Huset på skjæret - Das Haus auf der Schäre

Der letzte Tag - Den siste dagen

Der letzte Tag – Den siste dagen

11
Nicht üblern Begleiter gibt es auf Reisen
Als Betrunkenheit ist,
Und nicht so gut als mancher glaubt
Ist Ael den Erdensöhnen,
Denn um so minder je mehr man trinkt
Hat man seiner Sinne Macht.
(Havamal – Auszug)
~

„Ich will nicht aufstehen."
Einar öffnete die Augen und sah Hedvig an. Sie presste die Augen fest zusammen, um bloß kein Sonnenlicht zu sehen. Hulda schlief ruhig in ihrem kleinen Bett.
„Ich weiß, ich weiß. Aber wir müssen. Nur noch diesen einen Tag. Heute kommt mein Bruder zum Mittagessen und ein paar Stunden später können wir uns loseisen. Das wird schon.", erwiderte Einar. Der gestrige Tag war ein einziger Krampf.
Anfangs herrschte eine eher peinliche Stille. Es war deutlich zu spüren, dass Hedvig nicht wirklich erwünscht war. Oder dass sie nicht wirklich dazu gehörte. Sie passte irgendwo nicht in diese kleine, erlesene Gesellschaft.
Am Abend wurde es etwas besser. Sie verstand sich ganz gut mit Einars Mutter, nachdem sie ihr mit dem Essen geholfen hatte. Und nachdem sie das Eis mit einem Glas Sekt gebrochen hatten. Hedvig hatte gesagt, dass sie noch nie so teuren Sekt getrunken hatte. Besser hätte er deswegen auch nicht geschmeckt.
Johanna nahm es ihr zwar ein wenig übel, dass sie Alkohol trank, aber sie hielt sich glücklicherweise gekonnt zurück. Einars Vater verzog sich relativ früh wieder in sein Arbeitszimmer. Einar vermutete, dass er dort eine Whiskey-Flasche leerte, wie er es früher immer gemacht hatte, wenn er mit einer Situation nicht zurechtkam.
Gegen Abend wurde es also wieder besser. Aber es war immer noch ein Krampf. Und heute wartete ein neuer Tag auf sie, der nicht versprach besser zu werden.
Einar konnte verstehen, dass Hedvig nicht aufstehen wollte.