Telefonnummern - Telefonnummere
In düstern Feuern lag entbrannt
Der Gipfel Abendwelt;
Doch überm Talrest stand gespannt
Ein dichtes Wolkenzelt.
Mein Fuß war müde, trüb mein Mut,
Mein Auge matt und blind;
Doch überm Abgrund, dran ich ruht',
Hing Heide, roten Scheins wie Blut,
Und bebt' im Abendwind.
(Henrik Ibsen – Auf den Höhen)
~
Sie war den ganzen Tag über fischen gewesen.
Und er konnte ihr nicht einmal böse sein, da er es ihr ja selbst erlaubt hatte. Auch wenn es ihm immer noch nicht so recht behagen wollte, dass sie ihm nicht Bescheid gesagt hatte. Er hatte sie natürlich auch nie dazu aufgefordert.
Hedvig saß am Tisch und durchsuchte ihre persönlichen Sachen. Sie blätterte gerade durch ihr Adressbuch, um zu schauen, ob ihr irgendeiner der Namen bekannt vorkam.
Aber sie schien nicht besonders viel Erfolg zu haben. Sie überblätterte die Seiten immer frustrierter und legte das Buch schließlich weg.
„Nichts. Niemand. Es stehen ja schon einmal relativ wenig Namen drin, aber ich kenne keinen einzigen davon. Außer Olav natürlich.", murmelte sie.
„Was ist mit deinen Schwestern?", fragte Einar. Sie zuckte mit den Schultern.
„Ich habe keine Ahnung mehr, wie sie heißen. Ich weiß, Olav hat es gesagt, aber er hat es irgendwie nur so nebenbei erwähnt. Ich konnte mir ihre Namen nicht merken. Hier stehen nicht viele Adressen drin. Vielleicht wäre es das Beste, wenn ich bei allen mal anrufe, oder?", meinte Hedvig.
„Das wäre ein Anfang.", erwiderte Einar.
„Ich kann mich nur noch an einen Namen erinnern. Kari. So hieß eine meiner Schwestern. Kari Persen also.", sagte sie und begann, wieder zu suchen.
„Hier ist sie. Meinst du wirklich, dass ich sie anrufen sollte?", fragte sie Einar. Er schüttelte den Kopf.
„Hier gibt es kein Telefon. Dazu müssten wir zum Festland fahren. Und jetzt ist es zu spät.", antwortete er ihr. Hedvig nickte. Sie legte das Notizbuch zur Seite und stand auf.
„Ich werde dann auch mal schlafen gehen. Ich bin verdammt müde.", meinte sie. Einar nickte. Sie ging zur Treppe, um zu ihrem Schlafplatz auf dem Dachboden zu gehen. Einar überlegte, ob er ihr folgen sollte.
Aber das tat er nicht. Er konnte das nicht machen. Nicht einfach so, ohne dass sie irgendetwas gesagt oder angedeutet hatte.
Oder?
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Huset på skjæret - Das Haus auf der Schäre
Ficción GeneralEinar Andersen lebt allein auf einer Schäre vor der Küste Norwegens. Er hat seit vier Jahren mit keiner Menschenseele mehr geredet und kümmert sich eigentlich nur um sich und seine Insel. In einer stürmischen Nacht klopft allerdings ein junges Mädch...