# 59

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- Lola -

"Oh, du bist doch verrückt, ma chérie", sagt Zoe und bedeckt ihren halb lachenden, halb gähnenden Mund mit einer Hand, während sie sich langsam im Bett aufsetzt und mit der anderen Hand eine der cremefarbenen Decken vor ihren nackten Oberkörper hält. "Was hast du denn alles bestellt?"
"Nur ein bisschen was zum Frühstück", entgegne ich schulterzuckend, wobei ich mir jedoch ein leichtes Grinsen nicht verkneifen kann, als ich den kleinen Servierwagen dicht an die Kante von Zoes Bettseite schiebe.
"Ein bisschen?" Während Zoe abwechselnd zwischen dem Servierwagen und mir hin und her schaut, ziehe ich den Bademantel etwas fester um meinen Körper zusammen, den ich glücklicherweise im Badezimmer gefunden habe und so dem Pagen, der den Servierwagen gebracht hat, aufmachen konnte. "Bei der Menge könnten wir ohne Probleme noch jemanden einladen."
"Soll ich vielleicht deine liebe Freundin Direktorin Berger anrufen?", frage ich und setze mich mit einem frechen Zwinkern auf die Bettkante, woraufhin Zoe die Augen verdreht.
"Untersteh dich", entgegnet sie und rutscht zu mir, um mich von hinten zu umarmen und ihr Kinn auf meine Schulter zu legen, "ich will die Zeit mit dir alleine genießen. So lange, wie es geht."
Während Zoe ihr Gesicht in meinen Haaren vergräbt und tief einatmet, spüre ich, wie sich mein Magen zusammenzieht.
Auch wenn wir in der vergangenen Nacht kaum ein Auge zugetan haben, war die Zeit mit Zoe für mich einfach zu kurz gewesen. Und an der Art, wie sehr sie mich nun an sich drückt, lässt wohl darauf schließen, dass es ihr ähnlich geht...
Wie soll das nur werden, wenn wir uns nachher verabschieden müssen...?
Ich schlucke den sich bildenden Kloß in meinem Hals herunter und lehne mich stattdessen ein Stück vor, um nach einem der Croissants auf dem Servierwagen zu greifen.
"Hier", sage ich und halte Zoe das Croissant vor die Nase, die mich erst mit einem leicht amüsierten Blick von der Seite mustert und sich dann vorlehnt, um die Spitze des Croissants abzubeißen.
Während Zoe mir kauend einen Kuss auf die Wange drückt, beiße ich die andere Croissantspitze ab, woraufhin Zoe gedämpft auflacht und mir mit einer Hand durch die Haare streicht.
"Gibt es eigentlich einen besonderen Grund, wieso wir ausgerechnet Croissants zum Frühstück bekommen haben?", fragt sie, nachdem sie ihren Bissen heruntergeschluckt hat und sich wieder etwas mehr von hinten an mich kuschelt.
Ich schlucke meinen Bissen ebenfalls herunter und drehe meinen Kopf mit einem leichten Lachen zu ihr.
"Okay, du hast mich erwischt. Ich habe Jacques gebeten, dass er das Frühstück ein wenig französisch gestalten lässt. Und ich finde, das sieht gar nicht mal so schlecht aus. Croissants, Obst, verschiedene Marmeladensorten, Honig, Kaffee..."
"Café au lait."
Ich verdrehe die Augen über Zoes Einwand, während sie mir lachend das angebissene Croissant aus der Hand zieht und mir einen weiteren Kuss auf die Wange drückt.
"Ist das wirklich so wichtig?"
"Aber natürlich", erwidert Zoe und schaut mich mit gespieltem Erstaunen aus ihren größer werdenden braunen Augen an, "Milchkaffee gehört zu einem Frühstück in Frankreich ebenso dazu wie Croissants. Da hat Jacques gut drauf geachtet."
"Was keine Kunst ist, wenn man ursprünglich aus Frankreich kommt", erwidere ich spöttisch, woraufhin Zoe mit einem Lächeln die Augen verdreht.
"Ist Jacques dieser Mann an der Rezeption gestern Abend gewesen?", fragt sie und beißt erneut ein Stück von dem Croissant ab.
Ich nicke. "Ja, das war er. Er ist mit einer der Töchter des früheren Hoteldirektors verheiratet und inzwischen gehört seiner Frau und ihm das Hotel. Und er hat uns nicht nur dieses wunderbare Frühstück, sondern auch noch dieses Hotelzimmer organisiert."
"Verstehe", nuschelt Zoe mit vollem Mund und schluckt den Bissen herunter, "und woher kennt ihr beiden euch?"
"Eigentlich kennen wir uns gar nicht", erwidere ich lachend und lehne mich ein Stück vor, um nach einem Bündel Trauben auf dem Servierwagen zu greifen. "Xenia hat ihn auf einer ihrer vielen Reisen kennengelernt, damals als sie ihre Tour durch Europa gemacht hat. Irgendwann hat er sie hier besucht, hat dann seine heutige Frau kennengelernt und ist schließlich hierher gezogen."
"Was für eine Liebesgeschichte", sagt Zoe lachend und beugt sich ein Stück vor, um eine der Trauben mit ihren Zähnen von dem Bündel abzuziehen, welches ich vor sie halte.
"Ich finde unsere besser", erwidere ich und lehne mich zu Zoes Hand, um einen weiteren Bissen des Croissants zu nehmen.
"Aber natürlich. Unsere ist die Beste."
Mit einem tiefen Seufzer zieht Zoe mich noch etwas mehr zu sich und vergräbt ihr Gesicht erneut in meinen Haaren.
Ich spüre ihren Herzschlag an meinem Rücken und ihre Finger, die sich in den Stoff des Bademantels krallen, so als hätte sie die Befürchtung, ich würde mich im nächsten Moment aus ihrer Umarmung winden.
"Weißt du was, ma chérie?", sagt sie leise, wobei ich ihren Atem an meinem Ohr spüre, "wenn du deinen Abschluss hast, machen wir beide eine kleine Reise nach Frankreich. Meine Eltern haben ein Ferienhaus in der Normandie, unmittelbar in der Nähe des Meeres. Was hältst du davon?"
Was?
Zoe und ich?
Eine Reise?
Zusammen?
Meine Augen weiten sich und ich drehe meinen Kopf leicht zu Zoe, die dadurch gezwungen ist, ihren Kopf aus meinen Haaren zu ziehen.
"Ehrlich?", frage ich und betrachte Zoe mit einer Mischung aus Vorfreude und Ungläubigkeit, woraufhin Zoe lächelnd nickt.
"Natürlich. Warum nicht? Ich finde, das haben wir uns nach all der Zeit des Abstands doch mehr als verdient. Zumal du dann auch in den Genuss eines richtigen französischen Frühstücks kommst."
"Ach, tatsächlich?" Ein verschwörerisches Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus, während mein Blick langsam an Zoes nacktem Körper herunter und wieder hinauf gleitet. "Ich kenne im Übrigen noch eine andere Art des französischen Frühstücks."
Für einen Moment blinzelt Zoe mich etwas überrascht an, bevor ihre Augen eine Spur dunkler werden.
"Ach, ist das so?", fragt sie und beißt sich leicht auf die Unterlippe, während ihr Blick zwischen meinen Augen und meinem Mund hin und her wandert.
Mein verschwörerisches Lächeln wird noch ein Stück breiter.
Dann nehme ich Zoe das Croissant aus der Hand, lege es zusammen mit dem Bündel Trauben auf den Servierwagen und drehe mich um, um Zoe zurück auf die Matratze zu drücken...

Liebe Auf Französisch (Lola & Zoe - Band 1) (girlxgirl; teacherxstudent)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt