# 29

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- Lola -

"Oh Mann!", stöhnt Habib, während er eine weitere Ladung schmutziger Plastikbecher in seinen Armen balanciert und zu uns hinter den aus ein paar Kisten zusammengebauten Tresen tritt, "das ist ja die reinste Folter!"
"Jetzt stell dich nicht so an, Bibi", entgegnet Rohan, der nach etwas Wechselgeld in einer der kleinen Geldkassetten kramt und es einem Schüler in die Hand drückt, "du müsstest durch den Job bei Xenia doch eigentlich an so was gewöhnt sein."
"Dann geh du doch mal raus und sammle die ganzen Becher ein. Das ist hier schlimmer als zur besten Geschäftszeit bei Xenia", brummt Habib und lässt die benutzten Becher in eine Plastikwanne unter dem Tresen fallen, die mit Bechern bereits gut gefüllt ist. "Wo bleibt Dennis eigentlich? Hat der sich auf dem Weg in die Cafeteria verlaufen oder was?"
"Die alte Spülmaschine ist wieder ausgelaufen", erwidere ich und schiebe eine der leeren Getränkekisten in den hinteren Bereich hinterm Tresen, "die Armen in der Küche müssen den ganzen Kram jetzt nicht nur von Hand spülen, sondern auch noch aufpassen, dass sie auf dem nassen Boden nicht ausrutschen."
"War ja klar", Habib verdreht die Augen, "und wir haben hier oben irgendwann keine Becher mehr, können keine Getränke mehr verkaufen und verlieren unsere Einnahmen für die Abschlussfeier. Dann hat sich die Party ja voll gelohnt."
"Dann geh doch nach unten helfen, du Idiot", erwidert Rohan und greift nach einem der immer weniger werdenden sauberen Becher, um ein weiteres Getränk fertigzumachen, woraufhin Habib abwehrend die Hände hebt.
"Ich hab schon einen Job."
"Dann mach den auch gefälligst und träume hier nicht rum."
Mit einer Hand schiebe ich Habib wieder vor den Tresen, der mir eine Grimasse schneidet und anschließend in der Schülermenge verschwindet, die sich auf der freigeräumten Fläche der Aula tummelt.
Bunte Lichter wechseln im Takt der Musik, die laut aus den Boxen dröhnt, und tauchen die dichtgedrängte Schülermenge in ein farbiges Lichtermosaik.
Ich bin wirklich froh, dass wir die Musikanlage am Mittwoch noch zum Laufen gebracht haben, denn ohne die hätten wir die Oberstufenparty gleich absagen können. Aber das uns jetzt die Becher ausgehen ist natürlich auch nicht viel besser...
Ich seufze leicht und drehe meinen Kopf zu Rohan, als er mir auf die Schulter tippt.
"Schau mal", sagt er und deutet mit dem Kopf in Rebeccas Richtung, die am anderen Ende des Tresens steht, "das sieht nach Ärger aus."
Ich folge seinem Blick und stöhne genervt auf, als ich Ariana und ihre Freundinnen Louise und Sabrina auf der anderen Seite des Tresens gegenüber von Rebecca entdecke.
Und ich muss Rohan Recht geben. So provozierend wie Ariana die Arme vor der Brust verschränkt hat und Rebecca mit abfälligem Blick mustert, die wiederum etwas unsicher von dem einen auf den anderen Fuß tritt, kann das nur Ärger bedeuten.
Auch das noch...
Etwas gereizt straffe ich meine Schultern und gehe zu Rebecca und den anderen hinüber.
"Gibt's hier ein Problem?", frage ich und stelle mich neben Rebecca, die mir einen kurzen, aber dankbaren Blick zuwirft.
"Ach, sieh mal einer an." Arianas abfälliger Blick wandert kurz zu mir, bevor er sich wieder auf Rebecca richtet und sich ein hämisches Lächeln auf ihren Lippen abzeichnet. "Brauchst du etwa wieder Beistand von der lieben Lola?"
Ich verdrehe genervt die Augen und stemme eine Hand in die Hüfte. "Was willst du, Ariana? Und fass dich bitte kurz. Im Gegensatz zu dir haben wir hier nämlich echt zu tun."
Ich deute mit dem Kopf an das andere Ende des Tresens zu Rohan, wo sich immer mehr Schüler vor drängen und Rohan kaum mit den ganzen Getränkebestellungen hinterherkommt.
"Also, komm zum Punkt. Was passt dir schon wieder nicht?"
Arianas Lippen kräuseln sich etwas, während sie mich böse anfunkelt, bevor sie mit einem Finger auf die drei Getränke deutet, die vor ihr auf dem Tresen stehen.
"Rebecca meinte, dass wir dafür zahlen müssen", sagt sie und schaut mich mit einem verständnislosen Blick an.
Ich zucke mit den Schultern. "Stimmt ja auch. Falls du es vergessen haben solltest, wir finanzieren mit den Einnahmen unsere Abschlussfeier."
"Aber warum müssen wir das denn auch zahlen? Wir sind doch zusammen im Abschlussjahrgang!"
"Glaub mir, das ist ein Umstand, den wir beide bedauern."
Ariana schnaubt leicht und wirft ihre honigfarbenen Locken mit einer Kopfbewegung leicht über ihre Schulter zurück, während ich sie weiter unbeeindruckt schaue.
"Aber das ergibt doch überhaupt keinen Sinn! Wir haben die Party doch bereits vorbereitet und organisiert. Warum müssen wir denn jetzt auch wie alle anderen dafür zahlen?"
"Okay", ich atme tief durch, "pass mal auf. Nur weil du ständig eine Sonderbehandlung in allem erwartest, heißt das noch lange nicht, dass du sie auch bekommst. Und so wie du nicht Physik in diesem Schuljahr abwählen konntest, wirst du auch diese Getränke hier bezahlen. Schließlich geht es hier auch um deine Abschlussfeier. Oder willst du mir jetzt etwa erzählen, dass du kein Geld mehr für ein paar Getränke hast, weil du alles für diese unfassbar hässliche Markenhandtasche da über deine Schulter ausgegeben hast?"
Das entlockt Rebecca ein kurzes Lachen und sogar Louise und Sabrina ein leichtes Lächeln, welches jedoch sofort wieder von ihren Gesichtern verschwindet, als Ariana mit einem bösen Schnauben zu ihnen sieht. Dann richtet sich ihr wütender Blick wieder auf Rebecca.
"Ach, jetzt bekommst du auf einmal wieder deinen Mund auf, was?"
"Lass sie in Ruhe, Ariana", ich trete einen Schritt vor, "Rebecca kann nichts dafür, dass..."
"Oh, du nimmst sie wirklich wieder in Schutz? Wie rührend." Ariana lacht verächtlich auf. "Traust du ihr etwa nicht zu, dass sie sich selber verteidigt?"
"Natürlich kann sie das!", erwidere ich, doch der Blick, den Rebecca mir von der Seite zuwirft, verrät mir, dass sie ganz und gar nicht davon überzeugt ist.
"Ja, sicher." Ein hämisches Lächeln hat sich erneut über Arianas Lippen gelegt. "Rebecca schafft es ja nicht einmal an einer einfachen Diskussion im Unterricht teilzunehmen, ohne knallrot zu werden und mit dem Stottern anzufangen. Stimmt's, Rebecca?"
Aus den Augenwinkeln sehe ich, dass Rebecca ihren Kopf etwas gesenkt hat und vor sich auf den Boden schaut. Trotzdem erkenne ich, dass ihre Wangen bereits eine erhebliche Röte angenommen haben.
Wut steigt in mir auf und ich balle meine Hände zu Fäusten.
"Wenn du dich jetzt nicht auf der Stelle verziehst..."
"Was dann?" Unschuldig klimpert Ariana mit ihren Wimpern. "Willst du mich etwa schlagen? Damit wäre ich an deiner Stelle aber ganz vorsichtig. Es wäre nämlich doch sehr tragisch, wenn du aufgrund dessen vorübergehend von der Schule verwiesen werden müsstest und nicht am Unterricht teilnehmen dürftest. Erst recht, wenn man bedenkt, wie schwierig es zurzeit noch um deine Zulassung zur Abschlussprüfung steht und du gute Noten doch so dringend benötigst. Denn dann wäre deine ganze bisherige Arbeit in diesem Schuljahr und diese neu gewonnene Disziplin von dir vollkommen umsonst gewesen."
Ich presse meine Zähne so fest aufeinander, dass meine Kiefermuskeln anfangen zu schmerzen. Am liebsten würde ich dieses Mädchen an ihren Haaren quer durch die Aula nach draußen zerren!
