Die Verwandlung

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Seine Worte in meinem Kopf gaben mir Kraft. Mit dem letzten bisschen Luft in meiner Lunge zog ich ihn näher an mich, nur um seine Überraschung zu nutzen und ihm einen heftigen Tritt in die Eier und dann in die Niere zu verpassen. Sein Griff löste sich und ich konnte mich befreien und mich um den anderen Typen kümmern. Dieser war jedoch schneller als ich und fing meinen Schlag in der Luft ab und stiess mich an die Wand.
Einen kurzen Moment wurde mir schwarz vor den Augen. Dieser Augenblick genügte, damit der Angreifer zu mir gelang, meine Hände mit einer Hand packte und mit der Anderen meinen Hals an die Wand drückte.
Leider konnte ich nicht einmal meine Beine bewegen, da er mit einem Fuss auf meinen stand.

Na toll.. das wars.

Ich wollte noch einen letzten Blick auf Brian werfen, bevor dieser Typ mich umbrachte.
Aber was ich sah, war nichts Gutes. Ich sah, wie der Anführer anfing auf Brian einzuschlagen.
Mir entglitt ein Knurren aus der Kehle und ich spürte, wie sich mein Wolf mit mir verband.
Mein Knurren wurde lauter und bestimmender und der Angreifer riss seine Augen auf.
„Was zum..?", begann er ungläubig.
Was er sah, verschlug ihm die Sprache und er starrte mich nur an.
Der Anführer bemerkte, dass sein Kollege wie erstarrt da stand.
Als er sah, warum, schrie er ihm zu, dass er verschwinden sollte.
Er riss seinen Blick von mir los, schaute schnell zu ihm rüber und realisierte, was er ihm zugerufen hatte.
Ein letzter Blick auf mich werfend, flüsterte er „Es tut mir Leid.", und verschwand so schnell er konnte.
Ich ging auf den letzten Mann zu, welcher bei Brian stand. Fast unbemerkt, wich dieser ein paar Schritte nach hinten. Jetzt konnte ich mich schützend zwischen ihn und Brian stellen.
In den Augen des Anführers sah ich mein Spiegelbild schimmern.
Ich sah, dass meine Zähne gewachsen waren und ich diese gefletscht hatte. Meine Augen leuchteten in einem schönen Blau.
Auch Brian und der Anführer bemerkten die Anwesenheit meines Wolfes. Es was nicht zu ignorieren. Die Präsenz meines Wolfes war so stark, dass wahrscheinlich sogar alle in einem Umkreis eines Kilometers es bemerkten.
Die Männer, welche eben noch am Boden lagen, rappelten sich auf und wollten fliehen.
Draussen kamen sie nicht weit, denn Brians Rudel war um die Hütte positioniert und fing alle ab.
Ich widmete mich wieder dem Anführer, welcher sich in der Zwischenzeit in einen dunkelgrauen Wolf verwandelt hatte. Auch er fletschte nun die Zähne.
Mein Blick glitt zu Brian, welcher mir ernutigend zunickte.
Also liess ich es zu. Ich spürte, wie sich mein Wolf in den Vordergrund drängte und mein Körper sich veränderte. Zu meinem Überraschen tat dies kein bisschen weh, sondern fühlte sich angenehm gut an.
Auf alles vieren stand ich nun da und nahm Verteidigungsposition ein. Der dunkelgraue Wolf griff an und wir begannen einen Kampf um Leben und Tod.

Brian:

Ich fühlte mich gerade ziemlich nutzlos und beschissen. Man hatte mich überwältigt und an einen Stuhl gefesselt.
Während Sophie es nun mit den anderen Männern aufnehmen musste, wurde ich von deren Anführer geprügelt, null Chance auf Verteidigung.

Du Weichei! Wenn du ein Mann wärst, dürfte ich mich Verteidigen!

Der Anführer hörte plötzlich auf, um zu sehen, warum sein letzter Mann wie erstarrt dort stand und nichts tat.
Auch ich wollte wissen, was der Grund war. Ich erhaschte einen Blick auf Sophie und konnte sehen, dass ihr Wolf zum Vorschein kam. Sie hatte gerade ihre Zähne gefletscht, welche gewachsen waren. Und ihre Augen leuchteten.
In mir jubelte alles vor Freude und Stolz.

Sie hat es geschafft!

Der Mann, der noch eben mit ihr gekämpft hatte, rannte so schnell wie möglich aus der Hütte.
Sophie wandte sich zum Anführer und ging auf ihn zu. Dieser machte ein paar fast unmerkbare Schritte nach hinten und Sophie stellte sich zwischen mich und ihn.
Sie wollte mich schützen.
Die Anwesenheit ihres Wolfes war so stark, dass mein gesamtes Rudel sich draussen versammelte. Sie wollten sie willkommen heissen.
Alle Männer, welche am Boden lagen, rappelten sich mühsam auf und flohen aus der Hütte, wie der andere vorhin.
In dieser Zeit verwandelte sich der Anführer ging auf Sophie zu. Auch sie verwandelte sich nun komplett und ging in Verteidigungsposition. Als er sie angriff, wehrte sie sich gekonnt und griff ihn ebenfalls an.

Sie ist so wunderschön.

Ich bewunderte ihre Schönheit. Ihr schneeweisses Fell, glänzte und glitzerte, wenn ein Sonnenstrahl es erwärmte. Sie bewegte sich mit Anmut, so als hätte sie es schon ihr ganzes Leben getan. Ihr Knurren, das die Kehle verliess war ziemlich angsteinflössend und bestimmend.
Gerade holte sie zu einem tödlichen Schlag aus, doch sie hielt inne.
Der graue Wolf öffnete seine Augen und starrte sie ungläubig an. Er fragte sich, wieso sie ihn nicht tötete.
Doch ich wusste es besser.
„Sophie, du musst nicht. Mein Rudel steht draussen vor der Tür. Lass sie es erledigen.", sagte ich zu ihr.
Sie liess ihren Gegner laufen und setzte sich mit dem Rücken zu mir hin.
Ich wusste, dass sie gerade enttäuscht von sich war.
„Schau mich an.", bat ich sie.
Sie hob ihren Kopf und schaute über en Rücken zu mir. In ihren Augen sah ich, dass sie enttäusch von sich war, aber dankbar, dass ich es ihr erspart hatte.
„Komm her.", winkte ich sie mit den Kopf zu mir.
Sie erhob sich, kam zu mir, biss mit ihren Zähnen die Fesseln auf und legte sich auf den Boden.

Endlich frei von den Fesseln, bewegte ich vorsichtig meine Hände und das Gefühl kam wieder zurück.
Ich konnte endlich meine Hände wieder Spüren!
Langsam streckte ich einen Arm nach ihr und berührte ihr weiches, flauschiges Fell.
Flehend schaute sie mich an.
Sie wusste nicht, wie sie sich wieder zurück verwandeln konnte.
Ich lächelte sie an und erklärte es ihr.
„Keine Sorge, das ist allen von uns passiert.", schmunzelte ich, während ich an mein erstes mal zurück denken musste.
Ich war damals völlig aus dem Häuschen und schob Panik, weil ich dachte, ich könne mich nie mehr verwandeln.
„Stell dir einfach dich in Menschengestalt vor, denk an alle Einzelheiten von deinem Körper, dann wird es von alleine gehen."
Sie schloss ihre Augen und ich konnte sehen, wie sie sich darauf konzentrierte, wieder ein Mensch zu werden.
Einmal blinzeln und schon sass sie als Mensch vor mir. Ich lächelte voller Stolz an.
„Du hast es geschafft, Prinzessin."
Während ich das sagte, fiel sie in meine Arme und verharrte dort.
„Nur dank dir.", antwortete sie.
„Ich dachte ich würde dich verlieren."
Meine Schulter wurde langsam warm und nass und ich wusste, dass sie gerade Tränen in den Augen hatte.
„Nein, nein, Prinzessin. So schnell kriegen die mich nicht unter die Erde. Ich bin hart im Nehmen.", versuchte ich die Stimmung aufzuheitern und es funktionierte.
Sie hörte auf zu schniefen, blieb aber trotzdem noch eine Weile in meine Armen. Diesen Moment genoss ich mehr den je. Ich war so dankbar, dass sie mich gerettet hatte und ich noch weiterleben und mehr Zeit mit Sophie verbringen durfte.
Draussen scharrte einer mit der Pfote und ich wusste, dass mein Rudel gerne Sophie in Wolfsgestalt kennenlernen wollten. Meine Mate und ihre Luna.
Behutsam nahm ich sie an den Schultern und stiess sie nur so weit weg, damit ich ihr ins Gesicht schauen konnte.
„Mein Rudel möchte dich gerne als Wölfin sehen. Meinst du du schaffst das jetzt?", fragte ich sie.
Sie schaute mich an, reibte ihre Augen trocken und nickte.
„Eins noch.", fing ich an. „Als Wolfsgestalt können wir uns mit den Gedanken verständigen. Aber mit der Zeit lernt man, nur diese preis zu geben, welche man auch teilen will. Es ist dann wie ein Gespräch, wie jetzt."

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