Schmerzen - Smerter

18 1 0
                                    

Schmerzen - Smerter

„O, der Wahnsinn der großen Stadt, da am Abend
An schwarzer Mauer verkrüppelte Bäume starren,
Aus silberner Maske der Geist des Bösen schaut;
Licht mit magnetischer Geißel die steinerne Nacht verdrängt.
O, das versunkene Läuten der Abendglocken."
(Georg Trakl; An die Verstummten)

~

Sie saß mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Boden.
Einar sah hilflos zu ihr herüber. Was sollte er jetzt tun? Die jahrelange Einsamkeit hatte ihre Spuren hinterlassen.
Sie hatte gesagt, dass es ihr gut ging. Schon die letzten Tage war ihm das aufgefallen. Es war nicht ihr Fuß, da war irgendetwas anderes. Wahrscheinlich hätte er sie sofort und ohne jegliche Widerrede zu einem Arzt bringen sollen.
„Was ist los?", wollte er wissen. Seine Stimme klang so ruhig wie immer.
„Nichts. Es ist nichts.", erwiderte sie. Sie sprach in einem Flüsterton. Irgendetwas war wirklich nicht in Ordnung.
„Hör auf, mich anzulügen.", sagte Einar in einem rauen und bestimmenden Tonfall. Er hatte genug davon, angelogen zu werden.
„Nein, es ist wirklich nichts. Mein Bauch tut nur ein bisschen weh, aber das geht wieder vorbei. Es dauert nur ein Stück.", meinte sie. Er sah sie prüfend an.
„Du hattest das schon gestern und vorgestern.", entgegnete er. Er fing an, sich wirklich Sorgen zu machen. Wenn es etwas Ernstes war und sie hier starb? Was dann?
„Ich... vielleicht hilft ein warmes Bad. Oder ein Tee. Aber es geht mir schon gut, ich muss nicht zum Arzt. Ich will dir keine Umstände machen.", sagte sie und schaute ihn unsicher an.
„Gut. Tee ist oben in den Schränken. Wenn es dir morgen nicht besser geht, dann gehst du zum Arzt.", erwiderte Einar.
Sie nickte. Ihr Gesicht sah blass aus. Sie ging schnell nach oben.
Einar vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Was hatte er sich da nur aufgehalst?

Huset på skjæret - Das Haus auf der SchäreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt