Joanna

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Ächzend versuchte ich mich aufzusetzen, was sich als unmöglich herausstellte. Meine Rippen liessen es nicht zu, dass ich mich aufrichten konnte. Durch das schmerzerfüllte Ächzen zog ich die Aufmerksamkeit auf mich.
„Bleib liegen.", sagte die Frau und drückte mich sanft ins Bett.

Ich liege in einem Bett!

Seit einiger Zeit hatte ich kein Privileg, mich in ein Bett zu legen.
„Du wurdest übel zugerichtet.", sprach die Frau weiter.
„Ach was du nicht sagst.", versuchte ich ein Witz zu machen, was mir extreme Schmerzen einbrachte.
„Joanna.", sagte sie ganz leise zu mir.
„Mein Name ist Joanna."
Dankbar lächelte ich sie an. „Freut mich. Ich bin-„, begann ich.
„Sophie. Ja ich weiss. Und du bist schwer verletzt, du solltest dich ausruhen."
Das alles ging mir doch zu schnell und ich nickte bloss und schloss die Augen.

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„Das könnt Ihr nicht tun! Sie ist verletzt!", riss mich das Geschrei aus dem Schlaf.
„Ich kann tun und lassen was ich will, Joanna. Und du hast mir zu gehorchen oder willst du auch so enden wie sie?!", kam eine Antwort von einer bekannten Stimme.
Langsam richtete ich mich auf und lief in Richtung der Stimmen.
„Aber sie ist..", begann Joanna ein Gegenargument.
„Joanna.", warnte die Stimme bedrohlich. Das war James's Stimme.
„Ich dulde keine Unfolgsamkeit."
„J-j-ja Sir.", gab sie klein bei.
„Schon gut, du musst mich nicht in Schutz nehmen.", unterbrach ich die beiden mit krächzender Stimme.
Sie waren so in das Gespräch vertieft gewesen, dass sie mich nicht gehört hatten, als ich mich näherte und nun erschraken.
Während James sich schon wieder gefasst hatte und zu grinsen begann, hatte Joanna einen entsetzten Ausdruck. „Aber Sophie, er hat nichts Gutes mir dir vor.", wollte sie mich warnen.
„Schon gut. Da muss ich wohl oder übel durch. Und ich will nicht, dass er es an jemand anderem auslässt.", lächelte ich sie an.
Im Augenwinkel sah ich, wie sein dämliches Grinsen noch breiter wurde.
Ich wandte meinen Kopf zu ihm und fauchte ihn an. „Na schön. Was willst du?"
Unschuldig wie er tat, hob er die Hände, als würde er sich ergeben.
„Wow, Kleine. Beruhige dich. Schliesslich liegt es in meiner Hand, wie du behandelt wirst."
Ungeduldig schaute ich ihn an, bis er endlich nach Luft schnappte, um zu reden.
„Ich will, dass du mit mir zu Abend isst."
Bevor er weitersprechen konnte, wurde er schon mit einem bestimmenden „Nein" unterbrochen.
„Ich dulde kein nein, Kleine. Du hast keine Wahl. Heute um 18:00 Uhr werde ich dich erwarten. Joanna weiss bescheid und wird dich angemessen kleiden und dich zu mir bringen."
Mit diesen Worten drehte er sich um und verschwand.

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Das Abendessen war überstanden und ich freute mich, dass ich bald wieder mehr Abstand zu James hatte.
In seiner Anwesenheit war mein Körper non-stop auf Alarmbereitschaft.
Ich wollte mich gerade erheben, um zu gehen, als James mich am Handgelenk packte.
„Wir sind noch nicht fertig, Kleine.", lächelte er mich an.
Innerlich verdrehte ich die Augen und betete, dass ich bald wieder in meine Zelle durfte.
Dort hätte ich wenigstens meine Ruhe.
„Setz dich zu mir.", forderte er, während er mich schon an meinem Handgelenk zu sich zog.
Als ich begriff, dass ich auf seinen Schoss sitzen sollte, stemmte ich mich mit meinem ganzen Gewicht dagegen.

Das hättest du gern, du selbstgefälliger Lustmolch!

Er liess ein bisschen los und ich ruderte mit einem Arm, um nicht aus dem Gleichgewicht zu fliegen.
Zu spät. Ich konnte mich nicht mehr fangen und flog rückwärts, direkt in einen Stuhl.
Meine Rippen meldeten sich wieder und ich musste die Zähne zusammenbeissen, damit nicht gleich eine Träne ihren Weg nach draussen fand.
Auf einmal spürte ich eine Hand an meiner Wange und erschrocken schaute ich hinauf, direkt ins Gesicht von James.
Ich wollte ihn treten, aber er stand auf meinen Füssen, weshalb ich sie keinen Zentimeter bewegen konnte.
Seine Hand strich mir eine Strähne, welche sich aus meiner Hochsteckfrisur gelöst hatte, hinters Ohr und positionierte sich in meinem Nacken.
Seine zweite Hand hob mein Kinn hoch, sodass ich ihn anschauen musste.
Langsam kam er mit seinem Gesicht meinem immer näher und ich konnte nichts tun, als zu zusehen, denn er hatte mich so im Griff, dass ich mich nicht wehren konnte.

White WolveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt