- Lola -
"Lola?"
Ein leichtes Rütteln an meiner Schulter lässt mich das Gesicht verziehen und ich drehe mich murrend auf die andere Seite.
Was soll das?
Es ist mitten in der Nacht...
"Lola? Hörst du mich?"
Das Rütteln an meiner Schulter wird etwas energischer, wodurch ich mit einem grummelnden Geräusch die Bettdecke über meinen Kopf ziehe.
Noch einmal und ich werde...
"Lola. Du musst aufstehen. Ihr habt verschlafen! Es ist schon nach sieben!"
Was?!
Sofort reiße ich meine Augen auf und fahre in meinem Bett hoch, wodurch ich fast mit meiner Mutter zusammengestoßen wäre, die sich leicht über mich gebeugt hatte.
Geschockt über ihre plötzliche Anwesenheit, rutsche ich ein Stück auf meiner Matratze zurück und reibe mir mit einer Hand über meine Augen, in der Hoffnung etwas schneller wach zu werden.
"Bist du bescheuert?!", schnauze ich sie an und blinzle immer noch etwas verschlafen, während meine Mutter eingeschüchtert ein paar Schritte von meinem Bett zurücktritt. "Was soll das?! Du hast mich zu Tode erschreckt!"
"Wer ist tot?"
Mit einem Gähnen dreht Danny sich in seinem Bett zu mir und setzt sich langsam auf. Seine blonden Haare stehen ihm dabei vom Kopf ab und er ballt seine Hände zu kleinen Fäusten, mit denen er sich über seine müden Augen reibt.
"Niemand", entgegne ich und werfe meiner Mutter einen bösen Blick zu, die etwas verunsichert von einem Fuß auf den anderen tritt, "noch nicht."
Dann greife ich hastig nach meinem Handy neben meinem Kopfkissen.
07:09 Uhr
Und ich muss nicht nur Danny in den Kindergarten bringen, sondern auch noch rechtzeitig zur ersten Stunde in der Schule sein.
Mist! Verdammter Mist! Das schaffe ich doch nie!
So viel zum Versprechen an Direktorin Berger, dass ich mich weiterhin um ein gutes Verhalten bemühen werde. Wenigstens habe ich nicht die erste Stunde bei Herrn Lüdenscheid. Das hätte wirklich noch gefehlt...
"Danny." Ich lege das Handy wieder zur Seite und stehe auf, bevor ich zu Dannys Bett gehe, um ihn mit einer gekonnten Bewegung hochzuheben. "Ich bringe dich jetzt ins Badezimmer. Du machst dich dort fertig, während ich dein Frühstück für den Kindergarten vorbereite. Dann ziehst du dich an und wir gehen los, okay?"
"Ich bin aber noch müde", murrt Danny und kuschelt sich noch enger an meine Schulter. Ich seufze, während ich mich unsanft an meiner Mutter vorbeidränge und aus unserem Zimmer auf den Flur trete.
"Ich weiß", erwidere ich und stoße mit dem Fuß die Tür zum Badezimmer auf, "aber wir müssen uns beeilen. Sonst kommst du zu spät in den Kindergarten und ich nicht rechtzeitig zur Schule."
Ich würde zwar so oder so zu spät kommen, aber das muss ich Danny ja nicht unbedingt auf die Nase binden...
"Ich will aber nicht!", murrt Danny weiter und verstärkt mit seinen kleinen Armen den Griff um meinen Nacken, als ich ihn im Badezimmer wieder absetzen will. "Ich will schlafen!"
"Ich weiß." Ich greife nach Dannys Armen und löse sie mit einer sanften, aber bestimmten Bewegung von meinem Nacken. "Aber das geht jetzt nicht. Wir haben schon viel zu lange geschlafen und müssen uns deshalb jetzt beeilen. Komm schon, Großer. Ich lese dir dann auch heute Abend eine Geschichte mehr vor."
"Echt?"
Dannys Augen, die mich vor ein paar Sekunden noch sehr verschlafen angesehen haben, werden mit einem Mal so groß, dass ich lächeln muss.
"Versprochen", sage ich und drücke ihm einen Kuss auf die Stirn, "aber dafür musst du dich jetzt auch fertig machen."
"Okay!"
Sofort dreht Danny sich um und steuert auf das Waschbecken zu, um dort nach seiner Zahnbürste zu greifen und sich anschließend auf den kleinen Hocker neben dem Waschbecken zu stellen, damit er sich darüber die Zähne putzen kann.
Während Danny seine Zahnbürste mit Zahnpasta beschmiert, trete ich mit einem leichten Lächeln wieder auf den Flur und lehne die Badezimmertür hinter mir an.
Als ich mich jedoch wieder umdrehe, fällt mein Blick auf meine Mutter, die ebenfalls im Flur vor Dannys und meinem Zimmer steht und mich etwas unschlüssig betrachtet, während sie auf ihrer Unterlippe kaut.
Mein Gesichtsausdruck verfinstert sich und ich verschränke die Arme vor der Brust.
"Was ist? Du willst doch irgendwas, oder?"
"Ich, ähm...also..."
Während meine Mutter vor sich hin stammelt, verdrehe ich ungeduldig die Augen und verlagere mein Gewicht von einer auf die andere Seite.
"Wird das heute noch was? Nur falls du es nicht mitbekommen haben solltest, aber Danny und ich müssen uns beeilen."
"Ja, ich...ich weiß", erwidert meine Mutter und räuspert sich etwas, "und ich...also, ich dachte...wenn es für dich okay wäre, könnte ich Danny zum Kindergarten bringen, damit du noch rechtzeitig zur Schule kommst."
"Du?" Mit gerunzelter Stirn und skeptischem Blick mustere ich meine Mutter, die unter meinem Blick etwas zusammenzuschrumpfen scheint. "Du...willst Danny zum Kindergarten bringen?"
"J-Ja, also...wenn es für dich okay wäre", sagt meine Mutter, wobei ihre Stimme vor Unsicherheit und Vorsicht etwas zittert, "ich...ich habe meine Gruppentherapie erst um 10 Uhr und bis dahin ist ja noch genug Zeit."
Überrascht hebe ich die Augenbrauen. "Du hast heute Therapie?"
Meine Mutter nickt und tritt zaghaft einen Schritt auf mich zu. Aber nur einen.
"Ja. Die Gruppentherapie ist immer dienstags und das Einzelgespräch mit meiner Therapeutin habe ich jeden Freitag."
"Aha", murmle ich und verziehe nachdenklich das Gesicht, während ich meine Mutter weiter mustere, "gut zu wissen."
Meine Mutter nickt erneut und versucht sich sogar an einem leichten Lächeln, bevor sie noch einen Schritt auf mich zutritt.
"Ich...ich will dir wirklich nur helfen, Lola. Dir und Danny. Wenn ich ihn also zum Kindergarten bringen darf..."
"Hast du mich deshalb erst so spät geweckt?" Meine Augen werden schmal vor Misstrauen, während das Gesicht meiner Mutter einen verwunderten Ausdruck annimmt. "Du wolltest Danny unbedingt zum Kindergarten bringen und dachtest, du könntest mein Verschlafen als passende Gelegenheit dafür nutzen."
"Was? Nein, ich..."
"Natürlich." Ich ignoriere ihren Einwand und rede einfach weiter. "Du hast gedacht, mir ist es so wichtig pünktlich zum Unterricht zu kommen, dass ich dir kurzerhand Danny überlasse, damit du alleine Zeit mit ihm verbringen kannst. Aber das kannst du vergessen!"
"Aber das stimmt doch überhaupt nicht! Ich..."
"Und warum bist du dann erst so spät in unser Zimmer gekommen, um mich und Danny zu wecken? Du weißt doch genau, dass wir immer viel früher wach sind! Gib es doch zu, du hast das mit Absicht gemacht!"
"Nein! Das habe ich nicht! Ich..."
"Oh bitte! Dieses Abstreiten ist sogar für deine Verhältnisse erbärmlich!"
In diesem Moment zieht Danny die Badezimmertür wieder auf.
"Fertig!", verkündet er stolz und schaut mich mit einem breiten Grinsen an.
Ich seufze leise, lächle ihn aber trotzdem an.
"Sehr schön, Großer", sage ich und wische Danny mit meinem Daumen über seinen Mundwinkel, um den Zahnpastarest zu entfernen, der sich dort abgesetzt hat, "jetzt zieh dich rasch an. Dann können wir gleich los."
Auch wenn ich noch nicht mal sein Frühstück fertig habe, geschweige denn selber gewaschen oder richtig angezogen bin...
Und das alles nur wegen unserer Mutter!
Während Danny in unserem Zimmer verschwindet, um sich umzuziehen, schaut meine Mutter ihm für einen Moment mit einem leichten Lächeln nach, bevor dieses etwas verrutscht, als sich ihr Blick wieder auf mich und meine vor Wut funkelnden Augen richtet.
"Ich mache Danny jetzt sein Frühstück", knurre ich leise, während ich sie weiter fest anschaue, "dann bin ich auch kurz im Bad und ziehe mich um. Und dann sind Danny und ich auch schon weg. Und wehe, du kommst uns dabei noch irgendwie in die Quere."
"Lola." Mit einem eindringlichen Blick tritt meine Mutter einen weiteren Schritt auf mich zu. "Bitte, du musst mir glauben! Ich habe wirklich nicht..."
"Ich muss gar nichts! Geh einfach zu deiner Therapie und lass uns in Ruhe! Das kannst du doch eh am besten!"
Mit einem letzten verächtlichen Blick in die Richtung meiner Mutter verschwinde ich in die Küche.
Ich werde wegen dieser Frau und ihren Ausreden bestimmt nicht noch mehr Zeit verschwenden!
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Liebe Auf Französisch (Lola & Zoe - Band 1) (girlxgirl; teacherxstudent)
Roman d'amourSie wissen nicht, was sie voneinander halten sollen. Lola Sommer, die durch ihre rebellische und vorlaute Art in der Schule nur Ärger macht und Zoe Jacobi, die ihre Stelle als neue Französischlehrerin an Lolas Schule antritt. Beide haben Gründe, den...