Lange Nacht – Lang natt
Bris, bris
puste meg i nakken
Det blir kaldt i frakken og kroppen skrike:
"Kom bris, bris, sett meg fri!"
Skru på sirenen og gje meg varige mén
Bris gjer meg roser i kinnet, tar vekk vonde minner
Bris, du har stengt oss inne. Du vinner, du vinner.
(Kaizers Orchestra – Bris)
*
Brise, Brise
Blas mir in den Nacken
Es wird kalt unter dem Mantel und der Körper schreit:
„Komm Brise, Brise, befreie mich!"
Schalte die Sirenen ein und gib mir unsere Männer
Brise, gib mir Windböen gegen meine Wange, nimm meine Wunden weg
Brise, du hast uns eingesperrt . Du gewinnst, du gewinnst.
~
Die Sonne war schon untergegangen.
Es war inzwischen sehr spät und Einar und Hedvig saßen immer noch schweigend nebeneinander. Sie hatten sich auf das Bett gesetzt, weil es viel bequemer war, als die Stühle.
Vielleicht würde Einar ihr heute noch von seiner Familie erzählen. Vielleicht auch nicht. Er wusste es einfach noch nicht. Deswegen schwiegen er und Hedvig sich schon seit geraumer Zeit an. Hedvig hatte vor fünf Minuten noch geschlafen. Sie hatte sich an seine Schulter gelehnt und an die Decke geschaut und darüber war sie wohl irgendwie eingeschlafen.
Sie musste auch ziemlich müde sein. Immerhin war sie seit sie aufgestanden war nur auf den Beinen. Es schien Einar fast, als wäre sie da völlig Gegenstück zu seiner Ex-Frau. Er hatte nur Angst, dass Hedvig ihn auch nicht verstehen würde, dass sie vielleicht doch nicht ganz so anders war, als seine ehemalige Frau.
Aber er würde es nie herausfinden, solange er hier herumsaß, den Tisch anschaute und überlegte. Seit wann war er so zögerlich? So war er doch sonst nie gewesen. Seit wann war er so ängstlich? Seit wann?
„Bist du noch wach?", fragte er Hedvig und sah zu ihr herüber. Sie lehnte noch immer an seiner Schulter. Sie gähnte kurz und setzte sich aufrecht hin.
„Ja, bin ich. Warum fragst du?" erwiderte sie. Einar schluckte. Würde er es jetzt über sich bringen, seine Fassade fallen zu lassen? Eigentlich war ihm das kein bisschen geheuer. Aber Hedvig hatte die Wahrheit verdient. Sie hatte schon so viel getan, obwohl sie es eigentlich nicht hätte tun müssen. Sie verdiente es einfach.
Einar legte seinen Kopf auf ihren Kopf. Ihre Haare rochen nach Salzwasser und Rauch. Einar hätte so einschlafen können. Es war ein beruhigender Geruch.
„Willst du dich hinlegen?", fragte Hedvig und rutschte ein wenig zur Seite.
„Nein, ist in Ordnung.", meinte Einar, aber sie wollte nicht auf ihn hören. Sie rutschte ans Kopfende des Bettes und zog Einar zu sich. Sie bettete seinen Kopf in ihren Schoss und strich über seine Haare. Einar wollte am liebsten die Augen schließen, so einschlafen und nie wieder aufwachen. Wieder fiel ihm auf, dass sie aus irgendeinem Grund zu wissen schien, wie es ihm ging und was ihm gut tun würde.
Er lächelte sie kurz dankbar an, dann schaute er wieder an die Decke. Jetzt wurde es wirklich langsam Zeit, dass er Hedvig etwas von sich erzählte.
DU LIEST GERADE
Huset på skjæret - Das Haus auf der Schäre
Fiction généraleEinar Andersen lebt allein auf einer Schäre vor der Küste Norwegens. Er hat seit vier Jahren mit keiner Menschenseele mehr geredet und kümmert sich eigentlich nur um sich und seine Insel. In einer stürmischen Nacht klopft allerdings ein junges Mädch...