Alte Liebe - Gammel kjærligheten

15 1 0
                                    

Alte Liebe – Gammel kjærligheten

[...]
Ja, – sie nahn, die längst entschwunden,
Blutgestalten dunkler Zeiten,
Die verbunden, florumwunden,
Lautlos durch die Hallen schreiten.

Und o seht – mich faßt ein Grauen –
Durch die Fenster dort, die hohen,
Wie im Schein, dem dämmerblauen,
Geisterhafte Flammen lohen.
[...]
(Henrik Ibsen – Auf Akershus)

~

Da war ein junger Mann, der auf das Haus zukam.
Sein Gesicht sah relativ ärgerlich aus, es schien fast, als müsste er irgendeine unliebsame Pflicht erfüllen. Als er aufsah, wandelte sein Blick sich erst in Verwirrung, dann in Überraschung und dann in einen leichten Ärger.
„Jorunn. Was machst du denn hier?", fragte er und lieb vor ihr und Einar stehen. Hedvig – oder eben Jorunn – sah ihn mit einem verwirrten Lächeln an.
„Was auch immer du machst – ich glaube, ich will es gar nicht wissen. Es ist garantiert wieder eine deiner dummen Ideen.", sagte er dann und wandte sich schon zum Gehen. Hedvigs Lächeln wurde breiter.
„Was grinst du denn so?", wollte er auf einmal wissen und drehte sich um. Hedvig lachte laut los. Der Mann schaute sie noch verwirrter und noch verärgerter an. Einar stand einfach als stiller Beobachter daneben. Es war spannend, die Situation zu beobachten. Er konnte sie sich nicht erklären, also konnte er nur abwarten und sehen, wie sie sich entwickeln würde. Wer war dieser Mann überhaupt? Was machte er hier?
„Einen schönen guten Morgen. Und wer zur Hölle bist du?", fragte Hedvig, nachdem sie aufgehört hatte, zu lachen. Der Blick des Mannes wurde ärgerlicher.
„Sehr lustig, Jorunn. Hör auf mit dem Scheiß, du brauchst dich nicht verrückt zu stellen. Wir alle wissen doch, dass du nicht ganz dicht bist, nur du und deine Kumpels, ihr glaubt, ihr wärt völlig normal.", meinte er dann. Hedvig lachte nur noch mehr.
„Ich weiß wirklich nicht, wer du bist. Es tut mir ja leid, wenn wir uns irgendwie kennen, aber ich hatte einen Gedächtnisverlust. Also. Wer bist du und was machst du bei meinem Haus?", fragte sie erneut mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht.
„Verarsch mich nicht. Ich bin nur hier, um ein paar von meinen Sachen zu holen und dir deinen Schlüssel wiederzugeben. Danach will ich nichts mehr mit dir zu tun haben. Gott, ich kann nicht glauben, dass ich dich wirklich einmal geliebt haben soll.", erwiderte er in einem gehässigen Tonfall. Einar warf ihm einen bösen Blick zu. Was hatte sie ihm denn getan? Sie wusste noch nicht einmal, wer er war.
„Nein, das ist aber lustig. Du hast mich einmal geliebt? Dann bist du wohl der Freund, von dem ich mich getrennt habe. Das war drei Wochen, bevor ich den Gedächtnisverlust hatte, wenn ich mich richtig an das erinnere, was Olav mir erzählt hat.", meinte sie nachdenklich, aber immer noch mit einem Lächeln auf den Lippen. Der junge Mann schien ein wenig verblüfft zu sein, gab sich aber Mühe, sich das nicht anmerken zu lassen.
„Ja. Kann gut sein.", erwiderte er und sein Blick fiel auf Einar.
„Wer ist er?", wollte er wissen und zeigte auf ihn. Einar war danach, ihm einen ordentlichen Kinnhaken zu verpassen.
„Das ist Einar Andersen. Er lebt auf einer Schäre, Tingelsædet. Dort bin ich gelandet, nach einem Sturm. Er hat mich bei sich aufgenommen, weil ich keine Ahnung mehr hatte, wer ich überhaupt war.", antwortete sie. Ihre Antwort klang ein wenig scharfzüngiger als zuvor.
„Schön. Nett. Freut mich, dass du jemanden gefunden hast, der dich trotz deiner Verrücktheit noch nimmt.", entgegnete der Mann und ging weiter auf die Haustür zu. Hedvig sah Einar hilfesuchend an. Aber was hätte er tun sollen?
Er kannte den Mann genauso wenig, wie sie, und außerdem war das hier nicht sein Haus und es hatte auch rein gar nichts mit seinem Leben zu tun. Nach einigen Sekunden wandte sich Hedvig wieder von ihm ab und verzog den Mund.
„Hey, wenn du gerade ein paar Sachen aus meinem Haus holen willst und wenn du einen Schlüssel dafür hast... Kann es sein, dass du vor etwa 3 Monaten mit mir geschlafen hast?", fragte sie ihn geradeheraus. Der junge Mann hielt erschrocken in seiner Bewegung inne. Er sah sie geschockt an. Dann ließ er den Schlüssel, mit dem er gerade die Haustür aufsperren wollte, sinken.
„Du... Du hast wirklich keine Ahnung, wer ich bin, oder?", fragte er.

Huset på skjæret - Das Haus auf der SchäreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt