# 13

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- Lola -

Mit vor der Brust verschränkten Armen und Kopfhörern in den Ohren lehne ich an der Wand gegenüber von der geschlossenen Tür des Französischraums und warte auf Frau Jacobi für die heutige Nachhilfestunde. Dabei summe ich die Melodie des Songs leise mit und tippe im Takt dazu mit der Schuhspitze auf den Boden.
Wer hätte gedacht, dass ich seit einer Woche freiwillig französische Musik hören würde?
Gut, im Grunde genommen höre ich die ganze Zeit über nur einen Song, aber hauptsache ich setze mich überhaupt irgendwie mit dem Klang der Sprache auseinander.
Und wann findet man schon mal einen Song, der den eigenen Namen als Titel trägt?
Eine leichte Berührung an meiner Schulter lässt mich erschrocken zusammenzucken und ich ziehe einen der Kopfhörer aus meinem Ohr, als ich mich mit einer hastigen Bewegung zur Seite drehe.
"So in Gedanken?", fragt Frau Jacobi und hebt belustigt eine Augenbraue, während ich mich nach einem kurzen Seufzer wieder gegen die Wand lehne.
"Sehr witzig", sage ich und atme tief durch, "müssen Sie sich so anschleichen?"
"Anschleichen?" Frau Jacobi lacht leicht. "Ich habe dich dreimal angesprochen, bevor ich dich angetippt habe. Das kann man wohl kaum als anschleichen bezeichnen. Und das hättest du auch bestimmt mitbekommen, wenn du nicht dadurch abgelenkt gewesen wärst."
Mit einem vielsagenden Blick deutet sie auf ihr Ohr, woraufhin ich instinktiv an den noch verbliebenen Kopfhörer in meinem Ohr fasse.
"Na ja, abgelenkt würde ich nicht sagen. Immerhin habe ich mich hierdurch schon mehr oder weniger etwas auf die Nachhilfestunde vorbereitet."
"Ist das so?", fragt Frau Jacobi und hebt ihre Augenbrauen mit einer Mischung aus Verwunderung und Neugier.
Anstatt ihr zu antworten halte ich ihr meinen losen Kopfhörer hin, den sie nach kurzem Zögern ergreift. Auch wenn sich unsere Finger dabei nur kurz berühren, sendet es trotzdem eine kurze, aber intensive Schockwelle durch meinen Körper.
Generell habe ich wahrscheinlich diese doch recht spontane Idee nicht gut genug durchdacht, denn mir ist dabei irgendwie entgangen, dass Frau Jacobi noch ein Stück näher zu mir treten muss, um sich den Kopfhörer ins Ohr zu stecken.
Ich spüre förmlich die Wärme auf meiner Haut, die von ihrem Körper ausgeht.
So viel zum Thema, dass ich versuche sie mir aus dem Kopf zu schlagen...
Es dauert nur ein paar Monate, bis sich ein breites Lächeln auf Frau Jacobis Lippen ausbreitet.
"Allo Lola, oui c'est bien moi. Je n'ai pas dormi pour toi, je n'en reviens pas. Allo Lola, ne raccroche pas. Lola lit dans l'eau dela, ma jolie Lola."
Während Frau Jacobi anfängt zu lachen, kann ich sie einfach nur anstarren.
Na toll, singen kann sie also auch noch. Gibt es eigentlich irgendwas, in dem diese Frau nicht gut ist?!
Als sie meinen Blick bemerkt, räuspere ich mich und schaue auf mein Handy, das mit den Kopfhörern verbunden ist.
"Ähm...Sie kennen den Song also?"
Tolle Frage, Lola! Warum sollte sie denn sonst den Text kennen?!
Frau Jacobi nickt, immer noch das unbeschwerte Lächeln auf den Lippen.
"Sicher, das ist Lola", sagt sie und zieht den Kopfhörer aus ihrem Ohr. Dann mustert sie mich amüsiert mit einer hochgezogenen Augenbraue. "Nur aus reinem Interesse...hast du dir, abgesehen von diesem Lied, noch irgendetwas anderes an französischer Musik angehört?"
Etwas beschämt weiche ich ihrem Blick aus und kaue auf meiner Unterlippe, woraufhin Frau Jacobi erneut lachen muss.
"Ich hätte nicht gedacht, dass ein so simpler Grund wie der Titel eines Lieds genügt, damit du dich dafür interessiert."
"Ach ja?" Trotzig verschränke ich die Arme vor der Brust. "Sie wollten doch, dass ich mich mit französischer Musik beschäftige. Warum oder womit genau ist dann doch wohl meine Sache!"
"Tut mir Leid", sagt Frau Jacobi und legt mir entschuldigend eine Hand auf die Schulter, nachdem sie sich vom lachen wieder etwas beruhigt hat. "Ich wollte mich wirklich nicht über dich lustig machen. Es ist nur ziemlich süß."
Erneut durchströmt ein warmes Prickeln meinen Körper, erst recht durch ihre Berührung an meiner Schulter.
Ich schlucke und versuche mich abzulenken, indem ich meinen Kopfhörer ebenfalls aus dem Ohr ziehe, den Song, der auf Endlosschleife auf meinem Handy abgespielt wird, ausschalte und das Kopfhörerkabel ordentlich aufrolle.
"Ich schätze", fährt Frau Jacobi nach einer Weile des Schweigens fort, "dass du dich vermutlich auch nicht genauer mit dem Inhalt des Lieds beschäftigt hast, oder?"
"Na ja", ich zucke mit den Schultern und stecke die Kopfhörer zusammen mit meinem Handy in die Tasche meiner Lederjacke, "wahrscheinlich geht's um eine Frau, die Lola heißt."
"So in etwa." Für einen Moment senkt Frau Jacobi ihren Blick, bevor sie kurz darauf wieder aufschaut. "Es...es geht um eine Frau, vermutlich die Sängerin selbst, die...sich in eine gewisse Lola verliebt hat."
"Oh...ähm..."
Während immer mehr Hitze durch meinen Körper strömt, vergrabe ich meine Hände in den Hosentaschen und schaue auf meine Schuhe, um ihrem Blick auszuweichen. Trotzdem spüre ich, wie ihre braunen Augen auf mir ruhen.
Toll gemacht, Lola! Wirklich großartig! Da hast du dir ja echt den perfekten Song ausgesucht! Erst diese Bemerkung über sie und ihren Exmann und jetzt das! Sie muss doch mittlerweile denken, dass du das alles mit Absicht machst...
"Na ja, dann lag ich ja fast richtig", murmle ich schließlich und versuche mich an einem leichten Lachen, traue mich aber immer noch nicht meinen Kopf zu heben.
"Ja, das stimmt."
Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie Frau Jacobi mich immer noch mit einem Blick ansieht, den ich nicht richtig deuten kann, bevor sich ihre Mundwinkel zu einem sanften Lächeln heben. Dann wendet sie sich von mir ab und geht zur Klassenzimmertür.
"Na komm schon", sagt sie, während sie die Tür aufschließt und mir dabei den Rücken zuwendet, "es wird Zeit für deine Nachhilfestunde."

Liebe Auf Französisch (Lola & Zoe - Band 1) (girlxgirl; teacherxstudent)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt