Elenas Tod

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Ein Schrei riss mich aus dem Schlaf.
Ich war so schnell aus dem Bett gesprungen, dass mir im nächsten Moment kurz schwindlig wurde, was mich aufhielt sofort nach unten zu sprinten.
Gagen den Schwindel kämpfend, tastete ich mich an der Wand entlang nach unten.
Kaum war ich um die Ecke, sah ich was los war.

Oh ooh..

James und Joanna standen sich in der Küche gegenüber. Joanna hatte ein Messer gezückt und hielt es schützend vor sich in seine Richtung, während er mit erhobenen Händen da stand und wartete, bis sie das Messer weg legte.
Doch ich sah ihr an, dass dies nicht geschehen würde.
„Guten Morgen.", unterbrach ich die beiden beim Starrwettbewerb, mit gereizter Stimme, während ich an ihnen vorbei lief.
Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, da ich die verdutzten Blicke der beiden in meinem Rücken spürte. Mit einem verstohlenen Grinsen drehte ich mich mit einem Orangensaft in der Hand,welcher ich aus dem Kühlschrank genommen hatte, zu ihnen um.
„Sophie, bist du jetzt total übergeschnappt?!", schrie mich Joanna fast an.
„Nö, wieso meinst du?", reizte ich sie und sah mich scheinheilig nach etwas um, was nicht da war.
Joanna sah aus, als würde sie bald explodieren und James raffte hinten und vorne nicht, was hier ablief.
Dann konnte ich mich nicht länger beherrschen und ich prustete los.
„Ihr hättet mal eure Gesichter sehen sollen.", brachte ich raus, sobald ich mich ein bisschen gefasst hatte.
Irgendwann sah ich, dass sie das Messer immer noch fest im Griff hatte.
„Joanna, leg das Messer weg, er wird niemandem was tun."
Bevor sie überhaupt in Erwägung ziehen konnte, das Messer weg zu legen, kam Brian von draussen rein und sah die selbe Situation wie ich, nur dass ich noch immer lachend beim Kühlschrank stand.
Auch er musste schmunzeln, als er sah, was los war.
Fragend sah er mich an, doch ich schüttelte nur lächelnd den Kopf.
„Joanna. Ich hatte euch nicht so früh erwartet.", begann Brian zu sprechen.
„Aber früher oder später wäre es so oder so zu dieser Situation gekommen.
Du kannst das Messer weg legen, er tut uns nichts."
Langsam öffnete sie die Schublade und löste nach und nach die Finger, um es hinein zu legen.
Sobald die Schublade wieder zu war, erlaubte James sich, die Hände zu senken und atmete erleichtert auf.
„Was genau ist hier los?", getraute Joanna sich endlich zu fragen.
„Joanna", begann James zu sprechen, stockte aber kurz, als diese ihm eine Blick zuwarf, der ihm alle Schande zu sagen schien. „Es tut mir schrecklich leid, was ich alles zu Unrecht getan habe. Ich habe schreckliche Fehler gemacht. Ich weiss eine Entschuldigung lässt nichts ungeschehen machen, aber es ist ein Anfang."
Gebannt sahen wir alle zu ihr, um zu sehen, wie sie reagieren würde.
In ihrem Gesicht spiegelten sich verschiedene Emotionen wieder.
Ratlosigkeit, Überraschung, Vergebung, Verzweiflung, Mitleid, Wut und sogar ein bisschen Verständnis.
Am Ende nahm sie seine Entschuldigung an, blieb aber misstrauisch.
„Okay. Das erklärt aber nicht, wieso er hier geschlafen hat.", sprach sie skeptisch von ihm, als wäre er nicht im selben Raum.
„Er war gestern bis spät mit uns weg und da haben wir ihm angeboten hier zu schlafen.", erklärte ich ihr kurz und knapp.
Brian, der mittlerweile neben mir stand, räusperte sich, ehe er zu sprechen begann.
„Naja, genau gesagt, hat er nicht nur diese Nacht hier geschlafen. Er kann nicht mehr zurück und wird deshalb hier bleiben."
Ich hätte mich fast an meinem Orangensaft verschluckt, als ich das hörte. Ungläubig sah ich Brian an.
„Meinst du das ernst?"
Ein kleines Lächeln huschte ihm übers Gesicht und er nickte einmal, sah aber ununterbrochen zu Joanna.
Diese hatte frustriert geschnaubt, was klar werden liess, dass sie ziemliche Bedenken hatte.
Doch das nahm ich nur verschwommen war, weil mir Brians Worte im Kopf widerhallten.

Er kann nicht mehr zurück..

„Moment mal. Wieso kannst du denn nicht mehr zurück?", stellte ich meine Frage direkt an ihn.
James sah mich lange an und überlegte, wo er denn anfangen sollte zu erzählen. Dann sah er hilfesuchend zu Brian und dieser atmete aus, bevor er begann zu sprechen.
„Also gut. Setzt euch hin.", war alles, was er sagte, bis wir uns an den Tisch gesetzt hatten.
„James ist vor ein paar Tagen vor der Grenze aufgetaucht, als ich Patrouille hatte. Er war als Mensch dort, schwer verletzt und hatte mir versichert, dass er alleine war und mir nichts tun würde. Also verwandelte ich mich in einen Menschen und wir sprachen miteinander. Er entschuldigte sich aufrichtig bei mir und ich spürte seine Schuldgefühle. Während ich ihm half ihn zu verarzten, erzählte er mir von seiner Situation. Er kann nicht mehr zurück, weil jemand anderes die Führung übernommen hatte. Er weiss nicht wer, aber Josh tat alles für diesen Jemand. Er hätte sogar ihn getötet, wenn er nicht stärker als er gewesen wäre und sich verteidigen konnte. Es gab ein Aufstand in seinem Revier. Alle denken, dass er irgendwo im Wald liegt und an seinen Verletzungen erlegen ist."
Geschockt schaute ich zwischen den beiden hin und her.
„Und wann hattest du vor mir das zu erzählen?", fragte ich Brian gereizt.
„Heute.", war alles, was er dazu sagte.
„Ja klar. Das sagst du dann, wenn du es uns gezwungenermassen erzählen musstest.", vernichtete ich gereizt seine Antwort.
„Sophie, er sagt die Wahrheit. Er wollte dir nicht deinen Geburtstag verderben, deshalb wollte er es heute erzählen.", schaltete James sich ein.
Sofort breiteten sich Schuldgefühle in mir aus.
„Tut mir leid. Ich weiss nicht, was mit mir los ist, ich wollte nicht gemein sein.", versuchte ich meine Laune zu entschuldigen.
„Schon gut, Prinzessin.", sagte Brian, während er mit einer Hand meine Wange streichelte.
„Du hast bestimmt einfach nur Hunger."
Damit hatte er recht, denn auf die Sekunde, als er das gesagt hatte, knurrte mein Magen.
Ich konnte nicht verhindern, dass mir eine leichte Röte in die Wangen stieg und Brian konnte nicht anders, als zu grinsen.
„Warte hier, ich bring dir was.", sagte Brian und stand auf, drehte sich noch mal in unsere Richtung und sah uns eidringlich an.
„Ach ja, bevor ich's vergesse. Kein Wort über das was ich euch erzählt habe an irgend jemanden. Niemand soll erfahren, dass James bei uns ist. Ich hab schon dafür gesorgt, dass keiner in die Nähe des Hauses kommt. Joanna, deinen Wil werde ich darüber informieren, sobald er hier ist."
Dies war ein Befehl, das konnte ich spüren. Joanna nickte wie erstarrt und sah ihn mit grossen Augen an.
„Du kannst jetzt gehen, wenn du willst.", fügte er hinzu und Joanna löste sich langsam aus ihrer Starre und verschwand in ihr Zimmer.

White WolveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt