# 32

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- Lola -

"Verdammt, verdammt, verdammt!", flucht Zoe leise und versucht sich hastig aus meinem Griff zu ziehen. "Lass mich los, Lola!"
"Nein", zische ich und verstärke den Griff meiner Finger um Zoes Schultern so stark, dass meine Knöchel sich weiß verfärben, "du bleibst hier!"
"Lola, bitte..."
"Nein!" Der harte Klang meiner Stimme wird von meinem entschlossenen Blick begleitet, während Zoe mich bittend, fast schon flehend ansieht. "Das ist unser Abend! Den lasse ich mir von niemandem verderben!"
"Ich...ich weiß, aber Lola...", Zoe seufzt tief und senkt für einen Moment den Blick, bevor sie mich hilflos ansieht, "was soll ich denn machen?"
"Deine blöde Freundin von Direktorin ignorieren und da weiter machen, wo wir unterbrochen wurden", entgegne ich leise und will Zoe wieder zu mir ziehen, aber sie dreht ihren Kopf zur Seite, sodass meine Lippen nur über ihre Wange streifen.
"Das geht nicht", flüstert sie und lehnt sich wieder etwas zurück, "Mona weiß, dass ich da bin und sie wird so lange vor der Tür stehen bleiben, bis ich ihr aufgemacht habe."
"Als ob", erwidere ich und verdrehe die Augen, als wie auf Stichwort ein erneutes Klingelgeräusch durch den Flur schrillt.
"Jetzt komm schon, Zoe!", höre ich Direktorin Berger rufen, "beweg deinen Luxuskörper hierher und mach die Tür auf! Du weißt doch genau, dass es keinen Sinn macht, mich zu ignorieren! Ich habe die ganze Nacht Zeit!"
Verständnislos schaue ich von der Tür wieder zu Zoe, die ergeben mit den Schultern zuckt.
"Das war schon zu Unizeiten so. Mona lässt sich nicht so einfach abspeisen. Ich muss zumindest an die Tür gehen."
Ich schnaube leise und verziehe das Gesicht.
"Hat sie denn keine anderen Freunde, denen sie auf die Nerven gehen kann?", murre ich und lasse Zoe langsam, wenn auch widerwillig, los.
"Das schon", erwidert Zoe und schiebt meine Arme sanft von ihrem Körper weg, "aber wir haben uns nun mal sehr lange nicht gesehen und da hat sie einiges an Nachholbedarf."
"Den habe ich auch!" Trotzig verschränke ich die Arme vor der Brust. "Ich habe wochenlang auf so etwas wie heute Abend gewartet und jetzt kommt Direktorin Berger und macht alles kaputt!"
"Weißt du eigentlich, dass du richtig süß aussiehst, wenn du so schmollst?"
"Jetzt lenk nicht ab!", fauche ich und spüre, wie Wärme in meine Wangen steigt. Ob vor Wut oder vor Verlegenheit hätte ich allerdings nicht sagen können...
Zoe hingegen lächelt mich liebevoll an und drückt mir einen sanften Kuss auf die Wange, während sie über die andere mit ihrer Hand streicht.
"Ich versuche sie loszuwerden, okay?"
"Oh, viel Glück dabei." Ich verdrehe erneut die Augen und lache kurz und spöttisch auf. "Da schreibe ich eher beim Lüdenscheid eine gute Note, bevor du diese nervige Klette loswirst."
"Hey, nicht so frech!", entgegnet Zoe mit einem strafenden und zugleich amüsierten Blick und kitzelt mich etwas, was mich aufquietschen lässt.
"Zoe?" Wir erstarren, als ein Klopfen an der Tür ertönt und die Stimme von Direktorin Berger einen leicht irritierten Ton angenommen hat. "Alles in Ordnung? Ist da noch jemand bei dir?"
Oh nein!
Mit geweiteten Augen wandert mein Blick zu Zoe, die mich genauso panisch ansieht.
"Versteck dich", raunt sie mir zu und tritt nun endgültig von mir zurück, sodass ich mich von der Wand lösen kann. Dann räuspert sie sich kurz und strafft ihre Schultern.
"Schon gut, Mona!", ruft sie über den Flur in Richtung Tür und ich bin beeindruckt, dass ihre Stimme trotz der Umstände relativ normal klingt, "ich...bin nur gegen etwas gestoßen!"
"Hast du dich verletzt?"
"Nein, keine Sorge."
"Und es ist auch niemand bei dir?"
"Äh, nein...ich bin alleine", erwidert Zoe, wobei ihr Blick kurz zu mir wandert, woraufhin ich spöttisch eine Augenbraue hebe.
Ist klar...
"Kannst du mich dann bitte reinlassen?", höre ich die Stimme von Direktorin Berger wieder rufen, "es ist nämlich ein bisschen albern, diese Unterhaltung durch eine geschlossene Tür weiterzuführen."
"J-Ja, natürlich. Ich komme sofort."
Hastig schaut Zoe wieder zu mir.
"Jetzt geh schon, mal chérie! Versteck dich!", flüstert sie eindringlich und sieht mich bittend an, woraufhin ich leicht aufseufze.
"Und wo? Unterm Bett? Hinterm Vorhang? Oder soll ich gleich wie damals beim Nachsitzen aus dem Fenster klettern?"
"Sehr witzig, wir sind hier im fünften Stock", erwidert Zoe und seufzt ebenfalls, "geh...geh einfach ins Gästezimmer. Da wird Mona schon nicht reingehen und ich bemühe mich so gut es geht sie wieder loszuwerden."
"Na sicher", murre ich und wende mich von Zoe ab, um zum Gästezimmer zu gehen, werde aber von Zoe an der Hand festgehalten und zurückgezogen, kurz bevor sie ihre Lippen in einem leichten Kuss über meine streifen lässt.
"Sei bitte nicht sauer", flüstert sie und streicht mit ihrem Daumen über meinen Handrücken, "ich mache es auch nachher wieder gut. Versprochen."
Ihr vielsagendes Lächeln und ihr verschwörerisches Zwinkern lassen mich ebenfalls lächeln und ich küsse sie erneut, allerdings etwas fester als sie mich, und lasse ihre Hand los.
"Ich nehme dich beim Wort", sage ich leise und betrachte sie noch für einen kurzen Moment. Dann drehe ich mich um und gehe so schnell, aber auch so leise wie möglich zum Gästezimmer, während ich höre, wie Zoe hinter mir mit festen Schritten zur Wohnungstür geht.
Am Gästezimmer angekommen, drehe ich mich nochmal zu Zoe um, die nun auch an der Wohnungstür angekommen ist und zu mir sieht. Ich nicke ihr zu und öffne dann die Tür zum Gästezimmer, nur um sie gleich darauf wieder hinter mir zu schließen. Kurz danach höre ich, wie Zoe die Wohnungstür aufzieht.
"Na endlich!", höre ich Direktorin Berger aufseufzen und in die Wohnung treten, "ich habe schon gedacht, du hättest dich unterwegs verlaufen."
"Sehr witzig", entgegnet Zoe und ich höre an ihre Stimme, dass sie die Augen verdreht. Kurz darauf ertönt das Geräusch der sich schließenden Wohnungstür. "Wieso bist du denn hier? Willst du irgendetwas Bestimmtes?"
"Charmante Begrüßung, Süße. Was ist aus dem klassischen Guten Abend, Mona und Wie geht es dir? geworden?"
"Wir haben uns erst gestern  das letzte Mal gesehen. Was soll da schon groß passiert sein?"
Ich muss mir auf die Unterlippe beißen, um nicht ungewollt über den trotzigen Tonfall in Zoes Stimme aufzulachen. Anscheinend ist sie doch etwas frustrierter, als sie sich vorhin anmerken lassen wollte...
"Meine Güte, bist du heute vielleicht empfindlich", höre ich Direktorin Berger sagen und halte den Atem an, als sie für einen Augenblick innehält. "Wie siehst du überhaupt aus, Süße? Hast du gerade geschlafen oder warum sind deine Haare so zerzaust?"
Jetzt muss ich meinen Mund mit beiden Händen bedecken, um mein Lachen zu unterdrücken.
So wie ich Zoe kenne, wird sie mit Sicherheit gerade total rot werden.
"Ähm, i-ich...ja, genau."
Der stotternde Klang von Zoes Stimme sagt mir alles, was ich wissen muss, und lässt mich noch breiter grinsen.
Sie weiß gar nicht, wie bezaubernd sie manchmal sein kann...
"Das erklärt zumindest, warum du eine halbe Ewigkeit gebraucht hast, um zur Tür zu kommen", entgegnet Direktorin Berger. Ich bin im letzten Jahr oft genug zu Gast in ihrem Büro gewesen, um zu wissen, dass das der Tonfall ist, mit dem sie die ihr gegenüberstehende Person mit vor der Brust verschränkten Armen und einem prüfenden Blick mustert. "Aber das geht so nicht, meine Liebe. Du kannst nicht den Samstagabend, den mit Abstand besten Abend der Woche, hier ganz alleine verbringen."
Mit einem frustrierten, aber leisen Stöhnen schlage ich mit der Faust auf das Kopfkissen des Bettes.
Sie ist ja auch nicht alleine!
Und wenn Sie nur ein paar Minuten später gekommen wären, hätte ich schon dafür gesorgt, dass Zoe das Klingeln nicht mitbekommen hätte...
Ich hole tief Luft und schaffe es nur mit Mühe mich wieder etwas zu beruhigen.
Zoe und Direktorin Berger haben in der Zwischenzeit schon weitergeredet.
"...ist nicht nötig", höre ich Zoe sagen, deren Stimme nun einen ähnlich bittenden Ton wie vorhin bei mir angenommen hat, "ich habe eine anstrengende Woche hinter mir und wollte heute Abend wirklich gerne zu Hause bleiben."
Das will ich ja wohl auch hoffen!
"So ein Unsinn! Ich lasse es nicht zu, dass meine beste Freundin einsam und alleine an einem Samstagabend in ihrer Wohnung versauert. Ein bisschen unter Leute kommen wird dir guttun. Das hat es bisher immer. Und wenn du wirklich nichts unternehmen willst, bleibe ich eben. Wir können den Abend auch zusammen hier verbringen und ich könnte theoretisch ja sogar noch bei dir übernachten..."
"Nein!"
Sogar mir fällt auf, dass Zoe ihre Antwort viel zu schnell und viel zu heftig von sich gegeben hat und ich kann das irritierte Gesicht von Direktorin Berger geradezu vor mir sehen.
"Ich...ich meine...", stammelt Zoe und räuspert sich dann, "vielleicht...hast du Recht und wie sollten doch ausgehen."
Was?!
Ernsthaft?!
Das kann doch alles nicht wahr sein!
Am liebsten würde ich vor Wut aufschreien und danach eigenhändig Direktorin Berger aus der Wohnung schmeißen.
Stattdessen begnüge ich mich mit einem weiteren Faustschlag auf das Kopfkissen.
"Ich...ich müsste mich nur nochmal kurz frisch machen", redet Zoe nach kurzem Zögern weiter, wenn auch etwas kleinlauter als sonst.
Für eine viel zu lange Weile antwortet Direktorin Berger nicht und ich lausche so angestrengt, dass die Stille in meinen Ohren dröhnt.
"Ist wirklich alles in Ordnung, Zoe?", fragt sie schließlich und zu meiner Beunruhigung trieft ihre Stimme vor Skepsis. "Du verhältst dich nämlich wirklich sehr seltsam."
"Ja, das...", Zoe räuspert sich, um ihre Stimme wieder etwas mehr Festigkeit zu verleihen, "das habe ich doch bereits gesagt. Es ist alles gut. Wirklich. Ich mache mich jetzt nur noch ganz schnell fertig und dann gehen wir los. Du kannst schon mal runtergehen und ich komme dann gleich nach, okay?"
"Na gut, wenn du es sagst", erwidert Direktorin Berger und ich atme erleichtert auf, als ich höre, wie die Klinke der Wohnungstür wieder heruntergedrückt wird. "Umziehen musst du dich aber nicht. Sieht sehr gut aus."
Ich kann förmlich das Zwinkern in Direktorin Bergers Stimme hören und meine Hände ballen sich erneut zu Fäusten.
Treib es nicht zu weit, Frau Direktorin...
Als die Tür ins Schloss fällt, ertönen Zoes Schritte, die den Flur schnell entlang gehen und kurz darauf wird die Tür zum Gästezimmer aufgezogen.
Zoes schlechtes Gewissen ist mehr als deutlich auf ihrem Gesicht zu erkennen, als sie mich entschuldigend ansieht.
Ich seufze tief und verschränke die Arme vor der Brust.
"Wie war das nochmal mit loswerden?"
"Ich weiß, ich...es tut mir Leid." Zoe kaut auf ihrer Unterlippe und schaut beschämt auf ihre Füße. "Du hast dir den Abend sicherlich ganz anders vorgestellt."
Unbeeindruckt hebe ich eine Augenbraue. "Du etwa nicht?"
"Doch, natürlich!" Sofort schnellt Zoes Kopf wieder hoch. "Ich...ich hatte das alles völlig anders geplant und...und jetzt habe ich uns doch nur den Abend verdorben."
"Nein, der Punkt geht eindeutig an unsere werte Direktorin", entgegne ich und seufze tief, während ich meine Hände in den Hosentaschen vergrabe und meinen Blick enttäuscht senke, "dann gehe ich mal wieder. Und keine Sorge, ich warte oben im Hausflur, bis ihr beide weg seid, damit wir uns nicht begegnen."
"Nein!"
Zoes heftiger Einwand lässt mich aufsehen und fragend eine Augenbraue heben.
"Nein?"
"Nein, also...", Zoe schluckt und tritt von einem Fuß auf den anderen, "ich...ich meine, ich kann natürlich verstehen, wenn du jetzt gehen willst, aber ich...ich würde mich freuen, wenn du trotzdem bleiben und...auf mich warten würdest."
Ich runzle die Stirn und mustere Zoe irritiert.
"Verstehe ich das richtig? Ich soll hier alleine in deiner Wohnung bleiben und vermutlich bis in die frühen Morgenstunden auf dich warten, während du dich mit Direktorin Berger in irgendwelchen Bars oder sonst wo rumtreibst?"
Zoe zuckt etwas zusammen und lässt ihren Kopf erneut sinken. "Ich...ich weiß, das klingt sehr egoistisch und gemein von mir, aber ich...ich würde mich einfach freuen, wenn ich später nach Hause komme und weiß, dass du da bist."
Auch wenn ich immer noch enttäuscht und sogar ein wenig sauer bin, huscht mir ein leichtes Lächeln über die Lippen.
Ach, Zoe...
Ich seufze leicht und trete auf sie zu, um ihre Hände in meine zu nehmen, was sie wieder aufsehen lässt.
"Okay", sage ich und nicke, "ich warte. Ich hatte ja sowieso geplant die ganze Nacht hier zu bleiben..."
Ich verstumme und beiße mir auf die Unterlippe, als mir bewusst wird, was ich da gerade gesagt habe. Schließlich hatten Zoe und ich darüber noch nicht gesprochen, auch wenn sich das wahrscheinlich erübrigt hätte, wenn der Abend wie ursprünglich geplant verlaufen wäre...
"Ach, ist das so?" Zoe hebt belustigt eine Augenbraue und lehnt sich dann zu mir vor, um ihre Stirn gegen meine zu drücken. "Dann hatten wir ja anscheinend den gleichen Gedanken."
"Sieht ganz so aus", erwidere ich und schließe für einen Moment meine Augen, bevor ich mich wieder zurücklehne. "Du solltest jetzt besser gehen. Sonst kommt am Ende Direktorin Berger noch wieder und ich denke nicht, dass dir dann noch eine passende Ausrede einfallen wird."
"Ja, vermutlich hast du Recht", murmelt Zoe und schaut auf unsere immer noch miteinander verbundenen Hände, bevor sie tief durchatmet und wieder zu mir sieht. "Ich versuche, so schnell wie möglich wieder hier zu sein. Vielleicht können wir dann ja doch da weitermachen, wo wir aufgehört haben..."
Ihre Stimme schweift zwar ab, aber ihre Augen sind fest auf mich gerichtet.
Ich muss kurz, aber amüsiert auflachen und drücke Zoe einen Kuss auf die Wange, als sie mich mit einem irritierten und leicht verletzten Blick mustert.
"Du musst mir keine unnötigen Hoffnungen machen, Zoe. Ich habe schon gesagt, dass ich hier bleiben und warten werde. Und ich werde meine Meinung jetzt bestimmt nicht mehr ändern. Es ist okay. Wirklich." Ich ziehe meine Hände aus ihren und deute mit dem Kopf auf die geöffnete Zimmertür hinter ihr. "Und jetzt geh schon, bevor ich es mir noch anders überlege."
Zoe nickt leicht, zieht mich aber trotzdem nochmal für einen weiteren Kuss zu sich und geht dann langsam rückwärts zur Zimmertür.
"Ich beeile mich, ma chérie. Versprochen!"
Lächelnd verdrehe ich die Augen.
"Jetzt hau schon ab, Zoe", sage ich und lache leicht, während Zoe mir erneut einen liebevollen Blick zuwirft und sich dann umdreht, um das Gästezimmer zu verlassen.
Als schließlich die Wohnungstür wieder ins Schloss fällt, lasse ich mich mit einem lauten Stöhnen nach hinten auf das Gästebett fallen.
So hatte ich mir diesen Abend bestimmt nicht vorgestellt.

- Zoe -

Begleitet von einem frustrierten Seufzer und dem klimpernden Geräusch meiner Schlüssel schließe ich die Tür zu meiner Wohnung auf und drücke mich dagegen, um in den dunklen Eingangsbereich meiner Wohnung zu treten.
Obwohl ich mehrfach versucht habe, den gemeinsamen Abend mit Mona unter verschiedenen Vorwänden zu beenden, habe ich es trotzdem erst um kurz nach eins geschafft. Und das auch nur, weil ich gegen Ende so genervt und reizbar gegenüber Mona gewesen bin, dass sie schließlich mit einem säuerlichen Blick in meine Richtung verkündet hat, dass wir den Abend besser beenden sollten.
Zum Glück weiß ich, dass Mona nie lange wütend auf mich ist, genauso wie ich nicht lange wütend auf sie sein kann, auch wenn sie es an diesem Abend wirklich darauf angelegt hat. Aber ich konnte ihr ja auch schlecht sagen, aus welchem Grund ich so schlecht gelaunt gewesen bin.
Nachdem ich die Tür wieder hinter mir geschlossen habe, lehne ich mich dagegen und massiere mir mit zwei Fingern die Schläfe. Auch wenn ich nur ein paar Gläser Wein hatte, habe ich das Gefühl, die Welt würde unter meinen Füßen schwanken.
Achtlos lasse ich meine Handtasche von meiner Schulter auf den Boden fallen, streife die Pumps von meinen schmerzenden Füßen und werfe meinen Blazer in Richtung der Garderobe, obwohl ich weiß, dass dieser mit Sicherheit nicht an einem Haken landen wird. Dann setze ich mich in Bewegung und gehe so leise wie möglich den Flur entlang.
Ob Lola wirklich noch da ist?
Sie hatte mir zwar versichert, dass sie bleiben und auf mich warten würde, aber in Anbetracht der Tatsache, wie der Abend und die Nacht bisher gelaufen sind, würde es mich nicht überraschen, wenn sie doch gegangen wäre.
Zumal ich ihr nicht mal angeboten hatte, irgendetwas auf meine Kosten zu essen zu bestellen, wenn sie schon auf mich warten muss...
Toll, ich bin also nicht nur ein schlechtes Date, sondern auch noch eine schlechte Gastgeberin!
Ich hole tief Luft und widerstehe dem Drang erneut einen frustrierten Laut von mir zu geben, während ich weiter den Flur entlang schleiche und auf der Suche nach Lola in die verschiedenen Räume spähe.
Meine geheime Hoffnung, dass sie vielleicht doch trotz allem im Schlafzimmer auf mich warten würde, wird leider nicht erfüllt, denn als ich durch die offene Tür in mein Schlafzimmer schaue, ist das Zimmer nicht nur abgedunkelt, sondern das Bett auch unberührt.
Ich seufze und spüre, wie sich zu meiner Frustration auch noch das Gefühl einer leichten Enttäuschung gesellt und gehe weiter.
Dann wird Lola wahrscheinlich im Gästezimmer geblieben sein...
Und tatsächlich!
Mit einem angewinkelten Arm unter ihrem Kopf und die Beine etwas an ihren Körper gezogen hat Lola sich auf dem Gästebett hingelegt. Ihre Haare fallen ihr in dunklen, leicht zerzausten Wellen über die Schultern und bedecken einen Teil ihres Gesichts, über das sich ein ruhiger, fast friedlicher Ausdruck gelegt hat. Ihr Körper hebt und senkt sich in regelmäßigen Abständen und aus dem leicht geöffneten Mund dringt ihr sanfter und gleichmäßiger Atem.
Bei ihrem Anblick spüre ich, wie sich mein Brustkorb zusammenzieht und sich erneut das schlechte Gewissen in mir breit macht.
Sie hat sich nicht einmal zugedeckt...
Ich beiße mir auf die Unterlippe und gehe langsam auf das Gästebett zu, bevor ich mich vorsichtig zu Lola auf die Bettkante setze und ihr ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht streiche.
Das lässt Lolas Augenlider leicht flattern, bis sie mich kurz darauf aus ihren verschlafenen blauen Augen ansieht.
"Hey", sage ich und muss lächeln, als sie sich gähnend mit einer Hand über die Augen reibt.
"Hey." Ihre Stimme ist noch etwas rau vom Schlaf und ihre Augen blinzeln mehrmals, bevor ihr Blick wieder meinen findet. "Wie spät ist es?"
"Viel zu spät." Ich seufze leicht und senke meinen Blick, während ich ihr weiter durch die Haare streiche. "Tut mir Leid. Ich habe es wirklich nicht früher geschafft."
"Schon okay", murmelt Lola und greift nach meiner Hand, die sich immer noch in ihren Haaren befindet, "aber jetzt bleibst du doch hier, oder? Bei mir, meine ich."
Meine Augen weiten sich etwas und gleiten zu dem freien Platz neben Lola.
"Ich, ähm...", ich schlucke leicht und schaue wieder zu ihr, "also, wenn du das möchtest..."
Noch bevor ich den Satz beenden kann, nickt Lola bereits.
Ich nicke ebenfalls und klettere dann vorsichtig über Lola hinweg, um mich hinter sie zu legen.
Kaum einen Moment, nachdem ich mich hingelegt habe, greift Lola hinter sich und tastet nach meinem Arm, dessen Hand sie ergreift und anschließend zu sich nach vorne zieht, wodurch ich sie mit einem Arm von hinten umarme. Gleichzeitig ist mein Gesicht von dem inzwischen so vertrauten Duft ihrer Haare umgeben, der mich tief Luft holen und leicht lächeln lässt.
Meine Hand hat Lola mit ihrer verschlungen und kuschelt sich enger an mich.
"Bevor du noch auf die Idee kommst und wieder weggehst", sagt sie, wobei ich trotz des müden Klangs die Belustigung in ihrer Stimme hören kann.
"Keine Sorge", erwidere ich und lächle noch breiter, während ich die Augen schließe und Lola noch ein Stück mehr zu mir ziehe, "das habe ich nicht vor."

Liebe Auf Französisch (Lola & Zoe - Band 1) (girlxgirl; teacherxstudent)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt