# 50

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- Lola -

"Dannyyyyyyy!"
Überrascht drehen Danny und ich die Köpfe zur Seite und sehen, wie sein bester Freund Timo mit ein paar anderen Kindergartenkindern in der Bauecke sitzt und uns eifrig zuwinkt, um uns auf ihn aufmerksam zu machen. Als ob der laute Ruf allein dafür nicht ausgereicht hätte...
Ein breites Grinsen zieht sich über Dannys Gesicht und er will schon zu Timo und den anderen laufen, als ich ihn an der Schulter festhalte.
"Und denk dran", sage ich, während ich ihn ein bisschen zur Seite ziehe, damit wir nicht im Türrahmen des Raums seiner Kindergartengruppe und damit anderen Eltern, die ihre Kinder hier abliefern, im Weg stehen. "Ich werde dich heute Nachmittag nicht abholen. Das macht...das macht Mama."
"Ja, ich weiß", sagt Danny und ich bewundere die Leichtigkeit in seiner Stimme, so als würde ihn das überhaupt nicht beunruhigen. Was es aber vermutlich auch nicht tut...
"Gut. Ich...ähm...", ich verstumme und fahre mir etwas ungeschickt durch die Haare, "ich wollte nur, dass...äh...dass du es nicht vergisst."
"Kann ich ja gar nicht. Du hast es mir gestern und heute ja schon total oft gesagt", entgegnet Danny und legt mit einem fragenden Blick den Kopf schief, "oder hast du das vielleicht vergessen?"
"Nein, nein...ähm...das habe ich nicht", stammle ich und versuche die immer mehr aufsteigende Sorge in mir mit einem Lächeln zu überspielen, "wie schon gesagt, ich wollte einfach nur sicher gehen, dass du daran denkst."
"Okay", sagt Danny und nickt kurz, bevor er mit dem Daumen hinter sich deutet, "kann ich dann jetzt zu Timo gehen?"
"Ähm...", ich räuspere mich kurz und nicke dann, "ja, klar...natürlich kannst du das."
Doch noch bevor Danny sich von mir abwenden und zu Timo laufen kann, habe ich mich vor ihn gehockt und ihn ganz fest an mich gedrückt.
"Lolaaaa! Du zerquetschst mich!", protestiert er quengelnd und strampelt, so gut es geht, mit seinen kurzen Armen und Beinen, während ich den frischen Shampooduft seiner Haare tief einatme und ihm anschließend einen Kuss auf die Stirn drücke. Dann lasse ich ihn wieder los und stehe auf.
"Das war viel zu doll", murrt Danny und schaut mich mit einer Mischung aus Trotz und Verärgerung an, die in seinem Alter einfach nur niedlich aussieht. "Was soll das? Das machst du doch sonst auch nie."
"Na ja", sage ich und zucke mit den Schultern, während ich mich ein weiteres Mal zu einem Lächeln zwinge, "ich werde dich heute ja erst viel später sehen."
"Deshalb musst du mich doch nicht zerquetschen", erwidert Danny und schiebt die Unterlippe vor, was mich auflachen lässt.
"Tut mir Leid, Großer", sage ich und streiche ihm mit einem leichten Lächeln über die Haare, bevor ich mit dem Kopf zu Timo und den anderen Kindern deute, "jetzt geh schon."
Danny folgt meiner Kopfbewegung mit seinem Blick und dreht sich dann mich einem Lächeln wieder zu mir zurück.
"Okay, warte", sagt er und ich muss erneut auflachen, als er meine Beine fest mit seinen kurzen Armen umschließt.
"Was machst du da?"
"Ich zerquetsche dich auch", sagt er und schaut lächelnd zu mir hoch, "jetzt sind wir quitt." Dann lässt er mich wieder los und dreht sich weg, um zu Timo und den Kindern zu laufen. Vorher dreht er sich aber noch einmal um und winkt mir zu. "Tschüss, Lola! Ich hab dich lieb!"
"Ich dich auch, Großer", erwidere ich und schaue Danny mit einem schwermütigen Lächeln nach, als er sich wieder umdreht und weiter zur Bauecke läuft, wo er von Timo mit einem breiten Grinsen begrüßt wird.
Hoffentlich geht das heute Nachmittag mit dem Abholen gut...
Ich spüre, wie sich erneut die Sorge darüber in mir breit macht und vergrabe mit einem tiefen Seufzer meine Hände in den Taschen meiner Lederjacke, während ich den Raum verlasse und über den Flur des Kindergartengebäudes stapfe.
Es wird schon alles gut gehen...
Unsere Mutter hat Danny ja schon mal abgeholt...
Es wird schon alles gut gehen...
Sie wird das auch dieses Mal schaffen...
Es wird schon alles gut gehen...
Ich muss mir keine Gedanken machen...
Es wird schon alles gut gehen...
Wie ein Mantra wiederhole ich diese Sätze immer wieder in meinem Kopf, doch auch wenn ich den Inhalt der Worte verstehe, fehlt es ihnen in meinen Augen an der notwendigen Glaubhaftigkeit. Leider...
Ich seufze ein weiteres Mal und versuche dadurch das beklemmende Gefühl in meinem Brustkorb loszuwerden, welcher sich mittlerweile unangenehm zusammengezogen hat.
Erst als ich die Tür des Kindergartengebäudes aufstoße und die frische kühle Morgenluft einatme, spüre ich, wie sich die Anspannung in meinem Körper etwas löst.
Es bringt ja nichts...
Durch das Nachsitzen werde ich Danny heute Nachmittag auf keinen Fall rechtzeitig abholen können.
Und es ist niemandem geholfen, am allerwenigsten Danny, wenn ich mir jetzt deswegen den ganzen Tag über Gedanken mache.
Ich muss einfach darauf vertrauen, dass meine Mutter das mit dem Abholen heute Nachmittag hinbekommt...auch wenn ich ihr alles andere als einfach vertrauen kann...
Und in der Zwischenzeit konzentriere ich mich auf den heutigen Tag und lenke mich so gut es geht ab...
Immerhin sehe ich in meiner letzten Stunde endlich Zoe wieder!
Und bis dahin kann ich mir ja noch ein paar Gedanken zu ihrem Geburtstag am Samstag machen...

Liebe Auf Französisch (Lola & Zoe - Band 1) (girlxgirl; teacherxstudent)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt