# 55

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- Lola -

"Oh Mann", stöhne ich leise, während ich mit meinen Händen über den Stoff an meinen Seiten entlangfahre und mich dabei in der Spiegeltür von Dannys und meinem Kleiderschrank betrachte.
Soll ich das wirklich anziehen?
Ich laufe ja sonst auch nicht so herum...
Aber heute ist ja auch nicht irgendein Tag, sondern Zoes Geburtstag.
Da muss es schon etwas besonderes sein.
Ich seufze tief und schaue auf Dannys Feuerwehruhr an der Wand.
Viel Zeit zum Entscheiden habe ich jedenfalls nicht mehr...
In ein paar Minuten muss ich losgehen und so wie es aussieht, wird wohl alles auf dieses Teil hier hinauslaufen...
Aber ob das wirklich das richtige Outfit ist?
Was mache ich, wenn es Zoe nicht gefällt?
Und was...
In diesem Moment wird mit einem geräuschvollen Knarren unsere Zimmertür aufgezogen und meine Mutter erscheint im Türrahmen.
"Kannst du nicht anklopfen?!", fahre ich sie an, während ich wie ertappt etwas vom Spiegel wegstolpere, "schon mal was von Privatsphäre gehört?!"
"Ähm...ich...entschuldige", murmelt meine Mutter, während ihre Augen mich etwas überrascht mustern, "ich...äh...es ist wegen Danny. Er soll doch gleich baden, aber er besteht auf sein Badespielzeugschiff und da ich nicht weiß, wo das steht und du gleich weg bist, wollte ich fragen, ob..."
"In dem Hängeschrank im Bad in einem kleinen Körbchen neben den Handtüchern", unterbreche ich sie und verschränke ungeduldig die Arme vor der Brust, "sonst noch was?"
"Ähm...nein", erwidert meine Mutter, mustert mich aber weiter aus ihren blauen Augen, bevor sie sich ein wenig räuspert, "du...du siehst hübsch aus, Lola."
"Wie bitte?!", entgegne ich und starre meine Mutter an, als hätte sie mir gerade eine üble Beleidigung an den Kopf geworfen.
Beeinflusst durch meine Reaktion zieht meine Mutter ihren Kopf etwas zwischen die Schultern, während sich ihre Hand um die Türklinke verkrampft.
"Ich...ähm...entschuldige, ich...ich wollte dir eigentlich nur ein Kompliment machen."
Mein misstrauischer Gesichtsausdruck wird von Verwirrung und Zweifeln durchzogen.
"Ein...Kompliment?"
"Ja...ich, ähm...also...das...das Kleid steht dir wirklich gut und...ähm..."
Während meine Mutter ihren Kopf immer weiter zwischen die Schultern zieht und sich verunsichert auf die Unterlippe beißt, schaue ich ein wenig irritiert an mir herunter, bevor ich meinen Kopf wieder hebe und erneut mein Spiegelbild betrachte.
"Ich weiß nicht", murmle ich nach einer Weile und fahre ein weiteres Mal mit meinen Händen über den Stoff, während ich mich hin und her drehe, "es ist wirklich ziemlich ungewohnt. Und außerdem passt so was eigentlich überhaupt nicht zu mir."
"Aber es steht dir trotzdem sehr gut...also, meiner Meinung nach. Ich meine, es weicht schon etwas von dem ab, was du normalerweise trägst, aber das bedeutet ja nicht, dass es dir nicht steht."
Für einen Moment halte ich in meinen Bewegungen inne und ich drehe meinen Kopf langsam zu meiner Mutter, bevor ich eine Augenbraue hebe.
"Du meinst das wirklich ernst, oder?", frage ich und mustere sie prüfend, woraufhin meine Mutter sich etwas aufrichtet und ihre Schultern leicht strafft.
"Ja, natürlich. Du siehst wirklich hübsch aus, Lola." Sie zögert für einen Moment und räuspert sich dann. "Ich...ich vermute, dass du dich für heute Abend so zurecht gemacht hast, oder?"
"Du vermutest richtig", erwidere ich tonlos, während ich tief durchatme und meinem Spiegelbild kurz zunicke, bevor ich zu meinem Bett gehe und nach der kleinen Handtasche greife, die dort auf der Matratze neben einem kleinen Berg mit Anziehsachen liegt. Ich muss zugeben, dass ich ziemlich beeindruckt gewesen bin, dass Elisa neben den ganzen Kleidungsstücken und der kleinen Tasche auch noch zwei Paare eleganter Schuhe mit kleinem Absatz in der großen Plastiktüte verstauen konnte, von denen ich ein Paar trage, wobei ich mir aber auch jetzt schon sicher bin, dass ich das alles auf keinen Fall wieder in diese eine Tüte bekommen werde.
Mit einem Seufzer streife ich die Handtasche über meine Schulter und drehe mich wieder um, nur um zu sehen, dass meine Mutter immer noch unschlüssig im Türrahmen steht und mich vorsichtig ansieht.
"Ist noch was?", frage ich und verschränke erneut ungeduldig die Arme vor der Brust, "ich muss nämlich jetzt wirklich los."
"Ja...ähm...ja, sicher. Ich...wollte dir nur noch einen schönen Abend wünschen...also...dir und...deiner Verabredung."
"Danke", erwidere ich trocken und will mich danach an meiner Mutter im Türrahmen vorbeischieben, bleibe jedoch für einen Moment neben ihr stehen und atme tief durch, bevor ich meinen Kopf zu ihr drehe und meine Stimme etwas sanfter wird, "ich...ich wünsche euch beiden auch einen schönen Abend. Wir sehen uns morgen. Und ruf mich bitte an, wenn irgendetwas ist, okay?"
Meine Mutter nickt langsam, während sie meinen Blick erwidert. "Ja, ich...das mache ich. Versprochen. Und ja...wir sehen uns morgen."
Ich nicke meiner Mutter ebenfalls zu und trete dann auf den Flur, wo Danny mir schon entgegenstolpert.
"Du siehst aber toll aus!", sagt er und mustert mich staunend, was mich auflachen lässt.
"Ich hoffe, dass Zoe sich genauso sehr freut wie du", erwidere ich amüsiert und knie mich vor Danny, um ihm zum Abschied einen Kuss auf die Stirn zu drücken.
Erst als ich mich wieder zurücklehne, sehe ich, wie Danny mich aus großen Augen und mit offenem Mund anstarrt.
"Du triffst dich mit Zoe?", fragt er und legt den Kopf ein wenig schief, während unsere Mutter hinter ihm etwas überrascht eine Augenbraue hebt.
Oh nein...
Verdammt...
Verdammt noch mal!
Das hat mir gerade noch gefehlt!
Wieso kann ich nicht einmal meine gottverdammte Klappe halten?!
Am liebsten hätte ich mir die Zunge abgebissen und mich anschließend geohrfeigt.
Stattdessen räuspere ich mich und versuche die Ruhe zu bewahren und den verwunderten Blick unserer Mutter zu ignorieren, um mich dafür voll und ganz auf Danny konzentrieren zu können. Unsere Mutter kann ja zum Glück sowieso nichts mit dem Namen Zoe anfangen...
"Ja, Großer", sage ich und nicke leicht, "ich treffe mich mit Zoe."
"Toll!" Ein Strahlen breitet sich auf Dannys Gesicht aus. "Darf ich mitkommen?"
Ich lache erneut, schüttle aber den Kopf, während ich ihm über die Haare streiche. "Nein, tut mir Leid, Großer. Das geht nicht. Und mein Treffen mit Zoe muss auch ein Geheimnis bleiben, hast du verstanden? Das darfst du niemandem verraten, okay?"
Obwohl Danny erst schmollend die Unterlippe vorschiebt, legt sich kurz darauf seine kleine Stirn in Falten und er mustert mich fragend. "Warum ist euer Treffen denn geheim?"
"Das erkläre ich dir ein anderes Mal", sage ich und drücke ihm noch einen Kuss auf die Stirn, bevor ich wieder aufstehe und mit dem Kopf auf die Badezimmertür deute, "so, und jetzt ab mit dir ins Bad und in die Badewanne, damit du schön sauber bist, wenn wir uns morgen wiedersehen. Und Mama gibt dir auch gleich dein kleines Schiff, damit du wieder die sieben Schaumweltmeere bereisen kannst, Kapitän Danny."
"Au ja, toll!"
Begeistert nickt Danny und wendet sich hastig von mir ab, um mit tapsigen Schritten zum Badezimmer zu eilen.
Mit einem Lächeln schaue ich ihm nach, erleichtert darüber, dass er das Treffen mit Zoe offenbar schon wieder vergessen hat...oder dass er dem Treffen zumindest keine besondere Beachtung mehr schenkt, da eine kleine Schaumschlacht in der Badewanne auf ihn wartet.
Ich seufze leicht auf, muss jedoch kurz schlucken, als mein Blick wieder auf meine Mutter fällt, die mich immer noch mit diesem überraschten Gesichtsausdruck mustert.
Kein Wunder. Sie wusste ja bisher nicht mal, dass ich auf Frauen stehe und im Gegensatz zu Danny wird sie verstehen, was hinter diesem gemeinsamen Abend mit Zoe steckt...aber für weitere Grübeleien habe ich jetzt wirklich keine Zeit...
"Also", sage ich und räuspere mich, bevor ich meiner Mutter kurz zunicke und meine Hand auf die Klinke der Haustür lege, "dann bis morgen."
Meine Mutter blinzelt mehrfach, nickt dann aber ebenfalls, während sie mich immer noch etwas verwundert betrachtet. "Ja...bis morgen, Lola."

Liebe Auf Französisch (Lola & Zoe - Band 1) (girlxgirl; teacherxstudent)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt