Der Wolf im Wald

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Brian:

Ich legte meine beiden Hände rechts und links neben ihr an die Wand.

Sie bringt mich definitiv noch um den Verstand.

Sie forderte mich immer wieder raus. Obwohl ihr das nicht einmal bewusst war. Ein grollender Laut bildete sich in meiner Kehle.

„Niemand kommt einfach so in mein Revier.", gab ich von mir und näherte mich ihr noch ein bisschen.

Wie gerne ich sie jetzt küssen würde.

In diesem Moment lehnte sie den Kopf an die Wand und ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht.

So wunderschön, aber auch gefährlich.

Ich war so vertieft in Gedanken über sie, dass ich nicht mit ihrer Antwort gerechnet hatte.

„Doch ich.", entgegnete sie mir und huschte unter meinem Arm hindurch.

Warte nur Prinzessin, dir zeig ichs noch.

Diese Gedanken trieben mich an und ich jagte ihr hinterher.

Doch als ich sah, dass sie gerade das Essen aus dem Ofen nahm, gab ich für den Moment auf und versprach mir, dass dies nicht das Ende war. „Essen ist fertig.", gab sie so unschuldig, wie nur möglich von sich.

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Am nächsten Morgen ging Sie gerade unter die Dusche. Ich schrieb ihr eine Notiz, dass ich draussen wäre und bald zurück sei.

Im Wald, als ich sicher war, dass mich niemend sah, verwandelte ich mich und rannte zwischen den Bäumen hindurch.

Die Zeit verlor ich komplett aus den Augen. Ich lief total in Gedanken versunken in der Gegend rum und achtete gar nicht, dass sie mich sah.

Als ich bemerkte, dass ich nicht mehr alleine war, blickte ich auf und sah, dass sie sich mir näherte.
Ich hatte Angst, dass sie mich erkennen würde.

Klar sieht sie nur einen Wolf, aber sie würde wohl meinen Duft erkennen. Meine einzige Hoffnung war es zu hoffen, dass sie das nicht bemerkte.

Wie angewurzelt blieb ich stehen, als sie noch näher kam. Kurz bevor sie mit ihrer Hand mein fast schwarzes Fell berühren konnte, wich ich geschickt aus. Sie verstand und liess die Hand sinken.

„Du bist ein sehr schöner Wolf.", gab sie von sich und ich wusste nicht, was sie vorhatte und wieso sie mit einem Wolf sprach.

Normalerweise rannten alle davon, wenn sie einen sahen. Aber nicht sie. Sie setzte sich auf dem Boden und musterte mich. Ich sah sie mit schrägem Kopf an.

Was hast du vor?

„Komm setz dich hier hin.", sagte sie und klopfte mit der Hand auf den Platz neben sich. Zögerlich und wachsam ging ich ein paar Schritte in ihre Richtung.

Ein strahlendes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht.

„Du kannst mich verstehen?", fragte sie neugierig. Diese Frage ignorierte ich gekonnt und liess mich mit sicherem Abstand zu ihr nieder.

Einen langen Moment verharrten wir in dieser Position und lauschten in den Wald hinein.

Ich vergass meine Achtsamkeit und legte meinen Kopf auf den Boden. Jetzt war ich in ihrer Griffnähe. Behutsam hob sie eine Hand und näherte sie meinem Kopf. Ganz sanft begann sie meine Ohren zu kraulen.

Wie schön sich das anfühlt.

Auf einmal stand sie auf und sagte, sie müsse wieder zurück.
Jetzt war ich hellwach.

Scheisse. Ich sollte vor ihr zurück sein.

Ich rannte so schnell ich konnte und mit grossem Bogen um sie, zurück Richtung Hütte. Kurz bevor ich aus dem Wald kam verwandelte ich mich zurück, legte mich in die Hängematte und tat so, als ob ich schon lange da lag.

Sophie:

Es tat so gut, einfach mal da zu sitzen und jemanden an der Seite zu haben, der einem irgendwie vertraut vorkam und der es genoss gekrault zu werden. Aber ich musste wieder zurück.

Am Waldrand angekommen, sah ich Brian, wier er dort in der Hängematte lag.

Ich lief zu ihm rüber. „Hei.", grüsste ich ihn und wollte schon weiter gehen.

„Wo warst du?", wollte er von mir wissen. Ich sah, dass es sich nicht lohnte zu lügen. Also gab ich ehrlich zu: „Ich war im Wald."

Erstaunt darüber, dass ich es zugab, schaute er mich an.

„Und was machst du jetzt?", fragte er neugierig.

„Ich muss schnell etwas nachlesen, ich hab da so ein Gefühl.", antwortete ich und stellte eine Gegenfrage, „Wieso willst du das wissen?"

„Nur so. Ich würde gerne etwas mit dir unternehmen.", kam es aus seinem Mund. „Darf ich also mitlesen?"

Erstaunt und erfreut darüber bejahte ich und holte das Buch.

„Du hast ein Buch dabei?", fragte er belustigt.

Und somit war meine Freude verflogen. „Immer.", antwortete ich grimmig und wedelte damit vor seiner Nase rum.

Als er sah, welches Buch ich geholt hatte, sah ich, wie er gemischte Gefühle bekam und sein verschmitztes Grinsen verschwand.

„Was ist los?", wollte ich wissen. Er wich meiner Frage aus und stellte selbst eine an mich. „Was hast du gehofft findest du da drin?"

Es war mein Buch über Legenden. „Nunja, ich hatte vorher eine Begegnung und jetzt will ich mir über meinen Verdacht sicher gehen.", gab ich zu.

Er bagann nervös zu werden. „Also wegen der Begegnung...", fing er an und ich schaute hoffnungsvoll zu ihm rüber.

Brian:

Oh, gar nicht gut. Sie ist meinem Geheimnis auf der Spur.

Ich überlegte mir, wie ich es ihr am besten erklären konnte, ohne, dass sie es durch das Buch erfahren würde.

Dafür brauchte ich aber noch ein bisschen Zeit. Ich fühlte mich noch nicht bereit, es ihr jetzt zu sagen. „Also wegen der Begegnung..", fing ich an und stoss mit absichtlichem 'Aus Versehen' das Glas auf dem Tisch um, da mir nichts besseres einfiel.

„Ooh scheisse..! Sorry, das tut mir schrecklich Leid.", begann ich mich zu entschuldigen, sprang auf und holte ein Trocknungstuch, während sie das leider schon nasse Buch versuchte zu retten.

Mit dem Trocknungstuch in der Hand kam ich wieder raus und streckte die Hand nach dem Buch.

„Gib mir das Buch, ich trockne es für dich.", versuchte ich die kurz vor dem durchdrehende Sophie zu beruhigen.

Ich nahm das Buch und trocknete es ab. Als ich fertig war, sah ich, dass sie völlig fertig war. Wegen eines Buches?

Ich wollte ihr Trost spenden und nahm sie in die Arme.
Sie liess es geschehen und entspannte sich. Jedoch nur für einen Bruchteil einer Sekunde.

White WolveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt