# 10

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- Lola -

"Sehr gut, Tom. Lola, machst du bitte mit der nächsten Aufgabe weiter?... Lola?"
"Ähm, was?"
"Wie bitte."
"Hä?"
"Es heißt, wie bitte." Mit einem spöttischen Blick schaut Herr Lüdenscheid mich über den Rand seiner Lesebrille hinweg an. "Und auch nicht , sondern Entschuldigen Sie bitte, Herr Lüdenscheid, aber was meinen Sie damit?"
Am liebsten hätte ich die Augen verdreht, aber dann würde Herr Lüdenscheid mir erst recht einen Vortrag über gutes Benehmen, die richtige Ausdrucksweise und den Respekt gegenüber Autoritätspersonen halten.
Mal wieder.
Ich hole tief Luft und zwinge mich zu einem freundlichen Lächeln, während sich unterm Tisch meine Hände zu Fäusten ballen und meine Fingernägel sich nach und nach schmerzhaft in meine Handinnenflächen bohren.
Ich kann es mir nicht leisten, mit einer entsprechenden Bemerkung auf Herrn Lüdenscheids dämlichen Kommentar zu antworten. Nicht nach der gestrigen Orientierungs-Besprechung. Auch wenn er es mehr als verdient hätte.
"Natürlich, Herr Lüdenscheid", sage ich stattdessen so höflich wie möglich und spüre, dass ich einen Krampf in meinen Wangen vom lächeln bekomme. "Entschuldigen Sie bitte."
"Warum nicht gleich so", sagt Herr Lüdenscheid und tippt mit einem Stift auf die aufgeschlagene Seite seines Mathebuches, "wärst du nun so liebenswürdig und würdest uns die Lösung zur nächsten Aufgabe nennen?"
Während Herr Lüdenscheid mich weiter mit seinem selbstgefälligen Grinsen anschaut, wandert mein Blick hilfesuchend zu Rohan neben mir, der meinen ratlosen Ausdruck jedoch nur erwidern kann. Wahrscheinlich hätten wir eine größere Chance den Da Vinci Code zu knacken, als eine von Herrn Lüdenscheids Matheaufgaben. Es wäre ja zumindest schon mal hilfreich, wenn wir die Aufgabenstellung verstehen würden...
"Nun, Lola? Ich warte."
"Ich...äh..."
"In einem Satz, bitte."
Das wäre auch kein Problem, wenn ich zumindest den Hauch einer Ahnung hätte, was ich sagen soll!
Nachdenklich beiße ich mir auf die Unterlippe, während mein Blick auf die Uhr fällt, die über der Klassenzimmertür hängt.
Noch fünf Minuten bis zum Ende der Stunde.
Vielleicht kann ich ja etwas Zeit gewinnen...
"Ähm, bei welcher Aufgabe sind wir denn?"
"Hast du etwa nicht aufgepasst?"
"Doch, aber...", ich zögere, "ich...möchte mich nur nochmal absichern..."
Oh Mann, ich hatte auch schon mal bessere Ausreden!
Herr Lüdenscheid scheint mir meine Antwort ebenfalls nicht abzukaufen, so wie er mich mit einer gehobenen Augenbraue mustert.
"Wir sind bei der dritten Aufgabe", sagt er schließlich und rückt seine Lesebrille zurecht, wobei das leicht hämische Grinsen seinen Mund immer noch nicht verlässt. "Also Lola, die Lösung bitte."
Ich fluche innerlich und schaue auf das leere Blatt vor mir, während ich spüre, wie sich die Blicke der anderen aus meinem Kurs nach und nach auf mich richten.
"Ja, ähm..."
Ich schaue erneut zur Uhr.
Noch vier Minuten.
Ernsthaft?!
Ich seufze und beginne betont langsam durch meinen Collegeblock zu blättern.
"Was soll das werden, Lola?" An Herrn Lüdenscheids Tonfall erkenne ich, dass er sich sehr über mein Verhalten amüsiert.
"Ich...ähm...suche nur meine Notizen zu der Aufgabe..."
"Du kannst dir dieses lächerliche Theater sparen."
Ich muss leider Recht geben. Es ist wirklich lächerlich.
Langsam schaue ich auf und sehe, dass Herr Lüdenscheid sein Mathebuch inzwischen zur Seite gelegt und stattdessen nach seinem kleinen Notenbuch mit dem roten Einband gegriffen hat.
"Ich muss sagen, dass ich wirklich davon ausgegangen bin, dass sogar du mittlerweile den Ernst der Lage begriffen hast", sagt er, während er mit schnellen Bewegungen etwas in das Notenbuch kitzelt.
Sein gespielter bedauernder Tonfall ist fast noch schlimmer als die amüsierte Version davon.
"Aber anscheinend ist dem nicht so", fährt er fort. "Du ziehst es wohl immer noch vor, meinem Unterricht keine Beachtung zu schenken und damit eine deiner letzten Chancen auf die Zulassung zu deinem Abschluss zu vertun. Aber in Anbetracht deiner Leistungen in den vergangenen Jahren ist das wiederum auch nicht sonderlich überraschend."
Ich muss mir hart auf die Zunge beißen, um nichts darauf zu erwidern und spüre, wie sich mein Brustkorb vor Anspannung zusammenzieht.
Er weiß also von meiner Orientierungs-Besprechung und wie dringend ich eine gute Mathenote brauche. Super...
Noch halb in Gedanken zucke ich erschrocken zusammen, als mit einem Mal ein zusammengefaltetes Stück Papier auf meinem Collegeblock landet.
Verwirrt runzle ich die Stirn und schaue auf, nur um zu sehen wie Rebecca, die schräg vor mir sitzt, sich schnell wieder nach vorne dreht.
Komisch...
Zögernd greife ich nach dem Papier und falte es auf.
Meine Augen weiten sich.
Schnell schaue ich wieder zu Rebecca, die ihren Kopf wieder zu mir gedreht hat und mich leicht anlächelt.
Ich erwidere das Lächeln, allerdings um einiges breiter, und räuspere mich.
"Ähm, Herr Lüdenscheid."
"Was gibt es denn noch, Lola?", fragt dieser leicht genervt, während er immer noch in sein Notenbuch kritzelt.
"Ich hab meine Notizen gefunden", sage ich und zwinkere in Rebeccas Richtung, die sich auf die Unterlippe beißt, um nicht zu lachen. "x ist gleich 3, y ist gleich 5 und z ist gleich 8."
Herr Lüdenscheid hält inne und schaut langsam von seinem Notenbuch auf.
Seine Augenbrauen ziehen sich zusammen und er blinzelt mehrfach, als er das Stück Papier in meiner Hand sieht.
"Das ist doch richtig, oder?", frage ich und bemühe mich um einen möglichst unschuldigen Ton, wobei ich mir ein triumphierendes Grinsen jedoch nicht verkneifen kann."
Der Griff um den Stift in Herrn Lüdenscheids Hand wird fester, wodurch sich seine Knöchel weiß verfärben und ich sehe, wie seine Kiefermuskeln gefährlich zucken.
"Ja", sagt er schließlich und nickt kurz, "die Lösung ist korrekt."
In diesem Moment klingelt die Schulglocke.
Das nenne ich doch mal perfektes Timing!

Liebe Auf Französisch (Lola & Zoe - Band 1) (girlxgirl; teacherxstudent)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt