Kühles Wasser - Kjølig vann

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Kühles Wasser – Kjølig vann

I have funds tae buy me whiskey
Monie funds tae call my ain
But if I should get to fu' o' water
Wha's the man that would carry me hame?

And if I be dround in the Isla Waters
Hou the deuce would I win Hame?
If I be drounk in the Isla Waters
My wee doggie would find me in the Isla stream.

Ilka day I cross that water
Aye she's brackent wi' the sea
But if there is o' ale-hous laughter
Daurk an' still she waits on me.

And if I be dround in the Isla Waters
Hou the deuce would I win Hame?
If I be drounk in the Isla Waters
My wee doggie would find me in the Isla stream.
(Silly Wizard – Isla Waters)

~

Einar war noch in Gedanken, als er am nächsten Morgen aus dem Haus ging.
Obwohl es noch früh war, war es schon relativ warm. Es hatte seit ein paar Tagen nicht mehr geregnet und der Himmel war wolkenlos. Am Morgen schien die Sonne auf das Haus und wärmte den Fels vor dem Haus. Gegen Mittag, wenn die Sonne wanderte, würde es ein wenig schattiger werden und am Nachmittag schien die Sonne auf die Rückseite des Hauses.
Einar wurde durch ein leises Plätschern aus seinen Gedanken gerissen. Aus einem Reflex heraus sah er zum Wasser. Dort sah er ein nicht unbekanntes Gesicht aus dem Wasser schauen.
Es war Hedvig. Sie musste schon wieder am frühen Morgen aufgestanden sein, um schwimmen zu gehen. Ihre grau-blauen Augen schauten fröhlich zu ihm auf. Sie lächelte.
Einar wandte schnell den Blick ab. Es reichte, dass er sie einmal beim Baden beobachtet hatte. Die Situation war so schon peinlich genug, er musste es nicht noch schlimmer machen. Er merkte, wie er ein klein wenig rot wurde. Vom Wasser aus hörte er Hedvigs Lachen.
„Guten Morgen!", rief sie und machte eine kurze Pause. Dann fügte sie hinzu: „Ist irgendetwas?"
„Ich wusste nicht, dass du badest, tut mir Leid.", antwortete er ihr und wandte sich zum Gehen.
„Wo willst du hin?", fragte sie.
„Zurück ins Haus, damit du... deine Ruhe hast.", sagte er. Er hörte sie wieder leise lachen. Worauf wollte sie hinaus?
„Komm doch mit rein!", rief sie ihm zu.
„Was?"
„Komm doch mit ins Wasser. Es ist schön kühl und erfrischend. Außerdem ist es warm draußen!", wiederholte sie etwas ausführlicher.
„Aber – das, ich...", stammelte Einar. Er wusste nicht, wie er sich ausdrücken sollte. Erneut verfluchte er die lange Zeit, in der er allein gelebt hatte. Er hätte ja wenigstens regelmäßig das Festland besuchen können.
„Hast du ein Problem mit der Mann-Frau-Sache? Keine Sorge, ich dreh' mich um.", meinte sie, als kenne sie kein Schamgefühl.
„Nein, ist schon okay. Ich habe sowieso noch zu tun...", wich er ihr aus. Sie tauchte ein bisschen auf, sodass man ihre Schultern sah und schlug mit der flachen Hand schräg auf das Wasser, sodass Einar nicht wenig davon abbekam.
„Komm schon. Es ist wirklich schön kühl. Hol dir ein Handtuch und spring rein! Immerhin wohnen wir zusammen und benutzen dieselbe Sauna. Es wird dich schon nicht umbringen, im selben Wasser zu schwimmen, wie ich.", meinte sie. Einar nickte. Sie hatte ja Recht. Was war schon dabei? Immerhin war er kein pubertierender Teenager mehr.
„Also schön. Ich gehe nur schnell ein Handtuch holen.", rief er ihr zu, drehte sich um und ging schnell ins Haus.
Als er drinnen war, dachte er kurz darüber nach, einfach nicht mehr wiederzukommen. Aber so stur, wie Hedvig sein konnte, würde sie den ganzen Tag im kalten Wasser auf ihn warten. Und das konnte nicht gesund sein.
Also fasste er sich ein Herz, kramte aus dem Regal ein Handtuch hervor und wickelte es um seine Hüfte, nachdem er sich ausgezogen hatte.
Es war wirklich ziemlich warm draußen für diese Zeit. Wahrscheinlich würde es am Nachmittag gewittern. Vielleicht hatte Hedvig ganz recht damit, das gute Wetter noch auszunutzen, bevor es wieder kühler wurde.
Einar ging wieder nach draußen. Ein wenig fröstelte er doch, da ein leichter Wind wehte. Aber es war nicht unangenehm kalt. Und im Wasser würde es sicher noch ein bisschen wärmer werden. Er näherte sich dem Ufer langsam.
„Da bist du ja endlich!", rief Hedvig lachend. Sie war ein ganzes Stück weiter raus geschwommen und winkte ihm aus etwa 200 Metern Entfernung zu. Einar ignorierte sie und ging auf das Ufer zu. Hedvig war dabei, noch etwas weiter raus zu schwimmen.
Einar legte das Handtuch zur Seite und lief schnell in das Wasser. Es war anfangs ziemlich kalt, aber nach einer Weile hatte er sich daran gewöhnt.
Es war wirklich angenehm. Hedvig hatte Recht gehabt. Er schwamm mit einigen kräftigen Zügen. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er letztes Jahr gar nicht schwimmen war. Die letzten fünf Jahre war er jeden Morgen ein wenig geschwommen, um sich in Form zu halten. Aber letztes Jahr hatte er das aus irgendwelchen Gründen aufgegeben.
Er hatte gar nicht gemerkt, wie sehr er das vermisst hatte. Nach ein paar weiteren Zügen hatte er Hedvig eingeholt.
„Na, du scheinst ja ganz gut schwimmen zu können. Was meinst du? Schaffen wir die 600 Meter bis zum Festland?", fragte sie ihn mit einem Lächeln.
„655 Meter. Man kann es schon schaffen, aber ich würde es nicht riskieren. Nicht in deinem Zustand. Das Meer ist um diese Zeit immer noch eisig kalt.", sagte er.
„Du hast Recht. Dann lass uns sehen, wer als erstes wieder am Ufer ist!", rief sie aus und schwamm gleich darauf los.
Diesen Sieg würde Einar ihr nicht so leicht gönnen.

Der Wind wehte inzwischen stärker und es waren auch ein paar kleinere Wolken aufgezogen. Es kam Einar vor, als wäre kaum Zeit vergangen. Dabei waren es mehrere Stunden, die sie mit Schwimmen verbracht hatten.
Irgendwann meinte Hedvig, es wäre langsam Zeit, aus dem Wasser raus zu gehen und sich wieder den anfallenden Arbeiten zu widmen.
Einar hätte noch ewig in dem kühlen, dunklen Wasser bleiben können. Es war so erfrischend. Man konnte sich einfach treiben lassen und musste nicht einmal denken. Er hätte letztes Jahr wirklich öfter schwimmen gehen sollen.
Hedvig war schnell bis zum Ufer geschwommen. Sie kletterte behände aus dem Wasser und wickelte sich in das Badetuch ein, das auf dem steinigen Untergrund lag. Sie runzelte ein wenig die Stirn und schielte in den Himmel.
„Es wird kühl.", rief sie Einar zu, der noch in Richtung Ufer schwamm. Sie schlang die Arme um ihren Oberkörper. Auch aus der Entfernung konnte er sehen, dass sie fröstelte.
„Geh lieber schon mal nach drinnen. Du frierst.", erwiderte er ihr. Sie sah ihn eine kurze Zeit lang verwirrt an, dann lachte sie leise auf und nickte.
„Ja, du hast Recht. Ich verschwinde.", meinte sie, drehte sich um und lief auf das Haus zu. Einar konnte sehen, dass ihre Beine stark waren. Ähnlich stark, wie ihre Arme, wenn nicht, noch stärker. Es waren Läuferbeine, gemacht, um lange und unwirtliche Strecken schnell zu durchlaufen.
Einar hätte beim Anblick von Hedvig niemals eine solche Kraft und Stärke vermutet.

Huset på skjæret - Das Haus auf der SchäreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt