Nicht gut - Ikke godt

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Nicht gut – Ikke godt

Vær så snill og send meir brennevin
La oss drikke som svin
Noge å sove på
Det blir ei lang natt
så drøm hardt
(Kaizers Orchestra – Drøm hardt)
*
Sei so gut und schick mehr Branntwein
Lass uns trinken wie Schweine
Genug um einzuschlafen
Es wird eine lange Nacht
Also träum fest

~

Als Einar am selben Abend aus dem Bad zurück ins Wohnzimmer kam, sah er Hedvig mit glasigem Blick auf dem Sofa sitzen.
In der Hand hielt sie eine Flasche mit einer hellbraunen Flüssigkeit. Branntwein oder Cognac. Das roch Einar. Die Flasche war halb leer und Hedvig starrte teilnahmslos vor sich hin. Natürlich war es ihre Sache, ob sie trank oder nicht. Aber sollte er etwas sagen? Wegen dem Kind?
„Ich weiß, dass es nicht gut ist.", sagte sie, ohne aufzublicken und nahm noch einen Schluck. Man hörte ihren Dialekt jetzt mehr heraus als üblich.
„Warum tust du es dann?", wollte er wissen. Egal, was sie tat, er verstand sie einfach nicht. Sie war ihm ein einziges Rätsel.
„Möchtest du auch etwas?", fragte sie, seine vorherige Frage ignorierend. Einar antwortete nicht darauf. Er sah sie nur stumm am.
Schließlich hörte sie auf, geradeaus zu starren und sah ihn an. Ihre Lippen formten ein kleines, mattes Lächeln.
„Setz dich. Das Sofa ist wirklich bequem, wenn man sich nicht zu dritt draufquetschen muss.", meinte sie dann und stellte die Flasche auf den kleinen Holztisch. Einar kam ihrer Aufforderung nach und setzte sich auf das Sofa.
Er sah auf die Flasche. Es war Branntwein, kein besonders starker, aber immer noch stark genug, um jemanden betrunken zu machen. Wie viel hatte sie davon getrunken? Hatte sie wirklich die halbe Flasche alleine geleert?
„Sie war nur noch zu drei Vierteln voll. So viel habe ich nicht getrunken.", sagte sie, als ob sie sich verteidigen wollte. Einar nahm die Flasche vom Tisch und trank auch einen Schluck.
„Es ist trotzdem viel zu viel. Du solltest eigentlich gar nichts trinken.", erwiderte er. Und trank noch etwas.
„Ich weiß, es ist nur... Ich weiß auch nicht, was es ist. Das hier ist alles viel zu viel für mich. Ich glaube nicht, dass ich alleine hierbleiben kann. Ich kenne doch niemanden.", meinte sie. Ihre Stimme klang fast völlig emotionslos, aber Einar wusste, dass es ihr nicht so egal war, wie es vielleicht klingen mochte.
„Du musst nicht allein hierbleiben.", entgegnete er und sah zu ihr herüber.
„Warum? Du gehst zurück nach Tingelsædet und ich muss hierbleiben. Es gibt keinen Grund, warum du mich länger auf der Insel leben lassen solltest...", sagte sie und schaute wieder geradeaus.
„Unsinn. Du kannst bleiben, solange du willst. Das habe ich dir bestimmt schon zum zehnten Mal gesagt.", erwiderte er. Hedvig nickte.
„Danke. Darauf trinke ich erstmal einen.", meinte sie und nahm ihm lächelnd die Flasche aus der Hand.

Huset på skjæret - Das Haus auf der SchäreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt