn du sagst es lohnt sich für sie, ist es dir egal wo du lebst, wie du lebst, Hauptsache mit ihr, das gilt auch für sie."
„ Ich hab ihr gesagt sie soll sich die Pille verschreiben lassen, aber als sie beim Arzt war und mit mir darüber geredet hat war sie so.." ich suche das richtige Wort.
„ Niedergeschlagen?"
„ Ja.. Wir haben das Thema schonmal kurz angeschnitten und sie hatte sich direkt zurückgezogen, als ich sagte ich will keine Kinder."
„ Aber warum willst du keine?" sie fragt nicht wie eine Mutter, die hofft ihre ersten Enkel zu bekommen, sondern ganz.. unparteiisch. Ich schaue sie an.
„ Ich glaube kein guter Vater sein zu können, ich hab Angst das ich so werde wie Dad." ich leere das Glas, den Gedanken auszusprechen fühlt sich komisch aber gleichzeitig ist erleichternd an. Es ist eindeutig zu früh über Kinder nachzudenken, wir gehen noch zum College und wer sagt, dass es danach Zeit für Kinder ist, aber das Thema fühlt sich durch dieses Gespräch gestern so.. aktuell an.
„ Dann werd nicht so wie dein Vater. Ja, du hast dich nicht immer wie der beste Mensch auf dieser Erde verhalten, aber jeder macht Fehler, nur weil du vielleicht nicht immer vorbildlich warst, heißt das nicht, dass es zu spät ist dich zu ändern und da du weißt wie ein Vater nicht sein sollte, wirst du , wenn es irgendwann soweit sein sollte, ein guter Vater sein. Vielleicht ein wenig überfordert, aber auf jedem Fall besser als dein Vater es war."
Ich lächle. „ Danke." Sie drückt mich nochmal und es fühlt sich sogar gut an.
„ Mom!" Ally kommt in die Küche gewirbelt. „ Schau mal! Kaya hat mir Schmink-tipps gegeben, es sieht schon viel besser aus."
Mein Blick richtet sich auf das Mädchen mit dem Baby in den Händen. Sie bringt ihn zum Lachen und hat ein breites Lächeln im Gesicht. Fuck, sie sieht so glücklich aus..
„ Sorry, falls wir stören, sie ist losgestürmt." eine leichte Röte ziert ihre Wangen, während sie Lyran auf ihren Unterarm setzt und festhält.
„ Wir sind sowieso fertig." sage ich und stehe auf um zu Kaya zu gehen. Wie könnte ich ihr etwas abschlagen, was sie so glücklich macht? Ja, ich habe Angst, aber bis es soweit ist dauert es noch.
„ Darf ich?" ich strecke meine Hände aus. Sie schaut mich etwas verwundert aber auch fröhlich an als sie mir meinen kleinen Bruder reicht. Das letzte Baby was ich gehalten habe war Ally und ich hätte sie fast fallen gelassen, also passe ich dieses Mal besser auf. Ich darf ihn vielleicht eine halbe Minute im Arm halten, dann schreit er los.
„ Ist ja gut, ich gib dich ja schon zurück." Kaya nimmt ihn mir ab und er ist sofort still, sie hat nicht mal etwas gemacht. Sagt das nicht schon alles aus? Kinder mögen mich nicht.
„ Das wird noch, wenn er sich an dich gewöhnt hat." sagt Kaya als könnte sie meine Gedanken lesen. „ Du musst nur ruhiger sein."

Warum liebst du mich?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt