Kapitel 22: NamKook Friendship (1.089)

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Die ganze Vorlesung über konnte ich mich nicht richtig konzentrieren. Meine Gedanken kreisten die ganze Zeit um Jungkook und seine Familie. Das hat er gestern gemeint, als er sagte, dass seine Familienverhältnisse kompliziert seien. Sein Vater ist sein Vater, Chef und Manager in einem. Seine Mutter ist aufgrund ihrer Arbeit als Schauspielerin ziemlich beschäftigt und sein Bruder ist verstorben.

Wie einsam er sein muss.

Warum hat er mir das nicht erzählt? Ich dachte die ganze Zeit, er wäre Einzelkind. Wobei ich nicht mal irgendwelche Familienfotos in seinem Haus gesehen habe. Was sind das bloß für Eltern, die nicht mal irgendwelche Fotos von ihren Kindern als Erinnerung stehen beziehungsweise hängen haben? Familienfotos sind nicht unbedingt von Nöten, wobei ich auch sowas eigenartig finde, aber zumindest von den eigenen Kindern sollten doch Bilder vorhanden sein. Irgendwas in einem Haus einer Familie muss doch darauf hindeuten, dass in diesem Haus eine Familie lebt.

Bei mir zuhause sind fast überall Fotos von meinen Eltern und mir oder sogar welche, auf denen nur ich drauf bin. Und ich bin gerade mal acht Jahre bei ihnen, während Jungkook schon achtzehn Jahre mit seinen Eltern verbracht hat.

Ich bin gerade auf dem Weg zu seinem Café, um mit ihm reden zu können. Schon den ganzen Tag hab ich mir meinen Kopf darüber zerbrochen, wie ich dieses Gespräch anfangen kann und bin noch immer nicht zu einem Entschluss gekommen. Das Einzige, wo ich wirklich wusste, was ich machen will, war zu warten bis er Dienstschluss hat, damit er sich nicht irgendeine Ausrede zusammenreimen kann, um nicht mit mir reden zu müssen. Ich meine klar, nach seiner Schicht im Café hat er seine Weiterbildung im Rappen, doch ich bin davon überzeugt, dass Namjoon das schon verstehen wird.

Als ich das Café betrete, sehe ich bereits, dass Jungkook an dem üblichen Tisch sitzt, an welchem er Freitags immer auf Namjoon wartet. Während ich mich auf ihn zu bewege, weiß ich noch immer nicht, wie ich dieses Gespräch am besten anfangen kann. Ich setze mich ihm gegenüber, aber schaffe es immer noch nicht irgendein Wort von mir zu geben. „Alles okay, Tae?" fragt er mich nach einer ganzen Zeit, in der ich nach den richtigen Worten gesucht habe.

„Naja, nicht wirklich." „Was ist denn?" fragt er mich mit einem besorgten Blick. „Warum hast du mir nicht gesagt, dass du einen Bruder hattest?" Bei der Erwähnung seines Bruders zuckt Jungkook augenblicklich zusammen und wendet seinen Blick nach unten, doch antwortet nicht. „Warum hast du mir nichts von deinen Eltern erzählt? Ich wusste ja gar nicht, dass deine Familie so bekannt ist in Seoul beziehungsweise Südkorea."

„Und genau das war eine der Sachen, weshalb ich dich so sehr mochte. So viele Menschen, die meine Familie kennen, haben nur mit mir gesprochen, weil sie irgendwie etwas von dem Rum meiner Familie abbekommen wollten. Sie dachten, dass wenn sie mit mir eine Freundschaft eingehen, sie auch irgendwas davon haben. Namjoon war die erste Person, der das egal war."

„Was haben du und Namjoon eigentlich schon alles erlebt? Es scheint immer so, als wärt ihr beide unzertrennlich." wechsle ich das Thema, da ich ihm ansehe, dass er sich unwohl fühlt. Ich brauch das Warum ja eigentlich gar nicht zu wissen, ich bin nur froh endlich was über ihn erfahren zu haben. Wenn auch über Jimin und das Internet und nicht direkt von ihm, was mich zugegeben aber schon etwas verletzt hat.

„Ja, das sind wir auch. Er ist einfach mein bester Freund und hat auf gewisse Art und Weise die Rolle meines Bruder nach dessen Tod übernommen. Niemand wird Junghyun zwar je ersetzen können, aber ich bin froh Namjoon an meiner Seite zu haben, der sich wie ein großer Bruder verhält. Er hat mir schon bei sehr vielen Sachen geholfen und wäre deshalb beinahe verletzt worden."

Stimmt. Gestern im Entertainment meinte Jungkook, dass sein Vater Namjoon verletzen wollte. „Was genau hatte dein Vater eigentlich vor mit Namjoon?" „Naja, da Namjoon immer auf mich eingeredet hat und mich dazu bringen wollte, das durchzusetzen, was ich wollte, hat mein Vater gemeint, dass er alles tun würde, um Namjoon's Karriere vorzeitig zu ruinieren, wenn ich weiterhin so stur bin."

Meinen Schock über diese Aussage, kann ich nicht verstecken. Welcher Vater erpresst bitte sein eigenes Kind?

„Ich wollte nie Musik studieren. Ich wollte auch nie Trainee werden. Das alles habe ich nur gemacht, damit mein Vater Namjoon in Frieden lässt. Ich singe und tanze zwar gerne, aber eigentlich wollte ich daraus nie einen Beruf machen. Ich wollte Kunst studieren, aber mein Vater ließ das nicht zu."

Nachdem ich diese Info vernommen habe, kommt mir wieder in den Sinn, warum ich Menschen mit viel Geld nicht leiden kann. Ihnen ist alles - und damit meine ich WIRKLICH ALLES - egal, Hauptsache sie haben ihr Geld. Nach dieser Info, steigert sich mein Hass gegenüber reichen Menschen nur noch.

Die Ausbildung zu einem Trainee ist furchtbar anstrengend und Jungkook will das nicht mal, sondern MUSS, damit Namjoon's Karriere nicht plötzlich ein Ende findet. So vieles, was er seinem Körper antun MUSS. Wenn es jemand will und auch wirklich bereit ist Idol zu werden, dann ist es ja deren Entscheidung, aber Jungkook MUSS das alles tun.

Mir fehlen einfach die Worte.

„Hey, ihr. Na? Können wir los, Kookie?" schallt plötzlich Namjoon's Stimme wieder. „Gleich. Ich muss nochmal kurz das WC aufsuchen." Namjoon nickt nur und setzt sich mir schräg gegenüber, während Jungkook aufsteht und die Waschräume ansteuert. „Namjoon, stimmt es, dass Jungkook's Vater ihn dazu zwingt Trainee zu sein?" Ich zweifle zwar nicht an den Worten Jungkook's, aber das klingt für mich alles so unvorstellbar.

„Ja, das stimmt. Ich hab mitgehört, als er Jungkook damals erpresst hat. Ich wollte zwar unbedingt Idol werden, aber in diesem Moment hätte ich mir gewünscht, dass Jungkook sich nicht hätte einschüchtern lassen. Jetzt lebt er ein solches Leben, das er sich nicht mal gewünscht hat. Kookie weiß nicht, dass ich es damals mitgehört habe. Mir gegenüber tut er oft so, als würde ihm das stundenlange Training überhaupt nichts ausmachen. Offiziell weiß ich nur, in welcher Beziehung Jungkook zu Shinwon steht. Die beiden haben kein sonderlich gutes Verhältnis. Ich bekomme aktuell Angebote vom YG, JYP und anderen Entertainments, die mir wesentlich mehr Geld für meine Arbeit zahlen würden und wo ich bestimmt auch besser behandelt werde, doch ich kann das Big Hit einfach nicht verlassen. Einfach nur, weil ich dann auch Jungkook verlassen müsste. Und das kann ich nicht. Nicht nach dem, was er für mich getan hat und auch nicht, weil er mich genau so braucht, wie ich ihn."




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You Are My Destiny {TaeKook}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt