# 57

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- Lola -

Da ist sie!
Mein Herz macht einen Sprung, als ich sehe, wie Zoe durch den Vorpark auf das Hotel zutritt.
Zwar ohne die Geschenke, die ich an den verschiedenen Orten für sie hinterlassen habe, aber das wäre ja vielleicht auch ein wenig übertrieben gewesen, wenn sie diese mit zum Hotel mitgenommen hätte.
Hauptsache, sie ist endlich da...oder gleich zumindest...
Hastig trete ich vom Fenster zurück und eile zu dem Wandspiegel neben dem Kleiderschrank, um mein Aussehen nochmal zu überprüfen und festzustellen, dass meine Haare von dem ständigen nervösen Durch-die-Haare-streichen ziemlich zerzaust sind.
Na toll...
Ein wenig gestresst versuche ich meine Haarsträhnen wieder einigermaßen in Ordnung zu bringen, sofern das ohne Kamm oder Bürste eben möglich ist, streiche mir nochmal kurz über das Kleid und betrachte mich dann im Spiegel.
Okay...besser bekomme ich es wirklich nicht hin...
Bleibt nur noch zu hoffen, dass es Zoe auch gefällt...
Mit einem tiefen Seufzer streiche ich mir eine Haarsträhne hinters Ohr und wende mich wieder von dem Wandspiegel ab, um meinen Blick noch einmal abschließend durch das Zimmer schweifen zu lassen.
Perfekt.
Jetzt muss ich nur noch auf Zoe warten...

- Zoe -

Ein hohes Klinggeräusch und die sich kurz darauf öffnenden Türen des Fahrstuhls geben mir zu verstehen, dass ich im fünften Stock des Hotels angelangt bin.
Ich hole noch einmal tief Luft, bevor ich mit klopfendem Herzen aus dem Aufzug trete, einen Moment inne halte, und dann den langen Gang betrete, um das Zimmer mit der Nummer 502 zu suchen, welches auf Lolas Namen reserviert ist.
Auch wenn ich angenommen habe, dass sich das Zimmer eigentlich relativ am Anfang des Ganges befinden müsste, stelle ich nach einem kurzen Blick auf die ersten Zimmer fest, dass sich deren Nummern im 590er Bereich befinden.
Na super...als ob ich nicht schon aufgeregt genug wäre...
Mit einem tiefen Seufzer straffe ich meine Schultern, rücke meine Handtasche etwas zurecht und laufe zielsicher zum Ende des Ganges, während das Kribbeln in meinem Bauch sich immer mehr verstärkt.
Schon als ich das Hotel betreten und mich in dem großen Empfangsbereich umgesehen und den edlen Kronleuchter an der Decke, den breiten Kamin, der im Spätsommer selbstverständlich nicht brennt, und den kunstvoll gefertigten Rezeptionstisch aus Mahagoniholz bestaunt habe, ist das Kribbeln in meinem Bauch mehr als deutlich zu spüren gewesen. Und das wurde auch nicht besser, als ich schließlich an die Rezeption getreten bin und mich nach Lola erkundigt habe.
Zu meiner Überraschung wusste der Mann an der Rezeption sofort Bescheid, nannte mir die entsprechende Zimmernummer und verwies mit einer Handbewegung auf die Fahrstühle in der Nähe des Kamins, bevor er mit einem entschuldigenden Blick den Hörer des klingenden Telefons abnahm.
Für einen kurzen Moment habe ich ihn noch mit einem leicht verwunderten Blick betrachtet, habe mich dann aber doch entschieden zu den Fahrstühlen zu gehen und nicht länger über diesen Umstand nachzudenken.
Warum auch? Ich will schließlich zu Lola...
508...506...504...da ist es!
Nervös bleibe ich vor der Tür stehen, auf der sich die Nummer 502 in geschwungenen goldenen Ziffern abzeichnet.
Meine Hand verkrampft sich um meine Handtasche.
Meine Beine drohen unter mir nachzugeben.
Und das unruhige Kribbeln in meinem Bauch und das hämmernde Klopfen meines Herzens werden immer stärker.
Ein vergeblicher Versuch, mich durch tiefes Durchatmen etwas zu beruhigen scheitert, während ich wie gebannt auf die Zimmernummer starre.
Komm schon, Zoe...jetzt reiß dich zusammen und klopf endlich!
Ich atme nochmal tief durch und hebe dann meine Hand, um gegen die Tür zu klopfen.
Doch zu meiner Verwunderung ist die Tür bereits einen schmalen Spalt geöffnet...
Was soll das denn?
Verwirrt hebe ich eine Augenbraue und drücke dann ganz leicht gegen die Tür, die sich durch den Druck ein kleines Stück öffnet.
"Lola?", frage ich vorsichtig, wobei meine Stimme ein wenig zittert.
Keine Antwort.
Ich schlucke und gehe zögernd einen Schritt vor, während ich die Tür weiter aufdrücke.
"Lola? Bist du da? Was soll..."
Ich verstumme, als ich die Tür vollständig aufgedrückt habe und mit einer Mischung aus Überraschung und Verwunderung auf den Parkettboden schaue, auf dem dunkelrote Rosenblätter verteilt liegen.
Wow...
Unfähig einen klaren Gedanken zu fassen, folgen meine Augen der Spur aus Rosenblättern durch einen schmalen Gang, welcher geradewegs in den großen Raum des Zimmers führt, soweit ich das erkennen kann.
Nervös kaue ich auf meiner Unterlippe, während mein Herz immer heftiger gegen meinen Brustkorb hämmert.
Komm schon, Zoe...geh weiter...oh, verdammt...
Etwas ungeschickt stolpere ich über die Kante des Türrahmens, als ich das Zimmer betrete.
Himmel, wieso nur immer ich?
Hoffentlich hat Lola das nicht mitbekommen...auch wenn sie taub sein müsste, um das nicht mitbekommen zu haben...
Während erneut Röte in meine Wangen steigt, schließe ich die Zimmertür hinter mir und straffe meine Schultern.
Jetzt komm schon, Zoe...bleib ganz ruhig...
Trotz meines innerlichen Zuspruchs scheinen sich meine Beine nicht daran halten zu wollen und ich habe bei jedem Schritt das Gefühl, dass sie unter mir nachgeben werden. Lediglich das Klacken meiner Absätze auf dem Parkettboden versichert mir, dass meine Füße noch den Boden berühren.
Noch ein letztes Mal hole ich tief Luft, in der Hoffnung mein wie wild klopfendes Herz zu beruhigen, bevor ich um die Ecke des Ganges trete und so vollständig in den Raum des Zimmers blicken kann...
Oh wow...
Mehrfach blinzle ich ungläubig und reibe mir sogar einmal kurz über die Augen, während ich meinen Blick durch das Zimmer gleiten lasse.
Auf dem gesamten Boden liegen noch mehr Rosenblätter verteilt, während dazwischen vereinzelte kleine Gläser mit flackernden Teelichtern stehen, die den Raum in den angenehmen Schein des Kerzenlichts hüllen. Das flackernde Licht zeichnet sich perfekt an den edlen Möbeln des Raumes ab. Allen voran an der Kommode, auf der neben weiteren Teelichtern und einem gut gefüllten Obstkorb auch zwei Gläser und zwei Weinkühler mit jeweils einer Flasche drin stehen, und an dem breiten Bett mit den cremefarbenen Kissen und Decken, welche durch den Schein der Teelichter auf den kleinen Nachttischen an beiden Seiten auf besondere Weise erhellt werden.
Meine Augen weiten sich immer mehr und mein Mund öffnet sich immer weiter, umso länger ich mich umschaue.
Das...das ist doch unglaublich! Das...
"Guten Abend, Zoe."
Erschrocken zucke ich zusammen, drehe rasch meinen Kopf zur Seite...und erstarre.
Lola hat sich nur wenige Schritte von mir entfernt gegen den Kleiderschrank gelehnt, sodass ich sie nicht gleich bemerkt habe...auch wenn sie mir eigentlich sofort hätte auffallen müssen, erst recht in diesem Outfit.
Statt ihrer zerrissenen Jeans und ihrer Lederjacke wird Lolas Körper auf verbotene Weise von einem azurfarbenen Kleid betont, dessen Spitzenärmel bis zu ihren Ellenbogen reichen. In den Stoff sind leichte silberne Fäden eingewoben worden, welche auf sinnliche Weise im Kerzenschein schimmern, zumal der Farbton des Kleides sich in Lolas wunderschönen mandelförmigen Augen wiederfindet, die mich verschwörerisch anfunkeln.
Die eleganten Schuhe mit dem kleinen Absatz sind hervorragend auf das Kleid abgestimmt und abgerundet wird dieses Erscheinungsbild durch Lolas Haare, die ihr wie ein Wasserfall in dunklen Wellen über die Schulter fallen.
Wow...ich...wow...
Meine Augen werden noch größer und mein Mund öffnet sich noch etwas mehr, während ich Lola einfach nur anstarren und bewundern kann, was sie schließlich auflachen lässt und sie sich leicht von dem Kleiderschrank abstößt.
"Ich nehme an, dir gefällt, was du siehst?", fragt sie und hebt vielsagend eine Augenbraue, während sie mit gemächlichen Schritten auf mich zuschlendert, nur um kurz darauf ihre Arme um meine Hüften zu legen und mich zu sich zu ziehen, bis ich ihre Wange an meiner Wange spüre.
"Alles Gute zum Geburtstag, Zoe", raunt sie mir in mein Ohr, was mich Aufkeuchen und meine Handtasche von meiner Schulter auf den Boden rutschen lässt.
"Hoppla. Pass auf. Die hätte auch in einem der Teelichter landen können."
Während Lola sich mit einem leichten Lachen wieder zurücklehnt und mich lächelnd ansieht, fehlen mir immer noch die Worte.
Stattdessen wandern meine Augen über ihr Gesicht, so als wollten sie sich jede Einzelheit einprägen.
Ihr sinnlicher Mund.
Ihre kleine freche Stupsnase.
Ihre süßen Wangen.
Ihre fein geschwungenen Augenbrauen
Ihre dichten Wimpern.
Und ihre strahlenden azurfarbenen Augen.
Sie ist so wunderschön...
"Ich meine das ernst, Zoe", höre ich Lolas Stimme sagen, die immer noch von einem kleinen Lachen begleitet wird. "Ich möchte nicht daran Schuld sein, wenn wir aus Versehen das Hotel abfackeln."
Immer noch unfähig etwas zu erwidern, nicke ich leicht und schaue wie gebannt auf Lolas Lippen, wobei ein Schauer meinen Körper durchzuckt, als Lolas Zunge kurz über ihre Lippen leckt und sie sich dann scheinbar nachdenklich darauf beißt.
Auch ihr Griff um meine Hüften variiert zwischen fester und schwächer, so als wüsste sie nicht so recht, was sie tun sollte.
Ist sie...etwa verunsichert?
"Ich...", Lola schluckt leicht und räuspert sich, was mich wiederum schlucken lässt, "möchtest du vielleicht etwas trinken? Ich wusste nicht, ob du lieber roten oder weißen..."
"Nein, danke", erwidere ich, wobei ich ein wenig über die Rauheit in meiner Stimme überrascht bin.
Allerdings nicht so überrascht wie Lola, die sich mit größer werdenden Augen erneut auf die Unterlippe beiße, mich mustert und dann für einen Moment zur Seite schaut.
Oh nein, so nicht, ma chérie...
Ich hebe eine Hand und lege zwei Finger an ihr Kinn, um ihren Kopf wieder zu mir zu drehen, bevor ich ihr mit diesen Fingern eine lose Haarsträhne hinters Ohr streiche.
Das lässt Lola scharf Luft holen und mit einem gewissen Grad an Genugtuung und einem kurzen Seitenblick stelle ich fest, dass sich eine leichte Gänsehaut über ihren Arm zieht.
Sehr schön...
"Ähm..." Lola beißt sich ein weiteres Mal auf ihre Unterlippe und räuspert sich erneut, während sie ihrem unruhigen Blick nach zu urteilen offenbar Schwierigkeiten damit hat, meinem Blick standzuhalten. "Haben...haben dir die Geschenke gefallen?", fragt sie schließlich, woraufhin sich ein amüsiertes Lächeln auf meinen Lippen ausbreitet.
"Eigentlich schon."
"E-Eigentlich?"
Ich kann nicht anders, als über Lolas Verwunderung und das Zittern in ihrer Stimme noch amüsierter zu lächeln und sie nun etwas näher zu mir zu ziehen, sodass sich unsere Nasenspitzen fast berühren.
"Versteh mich bitte nicht falsch. Das waren alles wundervolle Geschenke. Wirklich wundervolle Geschenke. Aber das Geschenk, was ich mir am meisten gewünscht habe, habe ich immer noch nicht bekommen."
"Oh." Ich sehe, wie sich ein verunsicherter Ausdruck auf Lolas Gesicht ausbreitet und sie ihren Blick ein wenig senkt, bevor sie mich wieder, fast schon entschuldigend, ansieht. "Und...welches Geschenk wäre das?"
Ich betrachte sie weiterhin lächelnd, während ich ihr Gesicht erneut mustere und lehne mich anschließend zu ihrem Ohr vor.
"Du...ma chérie."

Liebe Auf Französisch (Lola & Zoe - Band 1) (girlxgirl; teacherxstudent)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt