Das Problem - Problemet

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Das Problem - Problemet

„O träge, lange Nacht, verkürze dich!
Und Tageslicht, lass mich nicht länger schmachten!
Zur Heimat führe weg von diesen mich,
Die meine arme Gegenwart verachten.
Du, Schlaf, der oft dem Grame Lindrung leiht,
Entziehe mich mir selbst auf kurze Zeit."
(Shakespeare, Ein Sommernachtstraum, 3. Aufzug, 2. Szene, Helena)

~

Einar Andersen kam zurück, nachdem er die Tiere gefüttert hatte.
Die Fremde war inzwischen aufgestanden. Als er zurück in das Haus kam, sah er, wie sie seine Schuhe aufräumte. Auch die Pullover hatte sie ordentlich zusammengelegt. Er schaute sie fragend an.
„Ich dachte, wenn ich schon hier bin, kann ich mich auch nützlich machen.", sagte sie und lächelte ein wenig.
„Das wäre nicht nötig gewesen.", erwiderte Einar monoton. Ihm gefiel es nicht, dass jemand, vom dem er nichts wusste, hier alles auf den Kopf stellte.
„Entschuldige.", sagte sie. Einar nickte. Das Mädchen stellte das letzte Paar Schuhe neben die anderen.
„Das Wetter ist gut. Es wäre wohl am besten, wenn ich dich zurück auf das Festland bringe. Deine Familie sucht sicher schon nach dir.", meinte Einar, nachdem sie sich eine kurze Zeit lang schweigend gegenüber standen.
Das Mädchen nickte nur unsicher. Irgendwie schien sie sehr nervös zu sein, als er ihre Familie erwähnte.
„Woher kommst du?", wollte er wissen. Sie biss sich auf die Lippe und sah ihn immer noch ein wenig unsicher an.
„Ich weiß es nicht.", murmelte sie dann kaum hörbar.
„Wie bitte?"
„Ich weiß es nicht."
Er hatte sich also doch nicht verhört. Wie konnte sie nicht wissen, woher sie kam? Sie musste doch irgendein Zuhause haben. Vielleicht sollte er sie einfach irgendwo absetzen. Dann würde sie ihm hier keinen Ärger machen.
„Wie, du weißt es nicht?", fragte er nach.
„Ich kann mich an nichts mehr erinnern."

Huset på skjæret - Das Haus auf der SchäreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt