Stille - Stillhet
A cocoon in a silent tree
Through the dark night you listen to me
When I whisper broken words in your ear
(Margaret Berger – I Feed You My Love)
~
Mitten in der Nacht wachte Einar auf.
Er brauchte einige Zeit, bis er seine Gedanken geordnet hatte. Er war von dem Knarren des alten Holzes aufgewacht. Es knarrte mehr als normalerweise. Einar lauschte weiter in die Nacht. Der Regen prasselte immer noch auf das Dach, wenn auch nicht mehr so stark. Das Gewitter hatte aufgehört, dafür hatte es angefangen, stark zu stürmen.
Einar schätzte, dass es etwa ein Uhr nachts war. Sehr viel später konnte es noch nicht sein, denn es war noch alles stockfinster. Es hätte höchstens früher sein können.
Er brauchte etwas länger, um zu realisieren, dass er noch immer auf dem Dachboden war. Er war nach einer Weile auch eingeschlafen, so musste es gewesen sein. Hedvig hatte ja gesagt, dass er sie nicht störte.
Einen Moment lang dachte er darüber nach, nach unten zu gehen und in seinem eigenen Bett weiterzuschlafen. Allerdings würde das eisig kalt sein, während die Decke unter der er und Hedvig schliefen, angenehm warm war. Und wenn er sie nicht störte – er konnte immer noch so tun, als wäre er einfach aus Versehen eingeschlafen und hätte es erst am Morgen gemerkt.
Hedvig schlief friedlich. Sie hatte eine Hand auf ihren Bauch gelegt. Erst jetzt fiel Einar auf, dass er schon ein ganz kleines bisschen gewölbt war. Man konnte es kaum sehen, aber es war da.
Er dachte nicht lange darüber nach und legte auch eine Hand auf ihren Bauch. Vielleicht spürte man schon etwas. Er tat es aus reiner Neugier, vielleicht auch, weil er sonst wohl kaum eine Chance dazu haben würde.
Er merkte nichts.
DU LIEST GERADE
Huset på skjæret - Das Haus auf der Schäre
General FictionEinar Andersen lebt allein auf einer Schäre vor der Küste Norwegens. Er hat seit vier Jahren mit keiner Menschenseele mehr geredet und kümmert sich eigentlich nur um sich und seine Insel. In einer stürmischen Nacht klopft allerdings ein junges Mädch...