Ariana scheint sich über meine nur mit Mühe unterdrückte Wut sehr zu amüsieren, denn sie wirft mir ein spöttisches Lächeln zu und dreht sich dann wieder zu Rebecca.
"Weißt du was, Rebecca? Du tust mir ehrlich gesagt fast schon ein bisschen Leid, dass sich nur der Abschaum aus unserer Stufe mit dir abgeben möchte. Und das wahrscheinlich auch nur aus Mitleid, wenn man sich dein erbärmliches Verhalten so ansieht. Aber wiederum überrascht es mich auch nicht. Gleich und gleich gesellt sich eben gern."
Bevor ich irgendetwas auf diesen absolut unverschämten Kommentar hin tun oder erwidern kann, ist Rebecca mit einem halb unterdrückten Schluchzer um den Tresen herumgelaufen und in der dichtgedrängten Schülermenge verschwunden.
"Rebecca!", rufe ich ihr nach und stelle mich auf die Zehenspitzen, in der Hoffnung sie irgendwo zwischen den Schülern entdecken zu können, was aufgrund der ständig wechselnden bunten Lichter jedoch so gut wie unmöglich ist, weshalb es mir auch nicht gelingt.
"Siehst du", sagt Ariana und lächelt mich zuckersüß an, als ich wieder zu ihr schaue, "ich habe dir doch gesagt, dass sie sich nicht selber verteidigen kann."
Diese elende, respektlose, arrogante...
Ich hole tief Luft und versuche erneut Kontrolle über meine Wut zu gewinnen, während meine Knöchel sich inzwischen weiß verfärben, so sehr wie ich meine Finger in der geschlossenen Faust anspanne.
Ariana hingegen lächelt mich weiterhin übertrieben freundlich an und deutet nun wieder auf die Getränke auf dem Tresen.
"Darf ich die dann jetzt mitnehmen?"
Für einen Moment halte ich inne und schaue auf die Getränke vor mir, als mir eine Idee kommt.
"Aber selbstverständlich", sage ich und lächle sie ebenso freundlich an wie sie mich, "und keine Sorge, das geht aufs Haus."
Mit diesen Worten greife ich nach einem der Becher und schütte den Inhalt mit voller Wucht in Arianas Gesicht.
Während Ariana hysterisch aufkreischt und Louise und Sabrina entgeistert zwischen ihr und mir hin und her schauen, stoßen einige Schüler amüsierte Jubelrufe und Pfiffe aus.
Allen voran Habib, der gerade wieder auf dem Weg zu uns an den Tresen gewesen ist und für den Pfiff extra seine gesammelten Becher auf dem Boden abgestellt hat.
"Mega Aktion, Prinzessin!", brüllt er über die dröhnende Musik hinweg zu mir, "das war längst überfällig!"
Rohan dagegen starrt mich mit einer Mischung aus Fassungslosigkeit und Überraschung an, woraufhin ich ihm schulterzuckend ein hilfloses Grinsen zuwerfe.
Es ist schließlich immer noch besser, wenn der Inhalt des Bechers Arianas Gesicht trifft als meine Faust...
Während Ariana unter lauten Flüchen und Beschimpfungen, die garantiert alle mir gewidmet sind, versucht, sich den klebrigen Inhalt des Bechers aus ihrem Gesicht und von ihrem Oberteil zu wischen, lässt mich ein dominates Quietschen aufhorchen und ich sehe gerade noch, wie Rebecca durch die Tür der Aula nach draußen verschwindet.
"Habib!", rufe ich, woraufhin dieser sich sofort wieder in meine Richtung dreht, "hilf Rohan hier mal! Ich muss kurz weg!"
"Alles klar!", brüllt Habib zurück und hält mir den gehobenen Daumen entgegen, bevor er wieder nach seinen Bechern am Boden greift.
Ich nicke und drehe mich rasch zu Rohan.
"Hier!", mit einer gekonnten Bewegung werfe ich ihm den nun leeren Becher zu, den Rohan wiederum geschickt aufhängt, "das ist ein sauberer Becher mehr. Oder zumindest fast sauber, immerhin wurde nicht daraus getrunken."
Ich zwinkere ihm kurz zu und laufe dann um den Tresen herum, an Ariana und ihren Freundinnen vorbei und dränge mich ebenfalls durch die Schülermenge in Richtung Ausgang.

Liebe Auf Französisch (Lola & Zoe - Band 1) (girlxgirl; teacherxstudent)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt