Gerüche - Lukter
Auf die Erde läßt die milde
Sommernacht den Schleier sinken;
Still herab vom Lichtgefilde
Große, bleiche Sterne blinken.
Aus des Fjordes Busen dringt es
Nun gedämpft in dumpfem Laute.
Horch, wie Kinderweisen klingt es,
Nie vergeßne, lieb vertraute!
[...]
(Henrik Ibsen – Auf Akershus)
~
Sie roch nach Fisch, Erde, Holz und Rauch.
Es war kein besonders guter Geruch, aber Einar fühlte sich wohl in ihrer Nähe. Diese Mischung hatte etwas Ursprüngliches und Natürliches.
Hedvig lag mit ihrem Kopf auf Einars Brust und sah an die Decke. Sie atmete ruhig und gleichmäßig. Einar hatte einen Moment lang geglaubt, sie wäre eingeschlafen, aber ihre Augen waren noch offen.
Sie sprachen nicht miteinander – das war nicht nötig. Sie verstanden sich auch so.
Das Bett war wirklich zu klein für zwei Personen, es sei denn, man rückte nahe zusammen. Und genau das hatten die beiden getan. Es muss der Alkohol gewesen sein.
Alles, was zuvor passiert war, fühlte sich noch immer wie ein entfernter Rausch an, als wäre es nicht wirklich passiert.
Einar konnte sich nur noch an das Gefühl ihrer Lippen erinnern. Sie waren kühl, aber trotzdem sanft, als würden sie auf den kleinsten Druck hin nachgeben. Sie hinterließen ein prickelndes Gefühl auf seinen Lippen, ein leichtes und angenehmes Schwindelgefühl.
Ihre Haut war blass und genauso kühl wie ihre Lippen. Unter der weichen Haut konnte er die Muskeln an ihren starken Armen spüren.
Die Wirkung des Alkohols ließ nach, bevor irgendetwas Bedeutendes passieren konnte. Die rauschhafte Stimmung verflog nach und nach und jetzt lagen sie beide schweigend nebeneinander. Eigentlich waren sie todmüde, aber keiner von ihnen wollte jetzt schon schlafen.
Es lag das Gefühl in der Luft, dass sie etwas Wichtiges verpassen würden, wenn sie jetzt schlafen würden. Und deswegen bleiben sie wach und starrten an die Decke.
Nur um die Stille in diesem Moment völlig auszukosten.
![](https://img.wattpad.com/cover/219495768-288-k87401.jpg)
DU LIEST GERADE
Huset på skjæret - Das Haus auf der Schäre
Ficción GeneralEinar Andersen lebt allein auf einer Schäre vor der Küste Norwegens. Er hat seit vier Jahren mit keiner Menschenseele mehr geredet und kümmert sich eigentlich nur um sich und seine Insel. In einer stürmischen Nacht klopft allerdings ein junges Mädch...