Aussprache - Drøfting

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Aussprache - Drøfting

Mitt navn er Kristopher, eks-lokomotivfører,
sønn av en skipsreder. Eg var hans stedfortreder
Eg blei tatt hånd om av ei nonne i et kloster
Eg gjekk i tjeneste for mitt land og kom heim som krigsoffer
(Kaizers Orchestra – Bris)
*
Mein Name ist Kristopher, ehemaliger Lokomotivführer,
Sohn eines Schiffseigners. Ich war sein Stellvertreter
Ich wurde von einer Nonne in einem Kloster aufgezogen
Ich ging zum Dienst für mein Land und kam als Kriegsopfer heim.

~

Kari Persen war Hedvigs ältere Schwester.
Sie hatte sie beide in die Wohnung gebeten und hatte Kaffee gemacht. Dann sah sie Hedvig mit einem freudigen und gleichzeitig unverständigen Lächeln an.
„Wo warst du denn die ganze Zeit?", fragte Kari nach einer Weile. Ihr Blick fiel auf Hedvigs Babybauch. Wahrscheinlich wusste sie nichts von der Schwangerschaft oder von überhaupt irgendetwas.
„Ich war auf Tingelsædet, eine kleine Schäre vor Egersund.", antwortete Hedvig wahrheitsgemäß und lächelte entschuldigend.
„Aha. Und warum kommst du jetzt erst? Die ganze Welt hält dich für tot, weil deine Leiche noch nicht gefunden wurde und dann tauchst du plötzlich – sechs Monate später – vor unserer Tür auf. Tove hat sich solche Sorgen gemacht!", erwiderte Kari.
„Es tut mir leid. Es tut mir wirklich leid, aber ich..."
„Es tut dir leid? Was soll das? Himmel, Jorunn! Wir haben uns monatelang Sorgen gemacht und gehofft, dass du noch am Leben bist. In ein paar Wochen hätten wir dich für tot erklären lassen. Und du machst dir erst einmal ein paar schöne Tage, oder was? Warum bist du überhaupt schwanger?", unterbrach Kari sie.
„Kari, ich..."
„Du? Was denn, du?"
Kari Persen schien wirklich wütend auf ihre Schwester zu sein. Sie sah sie vorwurfsvoll an. Sie konnte es ja nicht wissen...
„Lass sie bitte ausreden. Sie kann alles erklären.", sagte Einar zu ihr.
„Und wer bist du überhaupt? Na gut. Dann rede, Schwesterherz.", entgegnete Kari.
„Ich konnte mich an nichts erinnern. Ich weiß nur noch, dass ich auf einmal im Wasser war und dass ich mir die größte Mühe gegeben habe, bis zu dem kleinen Fleckchen Land zu kommen, das ich am Horizont gesehen habe. Und das war Tingelsædet. Dort wohnt Einar. Er hat mich bei sich aufgenommen..."
„Und dich geschwängert?"
„Nein, nein, nein. Schwanger muss ich vorher schon gewesen sein. Ich habe keine Ahnung, von wem und warum und wie, aber bitte Kari, du musst mir glauben. Ich habe nichts mehr gewusst. Ich habe meinen Nachnamen und mein Alter gewusst, mehr war da nicht. Deswegen komme ich erst jetzt. Später habe ich mich daran erinnert, dass ich Fischerin bin. Dann habe ich Olaf Høyden getroffen. Er hat mir gesagt, wo ich wohne und wer meine Verwandten sind. Ich kann mich nicht an alle Einzelheiten erinnern, aber so eine kleine Ahnung habe ich inzwischen von dir, Kari.", erklärte Hedvig. Kari sah sie skeptisch an.
„Eine kleine Ahnung?", fragte sie.
„Ich glaube, ich kenne dich irgendwoher.", meinte Hedvig grinsend.
„Oh, klasse.", erwiderte Kari und verdrehte die Augen, lächelte aber dabei.
„Du magst Kaffee, richtig?"
„Ja, das stimmt. Sehr sogar."
„Und du studierst. Irgendetwas Geografisches. Du magst deine Naturlocken und... gehst du gerne tanzen?"
„Nein. Das war Tove, deine kleine Schwester. Sie tanzt gerne. Aber der Rest stimmt. Ich studiere Kartografie, wenn du es genau wissen willst.", antwortete Kari und schien jetzt fasziniert von der Tatsache, dass Hedvig sich wirklich an nichts erinner konnte.
Einar hielt sich im Hintergrund und ließ die beiden Frauen reden. Er gehörte nicht hierher. Seine Familie war nicht so. Sie würde sich nicht freuen, wenn er vor der Tür stehen würde. Vielmehr würden sie fragen, was er denn hier wolle.
„Aber was ist mit dem Kind? Welcher Monat? Und weißt du wirklich nicht, von wem?", wollte Kari wissen.
„Sechster Monat. Aber ich weiß nicht, von wem es ist.", antwortete Hedvig.
„Was ist mit Peer? Dein Freund, drei Jahre lang.", schlug Kari vor.
„Nein. Ich habe schon mit ihm geredet, als ich zu meinem Haus gegangen bin. Er hat gesagt, dass es nicht möglich ist. Es würde nicht passen, weil... du weißt schon.", erwiderte Hedvig.
„Aber von wem soll es dann sein? Ich habe zwar gehört, dass du nach der Trennung relativ viele One-Night-Stands hattest, aber ehrlich gesagt habe ich dich nie wirklich für eine Schlampe gehalten. Du warst einfach nicht der Typ dafür. Du bist vielleicht ein bisschen aus der Bahn geworfen worden von der Trennung, aber ich hätte nicht gedacht, dass du wirklich...", meinte Kari leise. Hedvig zuckte mit den Schultern.
„Aber so muss es gewesen sein. Und da ich mich an nichts erinnern kann, werde ich das wohl nie so genau wissen.", entgegnete Hedvig.
„Vielleicht fällt es dir ja doch irgendwann noch ein. Aber... was willst du jetzt machen, Jorunn?", fragte Kari. Hedvig zuckte mit den Schultern.
„Ich weiß nicht. Mir wird schon was einfallen. Vorerst bleibe ich bei Einar auf Tingelsædet. Aber jetzt werde ich wohl ein paar Freunde und Verwandte besuchen gehen. Damit ich ein bisschen mehr über mich selbst herausbekomme. Du hast gesagt, Tove Persen ist meine kleine Schwester?"
„Ja, ist sie. Sie wohnt auch hier und müsste eigentlich jeden Augenblick nach Hause kommen. Sie will heute Abend nämlich tanzen gehen. Mal wieder. Ihr werden die Augen aus dem Kopf fallen, wenn sie dich sieht, das sage ich dir!"

Huset på skjæret - Das Haus auf der SchäreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt