Liebe Auf Französisch (Lola & Zoe - Band 1) (girlxgirl; teacherxstudent)

# 47

- Lola -

Mit einem unterdrückten Fluch reiße ich die Tür des Physikraums auf und schlage sie wieder mit einem lauten Knall hinter mir zu. So laut, dass Rohan und Habib, die auf dem Schulflur auf mich gewartet haben, kurz zusammenzucken.
"Ich schätze mal, das Gespräch mit Herrn Schneider ist nicht so gut gelaufen, oder Prinzessin?", fragt Habib, verstummt jedoch sofort, als ich ihn wütend anfunkle.
"Ach wirklich?!", schnauze ich ihn an, "war das etwa so offensichtlich, Bibi?! Was hat dich darauf gebracht?! Das Türknallen?! Das Gebrüll gerade?! Oder doch schon diese unverschämten und dämlichen Bemerkungen von Herrn Schneider im Unterricht?!"
Habib zuckt mit den Schultern. "Na ja, vielleicht hätte er sich das alles gespart, wenn du ihn nicht im Unterricht als unfähigen, senilen, erbärmlichen, alten Knacker bezeichnet hättest...au! Mann, Alter! Spinnst du jetzt auch noch?!"
"Halt einfach deine Klappe", brummt Rohan, der Habib einen kräftigen Stoß gegen die Schulter verpasst hat, und schaut wieder zu mir, "komm, lass uns raus gehen. Marv und Rebecca werden sich bestimmt schon fragen, wo wir so lange bleiben. Und frische Luft wird dir sicher gut tun."
"Glaub ich nicht", murre ich, lasse mich aber von Rohan am Arm den leeren Flur mitziehen, "außerdem hat der Penner mir nicht nur einen Strafaufsatz zu irgendeinem Thema aufgebrummt, von dem ich noch nie was gehört habe, sondern mir auch noch im selben Atemzug verkündet, dass ich morgen eine Audienz bei unserer werten Direktorin haben werde. Toll, oder?! Ich hasse diesen Tag!"
"Das ist doch nicht deine erste Sitzung bei Direktorin Berger", entgegnet Rohan ruhig, während er mich weiter zieht und Habib uns dicht dahinter folgt, "und bei dem Strafaufsatz kann Rebecca dir mit Sicherheit helfen. Sie ist schließlich in dem anderen Kurs von Herrn Schneider und das Thema, von dem sie noch nicht gehört hat, muss erst noch erfunden werden."
Ich atme tief durch, als Rohan seinen Arm um meine Schultern legt und mich zu sich zieht, während er mich aufmunternd anlächelt.
"Ja...du hast ja Recht", murmle ich und lege im Gehen meinen Kopf auf seine Schulter, "danke."
"Nicht dafür."
Grinsend zwinkert Rohan mir zu, was mich erst leicht auflachen und dann tief aufseufzen lässt. Ich bin so froh, dass ich ihn habe und dass er Bescheid weiß, warum ich in letzter Zeit so gereizt bin...seit drei Wochen, um genau zu sein...
Drei Wochen, in denen ich Zoe nur im Unterricht und ab und an auf dem Flur gesehen habe.
Drei Wochen, in denen ich mit ihr über nichts anderes als den Unterrichtsstoff geredet habe.
Drei Wochen, in denen ich mehr und mehr den Verstand verloren habe...und bald völlig verlieren werde...
Kurze Blicke...ein paar beiläufige Worte...an guten Tagen mal ein leichtes Lächeln...mehr habe ich in den letzten drei Wochen nicht von Zoe bekommen...oder nicht bekommen dürfen, wäre wohl die treffendere Formulierung.
Ich spüre, wie Wut und Verzweiflung sich langsam wieder in mir ausbreiten...
Wenn ich schon Wochen kaum ertrage, wie sollen dann erst Monate werden?!
Wie soll ich mich aufs Lernen konzentrieren?!
Oder auf meine Abschlussprüfung?!
Ich kann ja nicht mal mehr richtig schlafen! Und wenn, dann träume ich sowieso von Zoe!
Das halte ich doch alles nie im Leben bis zu meinem Abschluss aus!
Ich werde noch wahnsinnig!
"Hey Romeo, hab ich eigentlich irgendwas zwischen dir und unserer Prinzessin verpasst? Ihr beiden seht richtig süß aus, fast wie ein richtiges Paar", höre ich Habib hinter uns lachen und wirble mit einem wütenden Schnauben zu ihm herum.
"Wenn du nicht sofort dein vorlautes Maul hältst..."
"Ganz ruhig", Rohan packt mich an den Schultern und dreht mich problemlos wieder herum, bevor er mir erneut einen Arm um die Schultern legt, diesmal etwas fester. "Ignoriere den Trottel einfach. Der labert den ganzen Tag über sowieso nur sinnlose Scheiße."
"Nur zur Info, ich laufe hinter euch, ihr Penner!"
"Du solltest es ja auch mitbekommen, Bibi! Und jetzt Fresse!", erwidert Rohan schroff und stößt die Tür des Schulgebäudes auf, um mich mit auf den Schulhof zu ziehen.
Als mir der kühle Wind entgegenweht, schließe ich die Augen und atme tief durch, während das tobende Gefühlschaos in mir sich überraschenderweise ein wenig beruhigt.
Vielleicht bringt frische Luft ja doch etwas...