Eleanor

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Sophie:

Irgendwie stärkte mich das Wasser.
Kurz vorher verliess mich meine Kraft aus dem Nichts und Brians Arme fingen mich auf, bevor ich stürzen konnte.
An ihn gedrückt stiegen wir beide zusammen in die Dusche.
Aber jetzt merkte ich, wie jeder einzelne Muskel wieder zu Kräften kam.
Ich wusste ja schon immer, dass duschen gut tat. Aber in diesem Masse hätte ich nie gerechnet.
Auch Brian merkte, dass ich wieder stärker wurde, denn seine Arme lockerten sich so weit, dass ich alleine stehen musste, er mich aber trotzdem noch in den Armen hielt.
Ich hob meinen Kopf, um nach ihm zu schauen. Zu meiner Überraschung war er kein bisschen entsetzt, überrascht oder verstört, wie ich es einen kurzen Moment war. In seinen Augen spiegelte sich purer Stolz.

Fertig geduscht und mit nassen Haaren sass ich draussen am Tisch und wartete, bis Brian kam.
Er hatte mir gesagt, dass er schnell etwas erledigen müsse, aber bald wieder bei mir wäre. Mit diesen Worten war er als Wolf im Wald verschwunden.
Ich beobachtete gerade einen Raben, der in diesem Moment in meine Richtung fliegte. Ich sah, wie der Wind mit seinen Federn spielte und dieser das genoss.
Der Rabe änderte seine Richtung und fliegte über die Bäume hinweg.

Wie schön das sein muss, die Schwerelosigkeit und der Wind zu geniessen.
Ich würde allen auf den Kopf kacken, die ich nicht mag.

Ein Schmetterling riss mich aus den Gedanken, als dieser auf meiner Hand landete. Behutsam hob ich sie, um den Schmetterling näher zu betrachten.
Er war wunderschön.
Sein Farbenspiel schimmerte von jedem Winkel aus anderst. Fast so, als könnte er diese ändern. Ein kleiner Windstoss kam und der Schmetterling liess sich mittreissen und glitt ein paar mal um mich herum, bevor er verschwand.
Ich war überwältigt, wie schön die Natur sein kann.

In diesem Moment kam Brian aus dem Wald gelaufen.
Er kam auf mich zu und ehe ich aufstehen konnte, riss er mich in seine Arme und drückte mich fest an sich.
Er drückte noch ein bisschen fester, nur um danach einen Arm zu lockern.
Seine freigwordene Hand legte er an meine Wange und strich sie sanft.
Auf einmal legte er sie hinter meinen Nacken und ich schaute ihn erschocken an. In seinen Augen spiegelte sich so viel Schmerz wider, dass ich nicht hinschauen konnte.
„Ich hab dich schrecklich vermisst, Prinzessin.", flüsterte er mir zu.
Jetzt schaute ich doch in seine Augen und ich sah Sehnsucht und Erleicherung. Ehe ich etwas erwiedern konnte, drückte er seine Lippen auf meine.
Es war ein fordernder, leidenschaftlicher Kuss und ich konnte daraus fühlen, wie es ihm ging.
Genauso wie mir. Mein Magen zog sich zusammen und in meinem ganzen Körper breitete sich dieses angenehm flaue Gefühl aus. Es kribbelte überall.

Oh Gott, und wie ich dich vermisst habe!

Beide nach Luft schnappend lösten wir uns von einander und ich konnte fühlen, wie meine Wangen glühten.

„Also du bist mir eine Geschichte schuldig.", neckte er mich und lächelte frech.
Er wusste genau, wie meine Gefühle gerade verrückt spielten.
Als ich sie einigermassen geordnet hatte nickte ich und begann zu erzählen.
Ich erzählte ihm von meiner Familie, welche ich getroffen hatte.
Wehmütig dachte ich an die schönen Momente, die wir hatten.
Ein Kloss bildete sich in meinem Hals und ich musste mich räustpern, um weiter erzählen zu können.
Brian hang an meinen Lippen, während ich ihm auf diese Weise meine Familie vorstellte.
Dann kam ich an die Stelle, an der ich von Brians Traum weggezerrt wurde und mich in einer düsteren Landschaft wieder fand.
„Brian, diese Stimme.. dieser Mann.. es war der Mörder meiner Familie.", ich stockte kurz.
Er sagte nichts, um mich nicht zu unterbrechen, sondern wartete bis ich weiter erzählte.
„Als ich dieses Gesicht sah, stockte mir der Atem. Er hatte Narben übers gange Gesicht.", während ich das erzählte, sah ich, wie Brian betete, dass es nicht das war, was er dachte.
„Bei genauerem hinsehen erkannte ich es.. es war dein Vater.", beendete ich diesen Satz schwerfällig.
Ich sah, wie es ihm immer unwohler wurde und er nicht wusste, was er sagen sollte.
Meine Hand glitt zu seiner und hielt sie fest.
„Du musst nichts sagen. Ist schon gut."
Dankbar lächelte er mich an und ich fuhr mit der Geschichte fort.
„Brian, du hattest immer recht mit deiner Vermutung."
Er lächelte mich an und zwinkerte mir verspielt zu und ich kneifte ihn darauf in den Arm.
Dann erzählte ich ihm, vom letzten Gespräch mit meiner Familie und der Hinweis von meinem Vater.
Eine Weile sagte niemand etwas, weil ich ihn das alles verdauen lassen wollte.
„Wer ist Eleanor und wo ist sie?", fragte Brian mich verstört.
Ich lächelte ihn an, zog ihn an der Hand und sagte ihm: „Komm mit."

White WolveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt