Funken - Gnister
FRANKREICH:[...] du bist arm höchst reich;
Verbannt höchst wert; verachtet höchst geliebt!
Dich nehm ich in Besitz und deinen Wert.
Was man hinwegwarf, gönnt mir aufzuheben.
Wie seltsam, Götter! Meiner Liebe Glühn
Zu Ehrfurcht muss aus kaltem Hohn erblühn,
Sie musste Erb und Glück bei dir verlieren,
Um über Uns und Frankreich zu regieren.
(Shakespeare; König Lear;1. Akt, 1. Szene; Frankreich)
~
Erst spät am Abend kam sie wieder ins Haus.
Einar war länger wach geblieben, als gewöhnlich. Nicht, wegen Hedvig, sondern einfach, weil er aus irgendeinem Grund noch nicht müde war.
Er saß mit seiner Tasse Tee vor dem Ofen und schaute ins Feuer, als die Tür aufging. Hedvig riss sie regelrecht auf. Sie sah verschwitzt und ziemlich erschöpft aus. Einar wandte nur kurz seinen Blick von dem Feuer ab.
„Du bist wieder da?", fragte er und nahm einen Schluck Tee. In der Zeit, in der sie weg war, war es so friedlich. Er konnte sich beschäftigen und sich schließlich nach getaner Arbeit ausruhen. Es war fast wie damals. Bevor sie auf die Schäre gekommen war.
„Ich bin fertig.", erwiderte sie nicht ohne Stolz. Einar hob beide Augenbrauen.
„Fertig?"
Er sah sie ein wenig ungläubig an. Sie nickte schnell. Ihr Blick war herausfordernd geworden. Einige Haarsträhnen hingen in ihr Gesicht. Ihre Wangen waren gerötet und auf ihrer Stirn klebte Dreck und Schweiß.
Einar bemerkte einen seltsam glänzenden Fleck an ihrer Stirn. Er kniff die Augen zusammen und musterte ihre Stirn genauer.
„Was ist? Glaubst du mir nicht? Geh raus und schau's dir an!", forderte sie ihn auf.
„Du blutest.", entgegnete er ihr und ignorierte das, was sie eben gesagt hatte, völlig. Sie zuckte mit den Schultern.
„Kann schon sein.", meinte sie daraufhin nur. Einar stand auf, um sich die Wunde genauer anzusehen. Sie ging einen Schritt zurück.
„Ist nur von einem Holzspan, denke ich.", sagte sie.
„Lass mal sehen.", forderte Einar sie auf und ging wieder einen Schritt auf sie zu.
„Nein, ist schon okay. Trink deinen Tee weiter, ich gehe jetzt schlafen.", erwiderte sie. Mit diesen Worten drehte sie sich um und ging die Treppe hinauf.
Einar schüttelte nur den Kopf. Es war sinnlos. Sie wollte sich so wenig wie möglich helfen lassen. Er wandte sich wieder seinem Tee zu und schaute in das Feuer.
Die Funken sprangen lebhaft in dem kleinen Ofen umher.
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Huset på skjæret - Das Haus auf der Schäre
Ficción GeneralEinar Andersen lebt allein auf einer Schäre vor der Küste Norwegens. Er hat seit vier Jahren mit keiner Menschenseele mehr geredet und kümmert sich eigentlich nur um sich und seine Insel. In einer stürmischen Nacht klopft allerdings ein junges Mädch...