# 54

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- Lola -

"Zoe, was...", setze ich an, verstumme jedoch wieder, als Zoe mich gegen die steinige Hauswand hinter mir stößt.
Mir entweicht ein erschrockener Laut, der jedoch von Zoes Lippen verschlungen wird, die ungeduldig und fordernd über meinen Mund fahren und dabei von ihrer Zunge begleitet werden.
Mit einem Stöhnen schließe ich meine Augen und öffne meinen Mund etwas, um Zoes Zunge Einlass zu gewähren, während ihre Fingernägel sich in meine Schultern krallen.
Ich drehe meinen Kopf leicht, um Zoes Kuss besser erwidern zu können und keuche überrascht auf, als Zoe mir spielerisch in die Unterlippe beißt und ihre Lippen sich anschließend von meinen löst, um über meinen Hals zu fahren.
"So viel zum Thema Abstand, was?", stoße ich schwer atmend und halb lachend hervor, ziehe jedoch scharf Luft ein, als Zoes Zähne über meinen Hals streifen und ihr Mund zu meinem Ohr wandert.
"Soll ich vielleicht aufhören?", haucht Zoe sanft, wobei ihr Atem leicht an meinem Ohr kitzelt und ihre Stimme nicht mehr als ein verführerisches Flüstern ist. Gleichzeitig streifen ihre Fingernägel von meinen Schultern über meine Arme quälend langsam nach unten, während ihr Bein sich zwischen meinen in demselben Tempo anhebt, bis es sich schließlich gegen meine Mitte drückt und dann ihr Knie leicht dagegen zu reiben beginnt.
Ich kneife die Augen zusammen und beiße mir auf die Unterlippe, um ein lautes Stöhnen zu unterdrücken.
"Was ist denn, Lola?", höre ich Zoes Stimme erneut an meinem Ohr hauchen und hätte am liebsten die Augen verdreht, wenn sie in diesem Moment nicht schon geschlossen gewesen wären, "du hast mir meine Frage noch nicht beantwortet."
"Weil du unfair bist", stoße ich keuchend hervor und quieke kurz auf, als ich Zoes Zähne wieder an meinem Hals spüre. Ihre Hände haben sich unterdessen von meinen Armen gelöst und streichen stattdessen im Wechsel über meine Seiten, meinen Bauch und meine Brüste, während sie mich mit ihrem Körper weiter gegen die Wand hinter mir drückt.
"Unfair?" Zoes raues Lachen vibriert an meinem Hals und lässt Schauer durch meinen Körper fahren. "Dafür scheinst du meine unfaire Behandlung aber sehr zu genießen, ma chérie. Und außerdem habe ich gesagt, dass ich dich vermisst habe."
Verdammt, diese Frau!
Ich beiße mir noch fester auf die Unterlippe, um durch den Schmerz nicht vollständig den Verstand zu verlieren.
Was macht sie hier?
Warum weiß sie, dass ich hier im Hinterhof bin?
Und was soll ich nur machen, wenn jemand rauskommt?
Xenia fragt sich bestimmt, wo ich so lange bleibe und Rohan und Habib könnten auch jederzeit...
Meine Gedanken werden unterbrochen, als Zoe ihr Knie etwas fester gegen mich drückt und meine Stelle zwischen Schulter und Hals mit einem Biss markiert.
"Zoe, verdammt!", stöhne ich auf, während mein Kopf nach vorne auf ihre Schulter fällt und dort schwer atmend liegen bleibt.
"Je t'aime, ma chérie. Je t'aime", raunt Zoe lustvoll in mein Ohr und drückt mich noch fester gegen die Wand, während mein Herz immer schneller gegen meinen Brustkorb hämmert und sich meine Vernunft immer mehr verabschiedet.
Die Realität entgleitet mir weiter und weiter, genauso wie das damit einhergehende Risiko, das wir beide hier eingehen...
Ich verliere mich immer mehr in Zoes Berührungen, in ihren Küssen und Bissen, in ihren geflüsterten Worten...
So lange, bis ich spüre, wie Zoes Finger sich an meinem Hosenknopf zu schaffen machen und meine Hände sich instinktiv auf ihre legen.
Schwer atmend hebe ich den Kopf von Zoes Schulter, um sie anzuschauen, und muss schlucken, als ich trotz der Dunkelheit das Verlangen und die Sehnsucht in ihren halbgeöffneten Augen sehe.
Sie knurrt leise und versucht erneut, meinen Knopf zu öffnen, doch mein eiserner Griff auf ihren Händen hindert sie daran, bis sie schließlich mit einem frustrierten Stöhnen ihre Hände von meiner Hose löst und ihr Knie zwischen meinen Beinen wieder senkt.
"Jetzt bist du unfair!", schnaubt sie und schaut mich vorwurfsvoll an, während ich durch mehrfaches Ein- und Ausatmen versuche, meinen hämmernden Herzschlag zu beruhigen.
"Oder vernünftig", erwidere ich nach einer Weile, wobei meine Stimme immer noch ein wenig zittert.
"Aber hier ist doch niemand!"
"Am Dienstag im geschlossenen Klassenzimmer war auch niemand. Und da hast du mich auch abgewiesen."
"Ach", mit einem weiteren Schnauben tritt Zoe ein paar Schritte von mir zurück und stemmt die Hände in die Hüften, während ich froh bin, dass ich mich gegen die Wand hinter mir lehnen kann, "ist das wieder eine deiner billigen Retourkutschen?!"
Trotz Zoes wütendem Gesichtsausdruck kann ich mir ein leichtes Lachen nicht verkneifen.
"Das nicht", sage ich schließlich und lächle sie amüsiert an, "aber ich finde, du hast zu deinem Geburtstag etwas Besseres verdient."
"Zu meinem..." Zoe verstummt und ihre Augen werden groß, als sie mich vollkommen verwundert anstarrt, was mich erneut lachen lässt. Dann räuspert sie sich und streicht sich etwas unbeholfen eine Haarsträhne hinters Ohr. "Woher weißt du davon?"
"Ist das wichtig?", erwidere ich und grinse breit, als Zoe die Augen verdreht, "sagen wir es so, ich bin einfach aufmerksam."
"Verstehe." Ich sehe, wie Zoe für einen Moment nachdenklich zur Seite schaut. "Aber ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich am Dienstag irgendetwas in die Richtung gehend erwähnt habe."
"Hast du auch nicht. Aber deine allerliebste Frau Direktorin am Tag davor, weshalb sie bestimmt dachte, dass ich mit meinen Gedanken woanders gewesen wäre...womit sie ja auch Recht hatte."
Verschwörerisch zwinkere ich Zoe zu und stelle belustigt fest, dass sich wieder die altbekannte Röte über ihre Wangen ausbreitet.
"Heißt das...", beginnt sie nach einer Weile, "heißt das...du hast dir etwas für meinen Geburtstag überlegt?"
"Das habe ich", erwidere ich und nicke, während ich mich von der Hauswand abstoße, um auf Zoe zuzugehen und sehr froh darüber bin, dass ich meine Beine nun wieder etwas fester unter mir spüre. "Aber wenn du glaubst, dass ich dir etwas verrate, muss ich dich leider enttäuschen. Sonst ist es ja keine Überraschung mehr. Nur so viel...ich werde morgen Abend bei dir vorbeikommen."
Während ich Zoe erneut zuzwinkere, legt sich ein etwas besorgter Ausdruck über ihr Gesicht.
"Hältst du das wirklich für eine gute Idee? Ich meine, wenn dich jemand sieht..."
"Das wird nicht passieren", ich greife nach Zoes Händen und schaue ihr fest in die Augen, "niemand wird mich sehen und ich werde aufpassen, versprochen."
Ich sehe, wie Zoe ihre Stirn zweifelnd in Falten legt und küsse daraufhin ihre Hand, was sie wiederum lachend die Augen verdrehen lässt.
"Na, gut", seufzt sie schließlich und lässt meine Hände wieder los, "du lässt dich ja sowieso nicht davon abbringen. Aber nach meinem Geburtstag gehen wir wieder auf Abstand, verstanden?"
"Das sagt die Richtige", entgegne ich lachend und hebe vielsagend eine Augenbraue, woraufhin Zoe erneut die Augen verdreht.
"Zwischen einem dunklen Hinterhof kurz vor Mitternacht und einem Besuch bei mir am Samstagabend liegt eine himmelweiter Unterschied."
"Wenn du das sagst", entgegne ich schulterzuckend und deute dann mit dem Kopf zu dem Gang, durch welchen Zoe in den Hinterhof gelangt ist. "Ich glaube, es ist besser, wenn du jetzt wieder gehst, bevor dich noch jemand sieht. Und ich muss auch zurück zu Xenia."
"Ja, das ist wahrscheinlich das Beste", sagt Zoe und nickt, schaut mich dann jedoch etwas unsicher an, "könntest du vielleicht noch ein paar Minuten warten, bis ich Mona aus Xenias Kneipe gelotst habe? Ich...möchte ehrlich gesagt nicht, dass sie dich sieht...und...verdammt, kannst du bitte mit dem Lachen aufhören?!"
"Tut mir Leid", erwidere ich, während ich immer noch lache, "aber du hast echt Nerven! Schleppst die arme Direktorin Berger mit in Xenias Kneipe, lässt sie da alleine sitzen und kommst dann zu mir. Herrlich!"
"Ja, zum Schreien komisch", sagt Zoe trocken und seufzt leicht genervt auf, "also? Wartest du eben?"
Ich hole noch einmal tief Luft und nicke dann. "Ja, mache ich. Und keine Sorge, ich sage Xenia Bescheid, dass etwaige Getränke auf mich gehen. Ihr könnt einfach gehen."
"Okay, gut." Zoe nickt, bleibt jedoch immer noch etwas unschlüssig stehen, bis sie schließlich tief Luft holt und ihre Schultern strafft. "Also...sehen wir uns morgen?"
Trotz ihres immer noch unsicheren Blicks lächle ich sie zuversichtlich an und nicke entschlossen.
"Ja, das werden wir."

- Zoe -

"Sag mal, Süße...und verzeih mir bitte diese ausfallende Wortwahl...aber willst du mich eigentlich komplett verarschen?!", schnaubt Mona, als ich sie hinter mir aus Xenias Kneipe raus und auf den Bürgersteig ziehe. "Erst willst du aus einem mir unbegreiflichen Grund unbedingt in dieses Reservat für Neandertaler, dann verschwindest du für eine halbe Ewigkeit auf die Toilette und lässt mich mit einem viel zu schwachen Drink mit diesen Gestalten alleine und dann kommst du wieder und hast die Nerven mir einfach zu sagen, dass wir wieder gehen?!"
"Du hast doch gesagt, dass du woanders hin möchtest", erwidere ich schlicht und bemühe mich um einen möglichst neutralen Ton, während meine Gedanken immer wieder zu Lola wandern.
Sie hat gewusst, dass ich morgen Geburtstag habe.
Sie hat sich etwas für mich...für uns überlegt.
Was das wohl sein mag?
Na ja, das werde ich ja dann morgen schon sehen...
Aber hoffentlich nimmt sie sich ihr Versprechen zu Herzen und ist vorsichtig...
"Wenn meine Erinnerung mich nicht täuscht, habe ich dir das bereits gesagt, bevor wir diese Lokalität betreten haben. Die Betonung liegt auf bevor!"
"Ja, ich weiß", entgegne ich und hake mich versöhnlich bei Mona unter, während diese mir immer noch einen grimmigen Blick zuwirft, "aber dafür darfst du die jetzige Bar aussuchen. Und dort werden wir auch den restlichen Abend verbringen. Versprochen."
In diesem Moment ertönt ein leichtes Klingeln von dem Kirchturm ein paar Straßen weiter, gefolgt von einem Glockenschlag, der in regelmäßigen Abständen durch die dunkle Nacht hallt.
"Na, das wurde aber auch Zeit", erwidert Mona mit einem leichten Lächeln, zieht mich in eine Umarmung und drückt mir einen Kuss auf die Wange, bevor ich wirklich begreifen kann, was sie damit eigentlich meint. "Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Süße. Ich hoffe aber sehr, dass dein Versprechen bezüglich der Bar  trotzdem auch jetzt noch gilt."
Ein Lachen entfährt mir, während ich Monas Umarmung erwidere und mich schließlich wieder daraus löse. "Aber sicher doch. Versprochen ist versprochen. Das gilt auch an meinem Geburtstag."
"Na dann, worauf warten wir noch?" Entschlossen hakt Mona sich bei mir unter und zieht mich mit sich. "Ich kenne eine hervorragende Bar hier ganz in der Nähe, nicht zu vergleichen mit der Lokalität, in der wir gerade gewesen sind. Es ist nicht zu voll, nicht zu laut und hat wahrscheinlich die besten Cocktails der Stadt. Und dank dir und deinem Geburtstag werden wir bestimmt einige Getränke aufs Haus bekommen."
"Klingt vielversprechend", erwidere ich lachend, während ich hinter Mona herstolpere, als ich mit einem Mal mein Handy in meiner Blazertasche vibrieren spüre.
Nach mehreren Versuchen schaffe ich es im Gehen und von Mona unbemerkt mein Handy herauszufischen und auf das Display zu schauen, welches eine neue Nachricht anzeigt, die ich lächelnd und mit klopfendem Herzen öffne.

Alles Gute zum Geburtstag, Zoe! <3
Ich hoffe, du und die werte Frau Direktorin verbringt noch einen wunderbaren Abend zusammen...nur denk daran, dass du für später wieder fit sein solltest ;)
Ich kann es kaum erwarten, dich wiederzusehen! :*
Ich liebe dich <3

"Hast du etwa schon die ersten Geburtstagsglückwünsche bekommen?", höre ich Mona fragen und stecke schnell mein Handy wieder zurück in die Blazertasche, als ich aus den Augenwinkeln sehe, dass sie einen neugierigen Blick darauf wirft.
"Ach, Unsinn", erwidere ich und beschleunige zur Ablenkung meinen Schritt etwas, "na komm schon. Sonst sind wir erst im Morgengrauen an deiner vielversprechenden Bar."

Liebe Auf Französisch (Lola & Zoe - Band 1) (girlxgirl; teacherxstudent)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt