Sein Revier

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Im Wohnzimmer erblickte ich Brian, der wohl auf meine Entscheidung wartete. Er sass mit dem Rücken gegen die Couch gelehnt am Boden.

Er muss wohl ziemlich gedankenversunken sein, wenn er mich nicht bemerkt.

Auf leisen Sohlen schlich ich zu ihm hinüber und tippte auf seine Schulter.
Auf seine Reaktion war ich aber nicht gewappnet und erschrak mich selbst.

Er sprang so schnell vom Boden auf, dass ich einen Sprung nach hinten tat und in Verteidigungsposition ging.

Nach einem kurzen Moment realisierte ich, was gerade passiert war und fing an zu lachen. Ich konnte mich nicht mehr beruhigen. Einerseits, weil mein Plan, ihn zu erschrecken nicht ganz so gelaufen war, wie ich wollte und andererseits, weil er genau in diesem Moment ziemlich blöd aus der Wäsche guckte.

Ein paar Minuten später gelang es mir, mich langsam zu beruhigen. Nicht ganz einfach, wenn er immernoch komisch schaute.

„Also gut. Ich bleibe.", teilte ich ihm zwischen meinem Lachen mit.

Mein Herz machte einen riesen Sprung. So ein warmes lächeln, wie jetzt hatte mir noch nie jemand geschenkt.

„Du wirst es nicht bereuen, Prinzessin", freute er sich und strahlte über beide Ohren.

„Nenn mich nicht Prinzessin.", grummelte ich zurück und fing an meine Entscheidung zu bereuen.

Er jedoch ignorierte es und fragte mich, was ich denn gerne machen wollte.
Und bevor er die Möglichkeiten aufzählen konnte, begann mein Magen sich mal wieder zu melden. Zu meinem Leid nicht leise.

Er grinste und lief in die Küche.
Mir fiel auf, dass ich mich hier im Haus noch gar nicht umgsehen hatte. Ich folgte ihm in die Küche und sah, wie er schon alles fürs Essen bereit stellte.

„Brian, darf ich mich hier umschauen?", fragte ich ihn. Er schaute mich an und erklärte mir, dass ich mich hier wie zu Hause fühlen solle. Es sei jetzt auch mein Heim. Prinzessin.

Was hat es mit diesem Wort auf sich? Nannte er alle Frauen so? Obwohl, wenn ich ihm glauben konnte gab es keine Frauen.

Was ich sehr komisch fand, denn er war ein mehr als anschaulicher, schöner Mann.

Also musste er entweder Schwul sein (diese Ader hatte ich aber noch nicht gesehen) oder er war gestört.
Bei meinem Glück würde es eher letzteres werden.

Bis jetzt hatte ich nur die Küche, das Wohnzimmer und mein Zimmer mit eigenem Bad gesehen.
Auf diesem Stock hatte es noch zwei weitere Zimmer und ein weiters Bad. Die anderen beiden Zimmer hatten kein eigenes Badezimmer, so wie meins.

Draussen vor der Eingangstüre befand sich eine schöne Veranda.
Hinter dem Haus war ein riesiger Rasen mit Grillstelle, Tisch und Stühlen, eine Hängematte, welche an zwei Bäumen befestigt war und einen kleinen Teich.

Wow, das sieht einfach traumhaft aus. Da fühle ich mich wirklich wie eine Prinzessin.

So schnell der Gedanke kam, so schnell vertrieb ich ihn mit einem Kopfschütteln wieder.

Um den Rest des Hauses zu sehen, ging ich wieder rein und lief die Treppe hinauf.

Oben angekommen empfing mich eine sehr bequem aussehende Couch, ein Sessel und ein riesiges Bücherregal, gefüllt mit Büchern aller Art.
Dies war meine Welt. Ich lief ein paar Schritte weiter in den Raum und entdeckte die Tür zu Brians Zimmer. Die Tür stand offen.

Soll ich rein gehen?

Nunja, offene Türen waren doch eine Einladung rein zu gehen.

Sein Zimmer war riesig. Majestätisch brachte es besser auf den Punkt. In mitten des Zimmer stand sein King-Size-Bett.
Dieses Zimmer hat zwei weitere Türen. Eine führte in sein Badezimmer mit eigener Sauna, Regendusche und Whirlpool. Die andere Tür führte in seinen begehbaren Kleiderschrank.

Welcher Mann hat den einen solch grossen Schrank?? Geschweige denn braucht das?

Kopfschüttelnd drehte ich mich und und kam nicht mehr aus dem Staunen raus.
Ein Bild fesselte meinen Blick. Es war ein riesiges Bild vom Wald. Genau gegenüber vom Bett, so dass man es sah, wenn man drin lag.

Ich stand vor dem Bild und konnte meinen Blick nicht davon abwenden. Es hatte etwas magisches, anziehendes an sich.

„Das ist mein Revier, Prinzessin.", flüsterte er mit tiefer, bestimmender Stimme in mein Ohr. Ich erstarrte. Er stand mir so nah, dass sein Duft mich einhüllt. Mal wieder.

Ich drehte mich behutsam um, nur um festzustellen, wie nah er mir war.

Zu nah! schrie mein Hirn Alarm.

Wir waren fast Nase an Nase. Ich machte einen Schritt nach hinten und merkte, dass es nicht weiter ging. Ich war an der Wand angekommen.

Er hatte das auch festgestellt, denn er legte seine Hände neben mich an die Wand. Eine links und eine rechts. Jetzt war ich gefangen. Auf einem Ausweg suchend kam er mir näher. Ein knurren oder grollen bildete sich in seinem Hals.

Bilde ich mir das ein oder leuchten seine Augen irgendwie?

„Niemand kommt einfach so in mein Revier.", sagte er und kam noch näher.

Ich lehnte den Kopf an die Wand, um ein kleines bisschen Abstand zu gewinnen.

Ein Lächeln stahl sich auf mein Gesicht und ich entgegnete: „Doch ich."

Nicht auf solch eine Antwort gefasst stockte er kurz und das war mein Moment, um unter seinen muskulösen Armen hinweg zu huschen.

So schnell ich konnte, flitzte ich die Treppe hinunter direkt in die Küche, in welcher es lecker duftete.

Er jagte mir hinterher und blieb stehen, als er sah, dass ich das Essen aus dem Ofen nahm. „Essen ist fertig."

White WolveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt