# 53

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- Lola -

"So, das war's", sage ich und lehne mich seufzend gegen den Tresen, während ich den Küchenlappen und das Geschirrtuch darauf ablege, "die Typen da hinten haben ihre Getränke, die Tische in der Ecke sind abgeräumt und gewischt und als ich vorhin die schmutzigen Gläser nach hinten zu den Jungs gebracht habe, hat Habib mich gefragt, ob wir eine spontane Happy Hour oder so was haben, weil die Gläser irgendwie nicht weniger werden."
"Scherzkeks", kommentiert Xenia meine Aussage mit einem belustigten Grinsen, während sie gerade dabei ist, ein weiteres Bier zu zapfen. "Dann soll er die jetzige Zeit genießen. Zumindest scheinen erst mal alle versorgt zu sein."
"Fragt sich nur für wie lange", entgegne ich und lasse meinen Blick durch die Kneipe gleiten.
Xenias Kneipe ist voll.
Sehr voll.
So gut wie alle Tische sind belegt, aber viele Leute stehen auch einfach nur dichtgedrängt zwischen den Tischen herum oder haben sich gegen eine Wand gelehnt, während sie ihre Getränke trinken.
Und wenn man nicht gerade nah beieinander steht, muss man sich teilweise anschreien, um das Wort des jeweils anderen zu verstehen, da einfach zu viele Leute auf einmal miteinander reden und vereinzelt grölen, wenn jemand offenbar einen Scherz gemacht hat.
Eigentlich alles recht typisch für einen Freitagabend.
Und während Xenia sich um die Getränke und ich mich um die Bedienung der Gäste kümmere, sind Rohan und Habib hinten in der Spülküche beschäftigt und Marvin oben in Xenias Wohnung, um an ihrem Computer die Bestellungslisten für die Lieferanten fertig zu machen.
"Ich habe vorhin übrigens mit Jacques telefoniert", ruft Xenia über den Lärm hinweg zu mir und reicht einem Mann, der ein Stück von mir entfernt weiter runter am Tresen sitzt, das frisch gezapfte Bier, bevor sie wieder zu mir zurückkommt. "Er hat gesagt, dass deine Bitte in Ordnung geht. Und deinen Vorschuss bekommst du auch nach deiner Schicht. Aber betrachte es nicht als Vorschuss, sondern als Geschenk. Für deine Zulassung zum Abschluss."
"Was?" Mit großen Augen und offenem Mund starre ich Xenia an, die sich mit einem vielsagenden Lächeln und vor der Brust verschränkten Armen von der anderen Seite gegen den Tresen lehnt. "Aber...ich...Xenia, das geht doch nicht, ich..."
"Unsinn", unterbricht Xenia mich und hebt ermahnend einen Finger, "es ist unhöflich, ein Geschenk abzulehnen, Lola. Keine Widerrede."
Sie wirft mir einen strengen Blick zu, als ich meinen Mund ein weiteres Mal zum Protest öffne, ihn dann jedoch wieder schließe und tief, aber lächelnd, aufseufze.
"Okay...danke, Xenia. Ehrlich, ich danke dir."
"Nicht dafür, Schätzchen", erwidert Xenia und macht eine wegwerfende Handbewegung, hebt jedoch eine Augenbraue, als sie sieht, wie ich auf die Uhr an der Wand schaue. "Stimmt etwas nicht, Lola? Zählst du etwa jetzt schon die Minuten bis zum Ende der Nacht?"
"Was? Nein, ich...ich musste gerade nur an Danny denken", sage ich und atme tief durch, während ich mir mit einer Hand durch die Haare fahre, "ich hoffe einfach, dass das heute alles gut geklappt hat, weißt du? Das ist das erste Mal, dass meine Mutter Danny alleine ins Bett bringt. Wirklich alleine, ohne das ich irgendeine Art der Vorarbeit leiste. Und auch wenn sie das mit dem Abholen in dieser Woche wirklich gut gemeistert hat, weiß ich einfach nicht, ob sie das auch so gut hinbekommt."
Auch wenn es ja eigentlich für morgen eine gute Übung ist...aber das kann ich Xenia ja nicht sagen...
"Wieso rufst du sie nicht einfach an?"
"Was?" Verwirrt drehe ich den Kopf zu Xenia und mustere sie mit gerunzelter Stirn. "Jetzt?"
"Noch später würde ja eher weniger Sinn ergeben, oder?", erwidert Xenia und hebt amüsiert eine Augenbraue, bevor sie mit den Schultern zuckt, "aber warum nicht? Ich meine, du musst gerade nicht bedienen und würdest dich einfach nur kurz absichern, dass alles in Ordnung ist. Sonst machst du dich noch die halbe Nacht lang weiter verrückt. Also los, geh schon. Du kannst sie eben hinten im Hof anrufen, da hast du deine Ruhe."
"Ich...ähm..."
Ich blinzle mehrfach, während ich Xenia weiter irritiert anschaue, bis sie schließlich mit dem Kopf hinter sich zur Spülküche deutet, durch welche man nach draußen in den Hinterhof gelangt.
"Jetzt geh schon, sonst stehst du noch die ganze Nacht hier, Liebes", sagt Xenia und zwinkert mir zu.
Meine Mundwinkel heben sich zu einem leichten Lächeln und ich nicke ihr zu, während ich um den Tresen herum und zur Spülküche gehe.
Rohan und Habib nehmen mich gar nicht richtig wahr, da sie voll und ganz mit dem Spülen der Gläser beschäftigt sind. Zumal sich Habib immer noch lautstark über die Anzahl der Gläser beschwert und Rohan ihm immer wieder sagt, dass er die Klappe halten und weiter arbeiten soll.
Anstatt mich in diese unfassbar interessante Diskussion einzumischen, verkneife ich mir mein Lachen und husche unbemerkt durch die Spülküche zur Tür zum Hinterhof und ziehe sie auf.
Ich atme die frische Nachtluft tief ein, als ich nach draußen trete und die Tür wieder hinter mir schließe.
Für einen Moment genieße ich die angenehme Kühle, die mich umgibt, und die sich doch sehr von der stickigen Wärme von Xenias Kneipe unterscheidet.
Doch ich bin ja nicht zum Spaß hier...
Mit einer geschickten Bewegung ziehe ich mein Handy aus meiner Hosentasche, entsperre das Display und drücke nach kurzem Zögern auf den Kontakt "Zuhause" in dem Telefonbuch.
Während das monotone Piepsgeräusch in meinem Ohr ertönt und ich darauf warte, dass meine Mutter abnimmt, atme ich mehrmals tief durch und versuche so mein überraschend schnell schlagendes Herz ein wenig zu beruhigen.
Hoffentlich ist alles gut gegangen.
Hoffentlich ist alles gut gegangen.
Hoffentlich...
"Sommer?", ertönt mit einem Mal die verschlafene Stimme meiner Mutter am anderen Ende der Leitung, gefolgt von einem leichten Gähnen, und ich bin so überrascht, dass ich beinahe mein Handy fallen gelassen hätte.
"Ähm...ich...", stammle ich und räuspere mich kurz, während ich meine Schultern straffe und den Griff meiner Hand um mein Handy wieder etwas festige, "ich bin es."
"Lola? Was..." Die verwunderte Stimme meiner Mutter wird durch ein weiteres Gähnen ihrerseits unterbrochen. "Was ist? Wieso rufst du an? Ich dachte, du musst arbeiten...oder ist etwas passiert?"
Ich bin so irritiert über den besorgten Tonfall in der Stimme meiner Mutter, dass ich beinahe vergessen hätte zu antworten.
"Äh...nein, nein...alles gut...also, mir geht es gut, ähm...ich...wollte nur fragen, wie es Danny...und dir geht...und ob alles geklappt hat."
"Du meinst, ob ich Danny ins Bett bringen konnte?", fragt meine Mutter und gähnt erneut.
"Ähm, ja", murmle ich und nicke leicht, auch wenn sie das nicht sehen kann und ich mir dadurch etwas dämlich vorkomme.
"Ja, das hat alles geklappt", sagt meine Mutter und ich kann nicht verhindern, dass ich erleichtert aufatme, "beim Zähne putzen war Danny ein wenig bockig, aber ich habe ihm dann einfach eine Extra-Gute-Nacht-Geschichte versprochen und das hat gewirkt. Und inzwischen ist Danny schon seit einigen Stunden am Schlafen...und ich hatte mich vor etwa einer Stunde auch hingelegt."
"Oh, ähm", etwas zerknirscht kaue ich auf meiner Unterlippe, "ich...das tut mir Leid, ich wollte dich nicht wecken."
"Schon in Ordnung", erwidert meine Mutter, die inzwischen ein wenig wacher klingt, "wann kommst du denn nach Hause?"
"In ein paar Stunden", murmle ich, während ich darüber nachdenke, wie komisch es ist, diese Frage aus dem Mund meiner Mutter zu hören. "Heute ist sehr viel los...aber das ist auch eigentlich jeden Freitag so. Ich versuche auf jeden Fall leise zu sein, wenn ich nachher wiederkomme."
"Mach dir darüber keine Gedanken", erwidert meine Mutter, "wenn ich dich hören sollte, drehe ich mich einfach wieder um und Danny wird das bestimmt genauso machen."
"Ja, schon möglich", murmle ich, während ich unschlüssig von einem Fuß auf den anderen trete, "ich...ähm...ich muss dann auch weiter arbeiten."
"Ja, sicher", erwidert meine Mutter und ich kann förmlich vor mir sehen, wie sie dabei leicht nickt, "dann wünsche ich dir noch eine gute Schicht...und komm nachher gut und sicher nach Hause."
"Ähm, ja...danke...und das werde ich schon...gute Nacht."
Ohne weiter darüber nachzudenken lege ich auf und atme tief durch, während ich mein Handy wieder in meine Hosentasche schiebe und mir stöhnend mit beiden Händen durch die Haare fahre.
Was war das denn bitte für ein komisches Telefonat?
Ich habe ja kaum den Mund aufbekommen.
Und erst dieser besorgte Tonfall von meiner Mutter und dann diese fürsorglichen Wünsche von ihr...
Ich hole tief Luft und schüttle leicht den Kopf, während ich meine Hände wieder aus meinen Haaren löse und mit gesenktem Blick auf meine Schuhspitzen schaue.
Ich sollte mir nicht allzu viele Gedanken darüber machen, wie ich das finde und was ich davon halte.
Hauptsache sie hat Danny gut ins Bett bringen können, das ist das Wichtigste.
Über alles andere denke ich morgen nach...
Meine Gedanken werden unterbrochen, als ich mit einem Mal Schritte höre, die auf mich zuzukommen scheinen.
Ich schaue auf...und erstarre.
"Was machst du denn hier?"

Liebe Auf Französisch (Lola & Zoe - Band 1) (girlxgirl; teacherxstudent)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt