Besuch bei seinem Rudel

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Wir waren tief versunken in den Büchern, verzweifelt auf der Suche nach einem kleinen Funken Hoffnung.

„Wie wärs mit einer kleinen Ablenkung.", unterbrach er die Stille.

Fassungslos schaute ich ihn an, weil ich dachte, dass er wirklich Kuscheln meinte.

„Ich bin gerade nicht in der Stimmung dafür."
Sein Grinsen wurde grösser.
„Nein, Prinzessin, daran dachte ich nicht. Ich meinte, dass ich dir zeige, wie mein Rudel lebt.", schmunzelte er.

Ich liess erleichtert die Luft aus meiner Lunge raus.
„Oh ja, das wäre eine fantastische Ablenkung.", sagte ich motiviert.

Wir flitzten in seinem Geländewagen, einem Jeep Wrangler, durch den Wald und zwischen den Bäumen hindurch.
Er nannte dies einen Weg, aber den sah ich nicht. Das Gras hatte keine Spuren und die Bäume waren überall.

Ich nahm einfach an, dass er selten mit dem Auto zu seinem Rudel ging. Aber für jemanden in Menschengestalt wäre es noch ein langer Weg gewesen. Genau gesagt einen 2 Stunden-Marsch. Mit dem Auto waren wir in 20 Minuten da.
Er kannte den Wald in- und auswendig, denn er fuhr sehr schnell.

Die Bäume wurden ein wenig offener und die Sonnenstrahlen kamen besser durch die Bäume hindurch und fanden den Weg zum Boden.
Eine Minute später sah ich das erste Haus. Wir waren da!

Es sah aus wie ein idyllisches, kleines Dorf in mitten einer Lichtung. Ich sah, wie die Kinder draussen spielten, während die Mütter Wäsche aufhängten, kochten, lasen oder strickten.

In der Mitte des kleinen Dorfes war ein riesiger Brunnen. Neben dem Brunnen standen fünf riesige, lange Tische mit dazugehörenden Bänken.
Die Tische und Bänke wurden von einer riesen Überdachung gedeckt.

Brians Mutter hiess uns willkommen.

„Hallo ihr zwei.", begrüsste sie uns freundlich.
„Hallo Ma.", kam es von Brian und er umarmte seine Mutter. Seine Mutter löste sich von ihm und umarmte zu meiner Überraschung auch mich. „Hallo Sophie."
„Hallo Gabriela.", lächelte ich sie an.
„Was führt euch hierher?", wollte sie wissen.

„Wir brauchten eine Pause von unseren Recherchen, Ma.", kam es von Brian.

„Worüber denn, mein Sohn?", wollte Gabriela wissen. Als Brian antworten wollte, fielen ihm die Kinder ins Wort.

„Sophie, Sophie! Komm und spiel mit uns!", riefen sie von Weitem.
Ich war überrascht und erfreut, dass sie mich als Spielpartner wollten, da sie mich ja kaum kannten.

Ich schaute Brian an und in diesem Moment wurde ich auch schon von den kleinen Rabauken weggezerrt.

Brian und seine Mutter winkten und lachten mir nur zu.
Weg von ihnen und hinter einem Haus versteckt wandte ich mich nun meinen 'Entführern' zu.

Ich erkannte, dass es die Kinder von Rose, Brians Schwester, waren. Ich erinnterte mich, dass die Mädchen sich als Liz und Mel vorstellten.

„Na gut, was wollt ihr denn spielen?", fragte ich die zwei.
Beide traten verlegen von einem Bein aufs andere.

„Nun jaa..", fingen sie an. „Eigentlich wollten wir dich ein paar Fragen fragen.", gab Liz schliesslich zu.

„Was wollt ihr denn wissen?", fragte ich sie. Ich dachte mir nichts dabei und stieg darauf ein. Ehe ichs mir versah, waren da noch mehr Kinder um mich herum versammelt.

„Magst du Brian?", wollte Mel wissen.
Ich wurde ein bisschen verlegen. Nie im Leben hätte ich damit gerechnet, dass sie Fragen über mich und Brian stellen würden.

„Ja klar mag sie ihn. Schaut mal sie wird rot.", kam es von einem Mädchen. Zoey, war ihr Name.

„Ja du hast recht. Ich mag ihn. Aber ich weiss nicht, ob er mich auch mag.", gab ich zu.

„Doch klar mag er dich!", kam es von einem Jungen.
Fragend schaute ich ihn an. „Seit du da bist ist er glücklich und besser gelaunt.", erkläre er mir.

Ich wurde ausgefragt über meine Lieblingsfarbe, mein Leibgericht, ...
Ich fand es irgendwie amüsant mit den Kindern, bis diese Frage kam.

„Bist du auch ein Wolf?", wollte ein Junge namens Oliver wissen.
Ich zitterte kaum merklich. „Ja..ich glaub schon.", kam es schlussendlich aus mir raus.

„Wieso glaubst du nur?", stocherte er nach.
Jetzt wurde ich verlegen.
„Nunja.. mir ist es noch nicht gelungen, mich zu verwandeln.."
„Hast dus mit meditieren versucht?", wollte jemand wissen.
„Ja, aber ich sah nur einen Umriss..", gab ich zu.

Ein Staunen umgab die Runde. Eine Weile sagte niemand etwas.
Ich war versunken in Gedanken und versuchte rauszufinden, was ich übersehen hatte.
Danach spielten wir noch eine Weile Fangen.

Die Kinder wurden gerufen, denn es war Zeit zum Essen.
Alle sprangen hungrig davon. Ausser Mel kam noch schnell zu mir und umarmte mich.

Während der Umarmung sagte sie zu mir: „Deine Geschichte erinnert mich an etwas, was ich aus Versehen im Archiv gelesen hatte. Das Buch ist unter einer Diele unter dem hintersten Regal versteckt."

Nach diesen Worten rannte sie Liz hinterher, nach Hause.

Brian:

Sophie wurde von Mel und Liz weggezerrt und ich vertiefte mich mit meiner Mutter in einem Gespräch.

„Wie ich sehe, hast du Fortschritte gemacht.", kam es von ihr.
Ich schaute sie verwundert an. Meiner Mutter konnte ich noch nie etwas vormachen.

„Ja ein bisschen.", gab ich zu und sie fing an zu lachen.
„Wieso lachst du?", wollte ich wissen.
„Wieso? Ich rieche sie überall an dir und du willst mir weis machen, dass du nur ein bisschen Fortschritt gemacht hast?", lachte sie weiter.

Ma bleibt wohl echt nichts verborgen.

„Okay na gut. Ja, wir sind uns näher gekommen.", gab ich zu.
„Ja das seh ich. So glücklich wie jetzt hab ich dich ewig nicht mehr gesehen.
..Besser gesagt noch nie.."

Oh und wie glücklich sie mich macht.

„Was ist der eigentliche Grund, weshalb du hier bist?", wollte meine Mutter wissen.

Ich wurde ernst und sie merkte, dass etwas nicht stimmte.

„Ma, was weisst du darüber, wie man den Wolf findet, wenn er nicht selbst kommt?"

Sie schaute mich schockiert an. „Sie?", fragte sie nur und ich nickte.
Sie dachte eine Weile nach.

„Es tut mir Leid, im Moment kommt mir nichts in den Sinn. Ich werde aber im Archiv nachschauen gehen."
Ich umarmte meine Mutter und sagte ihr sie sei die Beste.

White WolveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt