Schrift - Skrift
Altid på lettende vinge gjennem verden —
endog i digtningens stund i evig rædsel,
skriver han ned med høire hånd de tanker,
mot hvilke venstre må hans liv forsvare!
Derfor til hver en tid i dødsens fare —
forsvaret føres svakt, men digtet stiger —
styrken er lagt i hans digt, og kræfter banker
kun i hans høire hånd, mens venstre sviger!
(Olaf Bull – Den ensomme)
*
Immer auf abhebenden Flügeln durch die Welt –
Sogar im Moment der Dichtung in ewiger Angst,
Schreibt er mit der rechten Hand die Gedanken nieder,
gegen die die Linke sein Leben verteidigen muss!
Deswegen, jedes Mal in Todesgefahr –
Wird die Verteidigung schwach geführt, aber das Gedicht steigt auf –
Die Stärke liegt in seinem Gedicht, und die Kräfte können
In seiner Rechten schlagen, aber seine Linke schweigt!
~
Sie saß am Frühstückstisch und schrieb irgendetwas ab.
Das Essen stand auf dem Tisch wie jeden Morgen. Einar war gerade aufgewacht, als er Hedvig am Tisch sitzen sah.
„Guten Morgen.", sagte er schläfrig und quälte sich aus dem Bett. Hedvig schaute nur kurz auf.
„Morgen.", murmelte sie und beugte sich wieder über das Blatt. Einar beobachtete sie eine Weile lang neugierig. Sie blätterte in ihrem Adressbuch und kritzelte einige Namen auf ein Blatt Papier. Zwischen den Namen ließ sie immer etwas Platz, als wolle sie noch irgendetwas dazuschreiben. Ihre Hand huschte schnell über das Papier.
„Was machst du da?", wollte Einar von ihr wissen.
„Die Namen abschreiben.", antwortete Hedvig. Einar nickte. Das hatte er auch schon feststellen können.
„Und wozu?"
„Ich wollte sie doch alle besuchen. So kann ich abhaken, wen ich schon hatte. Ich kann mir aufschreiben, wer die Leute sind und woher ich sie kenne. Damit bringe ich vielleicht ein bisschen Ordnung in mein Leben.", erklärte sie. Ihre Stimme klang nicht gerade motiviert. Sie klang eher, als hätte sie Angst, als würde sie an sich zweifeln und wäre sich nicht wirklich sicher, ob die Idee so gut war.
„Wann willst du anfangen, deine Freunde zu besuchen?", fragte Einar sie. Hedvig schaute von ihren Notizen auf und sah ihn ausdruckslos an. In ihrem Blick lag keinerlei Emotion und doch glaubte Einar, eine gewisse Nervosität ausmachen zu können.
„Heute.", antwortete sie tonlos. Sie beugte sich erneut über das Blatt Papier und begann wieder, fieberhaft zu schreiben. Einar setzte sich auf den Stuhl neben sie und beobachtete, wie ihre Hand über das Papier glitt. Der Stift machte ein kratzendes Geräusch beim Schreiben.
Hedvig hatte eine ordentliche Schrift. Man konnte sie gut lesen und das, obwohl sie eher rundlich und verschlungen aussah. Es war keine einheitliche Schrift. An manchen Stellen schrieb sie sehr groß, an anderen eher klein und akkurat. Auch die Breite der Buchstaben änderte sich von Zeit zu Zeit. Die Schrift war wechselhaft und undurchsichtig, genau wie Hedvig selbst.
Einar legte seine Hand auf ihren Arm. Er musste sie vom Schreiben abhalten. Diese hektischen Bewegungen, das Kratzen – das machte ihn geradezu wahnsinnig. Hedvig versuchte, ihren Arm aus einem Impuls heraus aus seinem Griff zu befreien. Einar verstärkte den Griff um ihren Arm. Hedvig hörte auf zu schreiben. Sie ließ den Stift fallen und starrte auf das Blatt Papier.
Keiner von beiden sagte etwas. Einar wollte ihren Arm schon fast wieder loslassen, als sie aufsah. Ihre Augen wirkten ängstlich. Sie legte ihre andere Hand auf seine. Ihre Lippen schienen zu zittern – zitterten sie wirklich? Einar ließ ihren Arm los, woraufhin Hedvig seine Hand mit ihren umschloss. Jetzt konnte er sehen, dass ihre Lippen wirklich zitterten.
Sie führte seine Hand zu ihrem Mund und küsste sie, bevor sie sich an seine Schulter lehnte und wie in Trance an die Wand starrte.
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Huset på skjæret - Das Haus auf der Schäre
Ficción GeneralEinar Andersen lebt allein auf einer Schäre vor der Küste Norwegens. Er hat seit vier Jahren mit keiner Menschenseele mehr geredet und kümmert sich eigentlich nur um sich und seine Insel. In einer stürmischen Nacht klopft allerdings ein junges Mädch...