Dankbarkeit und Hilfe - Takknemlighet og hjelp

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Dankbarkeit und Hilfe – Takknemlighet og hjelp

Weit von Süden ist er kommen,
Kommen über Meer und Firne;
Wie von Nordlichtschein umglommen
Leuchtet ihm die schwere Stirne.

Wenn er lacht: wie Schluchzen stöhnt es;
Schweigend: redet seine Lippe;
Doch wovon? Vertrauter tönt des
Windes Lied um Wald und Klippe.

Seine kalten Augen drohen
Ihren Grund so schlecht zu wissen
Wie der schwarze See, vom hohen
Firn geboren und umrissen.
[...]
(Henrik Ibsen, Auf den Höhen)

~

Das Essen stand wieder auf dem Tisch, als Einar am Abend ins Haus kam.
Hedvig saß auf einem Stuhl und hatte ein Buch in der Hand. Als Einar hereinkam, sah sie nur kurz von ihrem Buch auf.
„Du bist zurück.", sagte sie nur. Einar konnte ihr Gesicht nicht sehen, aber er konnte das Lächeln aus ihrer Stimme heraushören. Hedvig Persen. Diese Frau war ihm immer noch ein einziges Rätsel. Ob sie sich selbst genau so ein Rätsel war?
„Hast du schon gegessen?", fragte er sie. Sie schüttelte den Kopf.
„Warum machst du das?", wollte Einar wissen. Hedvig sah ihn fragend an.
„Warum mache ich was?"
„Warum machst du immer etwas zu essen? Warum kümmerst du dich um das Haus, gehst fischen und verdienst damit Geld? Warum machst du das alles? Was hast du davon?"
Hedvig legte ihr Buch zur Seite und stand auf. Sie kam lächelnd auf ihn zu und legte ihre Hände auf seine Schultern.
„Einar, nicht alle Menschen machen Dinge nur zu ihrem eigenen Vorteil. Die Welt, die du immer gekannt hast, funktioniert vielleicht so, aber nicht die Welt, aus der ich komme. Ich mag mich nicht an mein Leben erinnern oder an meine Freunde oder meine Familie. Aber ich weiß, dass ich ein einfaches Leben geführt habe und da hilft man sich gegenseitig.", erwiderte sie. Ihre Lippen lächelten, aber ihre Augen sahen ernst aus.
„Wie helfe ich dir?", wollte Einar wissen. Er verstand es immer noch nicht. Sie hätte gehen können und ihn wieder allein lassen können. Sie hätte zurück in ihr altes Haus gehen können und dort friedlich weiterleben können. Stattdessen schlief sie mit ihm. Warum? Aus Verzweiflung, Angst? Aus Liebe, Mitleid? Er konnte sich keinen Reim darauf machen.
„Du hast mich bei dir aufgenommen. Ich kann hier bleiben, solange ich will. Und du willst nicht, dass ich irgendwelche übereilten Entscheidungen treffe. Ich denke nicht, dass du mir immer völlig geglaubt hast, dass ich mich an nichts mehr erinnern kann. Aber du hast mir trotzdem meine Zeit gelassen. Du hast mir schon viel mehr geholfen, als du dir vielleicht vorstellen kannst.", antwortete sie.
„Aber... wie? Ich verstehe dich einfach nicht. Tut mir leid.", erwiderte Einar.
„Man nennt das Dankbarkeit.", meinte sie mit einem etwas spitzbübischen, warmen Lächeln.
„Und gestern? War das auch... Dankbarkeit?"
Sie schüttelte den Kopf und ging ein paar Schritte auf Einar zu. Sie legte ihren Kopf auf seine Schulter und schlang ihre Arme um seine Hüfte.
„Nein. War es nicht."

Huset på skjæret - Das Haus auf der SchäreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt