Nachricht

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Nach all dem drum und dran, den Fragen, ob ich denn Mann gesehen hätte, geschweige denn kennen würde, wieso er mein Auto nahm und ob ich in dieser Sache mit drin stecken würde, durfte ich endlich raus aus dem Polizeigebäude.

Ich entschied mich nach diesem stressigen Tag einen Umweg zu laufen, denn ich hatte keine Lust in meine öde Wohnung zu gehen. Es würde sowieso niemand auf mich warten.

Ich hatte schon mein Leben lang Probleme eine Freundschaft oder Beziehung länger als ein paar Monate aufrecht zu halten.

Also schlenderte ich gedankenverloren und auf den Boden blickend in der Gegend rum, bis mich jemand anrempelte.
Ich wollte gerade ausrufen, er solle doch die Augen offen haben, doch als ich aufsah, blieben mir die Wörter im Hals stecken. Geradewegs schaute ich in diese intensiv blickenden Augen. Er war es, der von der Polizei verfolgt wurde!

Doch als ich nur schnell blinzelte um mir sicher zu gehen, dass ich nicht träumte, war er nicht mehr da.

Enttäuscht strich ich meine Kleider zurecht, schaute mich nochmals um und machte mich auf den Heimweg. Kurz vor dem Haus, als ich den Schlüssel rauskramen wollte, bemerkte ich einen Zettel in meiner Tasche.

Merkwürdig. Ich konnte mich nicht erinnern, eine Notiz gemacht zu haben. Neugierig fing ich an, den Zettel aufzufalten, um zu lesen, was darauf stand, als gerade ein Nachbar in meinem Blickfeld erschien.

Urgh! Ein ziemlich gruseliger Nachbar. Er sah schon von Weitem wie ein Pädophiler aus, dem man nur zu gerne schnell aus dem Weg lief.
Doch dieses Mal war es zu spät.. Er rief bereits meinen Namen.

Oh scheisse! Bitte nicht jetzt.

„Aah, Sophie, endlich treffe ich dich hier! Ich habe schon den ganzen Tag auf dich gewartet, als ich in den Nachrichten sah, was passiert ist. Geht es dir gut?"

Das war Josh. Der Nachbar, dem man gerne aus dem Weg ging. Nicht nur weil er einen ansah, als hätte er den Röntgeblick und sehe alles, sondern auch weil er stank, als würde er nie duschen.
Er war klein und etwas mollig. Seine hellen Haare hatte er mit zu viel Gel zurückgestrichen.

„Ja Josh, es geht mir gut. Schliesslich wurde ich ja nicht bedroht oder so was."

So schnell ich konnte, ohne dass es nach einer Flucht aussah, lief ich die Treppe hoch, in den Stock, in welcher meine Wohnung war.

„Kennst du den Täter etwa, dass er einfach so dein Auto hatte?"

Perplex sah ich ihn an und hasste ihn noch mehr dafür, dass er mir so etwas unterstellte.

„Was? Nein! Ich wusste nicht mal, dass mein Auto gestohlen wurde, bis ich es an mir vorbeiflitzen sah..!", antwortete ich genervt, sperrte meine Wohnungstür auf, ging rein, schnauzte ihn an: „Es war nicht meins, denn das steht unversehrt unten!", und schlug sie ihm vor der Nase zu.

Endlich war ich alleine. Sobald ich mich beruhigt hatte, nahm den Zettel wieder aus meiner Tasche, an den ich mich nicht erinnern konnte, dass ich ihn geschrieben hatte.
Als ich ihn auffaltete, überkam mich immer mehr dieses flauhe Gefühl, dass etwas nicht stimmte.

Endlich hatte ich es geschafft, mit zittrigen Fingern, den Zettel aufzufalten. Neugierig las ich, was darauf stand und mir stockte der Atem. Auf dem Zettel stand doch wirklich:

Pass auf dich auf! Bis bald.

Das war alles?! Kein Name, kein Kürzel oder sonst was?

Was soll ich denn davon halten?

Irgendwie enttäuscht ging ich duschen und legte mich ins Bett.
Ich war so fix und fertig, dass ich sofort wegtrat.

Diese Augen, immer wieder diese Augen. Sie verfolgten mich in meinem unruhigen Schlaf, welcher schon immer unruhig war. Doch als mir diese Augen in meinem Traum zuzwinkerten, schrak ich auf und war voller Adrenalin, was mich nicht mehr schlafen liess.

Ich war so abgelenkt, dass ich nicht einmal bemerkte, dass ich seit langem das erste Mal nicht vom Unfall geträumt hatte.

Mich liess diese Ahnung nicht mehr los, dass ich diesen Mann von irgendwo her kannte. Ich wusste nur nicht woher.

White WolveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt