Die Zeit verging wie im Flug und mittlerweile haben wir schon den Monat August erreicht. Jeden Tag gingen wir in das Café und Jimin konnte sich endlich endgültig seinen Crush klären, weshalb er allerdings auch immer weniger Zeit für mich hatte. Er trifft sich zwar nach wie vor noch jeden Tag mit mir, doch die Zeit, in der er bei mir ist, wurde etwas kürzer. Doch ich nehme es ihm auch nicht übel. So ist das nun mal am Anfang einer Beziehung. So lange er mich nicht vollends links liegen lässt bin ich zufrieden.
Zudem kommt es mir sogar ziemlich gelegen, da ich mich so auf das Lernen für die Abschlussklausuren konzentrieren kann. Denn die rücken auch immer näher, genauso wie die Semesterferien. Ich meine, es ist zwar nach wie vor noch etwa ein Monat, aber dennoch näheren sie sich langsam. Ich liebe es Kunst zu studieren, doch ich freue mich trotzdem auf die Semesterferien. Doch jetzt heißt es erstmal schuften, schuften, schuften.
Nur das Problem ist, dass ich jetzt schon seit einigen Stunden nochmal alles durchgehe und meine Konzentration deshalb langsam nachlässt. „Tae?" Erschrocken fahr ich in meinem Stuhl rum. „Eomma, du hast mich erschreckt." „Entschuldige. Ich wollte nur mal nach dir sehen. Du hast dein Zimmer den ganzen Tag über nur verlassen, um dir Essen zu holen oder um auf die Toilette zu gehen. Ich wollte nur schauen, ob du irgendwie krank bist." sagt meine Mutter, während sie sich zu meinem Schreibtisch bewegt und schlussendlich vor mir stehen bleibt.
„Nein, ich bin nicht krank. Ich bin nur mit lernen beschäftigt." „Ich denke du solltest mal eine Pause einlegen und frische Luft schnappen. Danach kannst du dich bestimmt auch wieder besser konzentrieren." Naja, das kann sein. Ich wollte eh eine Pause einlegen, also warum nicht an der frischen Luft? „Mag sein. Nur Jimin ist mit seiner Freundin beschäftigt. Mit wem soll ich dann also was unternehmen?" „Mit mir vielleicht? Ich muss erst heute Abend wieder ins Hotel, also können wir doch mal eine Zeit lang Mutter-Sohn-Zeit verbringen."
An sich erfreut mich das Angebot, denn wir haben schon lange keine Mutter-Sohn-Zeit mehr gehabt. Ich meine klar, wenn mein Vater gerade wieder am Ausliefern ist, bin ich logischer Weise mit meiner Mutter alleine, aber das ist ja nun keine Mutter-Sohn-Zeit. „Klar, können wir gerne machen. Und was schwebt dir vor?" „Einfach nur ein bisschen durch Seoul spazieren und reden. Das haben wir schon länger nicht mehr gemacht. Außerdem wollte ich dich sowieso noch etwas fragen. Also hol dir deine Jacke, zieh dir deine Schuhe an und dann zeige ich dir einen wunderschönen Ort, den viele aus unserer nächsten Nähe nicht mal kennen, obwohl er in unserer nächsten Nähe ist." Mit diesen Worten verlässt meine Mutter dann mein Zimmer und ich folge ihr.
Zusammen laufen wir erstmal eine Zeit lang durch die Straßen Seouls, bis wir an dem Café Del Luna vorbei gehen. Meinen Erfahrungen zu Folge, müsste Jungkook seine Schicht bereits hinter sich gebracht haben. Von Montags bis Freitags arbeitet er meistens von zwölf bis achtzehn Uhr und am Wochenende, also Samstags und Sonntags, von fünfzehn bis zwanzig Uhr.
Aus Gewohnheit hätte ich schon fast das Café betreten, doch dann fällt mir wieder ein, dass meine Mutter ja bei mir ist und nicht Jimin und dass sie mir irgendeinen Ort zeigen will. Sie läuft am Café vorbei und folgt eine Zeit lang dem gepflasterten Gehweg, bis sie dann in eine Gasse einbiegt, welche sich als ein Berg entpuppt, an dem rechts und links Häuser stehen. Meine Mutter steuert doch tatsächlich gerade das Reichen-Viertel an. Am liebsten würde ich jetzt einfach umdrehen und meine Mutter alleine gehen lassen, doch das kann ich nicht.
„Alles okay bei dir, Tae?" fragt mich meine Mutter dann nach einiger Zeit, in der wir einfach nur der Straße folgen. Nicht mehr lange und wir würden auch schon fast das Haus passieren, in dem ich bis zu meinem zwölften Lebensjahr auf gewisse Art und Weise gefangen war. „Naja, es könnte besser sein. Was willst du denn im Reichen-Viertel?" „Dir den Ort zeigen, von dem du bestimmt nichts weißt, obwohl du hier mehr als die Hälfte deines Lebens gewohnt hast. Nicht mal dein Vater kannte den Ort, bis ich ihn dorthin verschleppt habe, um endlich mal alleine mit ihm zu sein. Du kannst dich schon mal darauf vorbereiten zu hören, wie dein Vater und ich zusammen gekommen sind, sobald wir dort ankommen."
So wirklich weiß ich nicht, was ich davon halten soll. An sich ist es bestimmt interessant, das zu hören, doch auf der anderen Seite kann mir nun eine mega kitschige Geschichte bevorstehen.
Meine Mutter und ich gehen den Berg weiter hoch und passieren letztendlich auch das gelbe Haus, in dem ich aufgewachsen bin. Ich würdige es keinen Blickes oder sonstiges. Ich beschleunige nur meine Schritte und eile an diesem dämlichen Haus vorbei. Doch langsamer werde ich immer noch nicht. Ich bin letztendlich sogar so schnell, dass meine Mutter weit hinter mir liegt. Als ich das realisiere bleibe ich nicht unweit von einem großen roten Haus am Berggipfel stehen.
„Tae, was rennst du denn so? Ich bin nicht mehr die Jüngste." „Entschuldige. Ich wollte nur schnell an dem Haus vorbei." entschuldige ich mich bei meiner Mutter, ehe sie wieder anfängt zu sprechen: „Das verstehe ich doch. Es ist nicht mehr weit, also lass uns weiter gehen." Mit diesen Worten geht sie nun wieder vor und ich schlendere stillschweigend neben ihr her.
Als wir irgendwann bei einer großen Wiese, die eingezäunt ist, ankommen, sehe ich meine Mutter irritiert an. Ist das etwa der Ort, den sie meinte? Hat man da echt freien Zutritt?
„Ich weiß, was du denkst, Tae. Ja, man hat freien Zutritt. Deswegen kennt ja auch kaum jemand den Ort. Alle denken, das wäre irgendein Privatgrundstück, aber wenn dem so wäre, dann würde hier am Eingang ein Schild stehen, das genau das dann bestätigen würde. Aber wie du siehst, tut es das nicht. Und jetzt komm." sagt meine Mutter, während sie die Wiese schon betritt.
Ich folge dann und während ich so neben ihr auf der Wiese her laufe, beginnt meine Mutter bereits mir die Geschichte zu erzählen, wie sie und Appa zusammen gekommen waren: „Ich lernte Sehun bereits in der High School kennen, doch als wir sie beendet hatten verloren wir uns aus den Augen. Umso schöner war es dann, als wir uns zufällig einige Jahre später wieder trafen. Er lieferte gerade etwas an Nahrung für das Hotel, in dem ich putzte. Er lief fast in mich rein. Er konnte nur knapp noch ausweichen, doch dabei fielen ihm lauter Zitronen auf den Boden, die er gerade noch in die Küche bringen wollte."
Sie lacht bei der Erinnerung kurz und auch ich muss lachen. Ja, das sah meinem Vater ähnlich. Er ist manchmal echt ein richtiger Clumsy Schlumpf.
„Jedenfalls half ich ihm dann die Zitronen aufzusammeln und da merkten wir, dass wir uns von früher kennen und so haben wir uns dann zum Essen verabredet, um über die alten High School Zeiten zu reden. Doch bei diesem einen Treffen ist es nicht geblieben. Wir näherten uns mehr an und mit der Zeit entwickelte ich Gefühle für deinen Vater. Ich brachte ihn hierher. Genauer gesagt zu diesem Baum dort. Komm mit." erzählt meine Mutter dann weiter und ich folge ihr bis zu dem besagten Baum.
Der Ausblick ist schön. Obwohl wir mitten in Seoul sind, erstreckt sich hier vor mir eine Menge Grünland, auf dem überall Bäume verteilt stehen. Anscheinend ist das hier eine Apfelbaumplantage. Hätte nicht gedacht, dass sowas in unmittelbarer Nähe einer Großstadt existiert.
„Hier, unter diesem Baum, hab ich damals meinen ganzen Mut zusammen genommen und Sehun meine Gefühle gestanden. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie glücklich ich war, als er sagte, dass es ihm genauso ergeht. Hier, unter diesem Baum, haben dein Vater und ich uns das erste Mal geküsst. Du fragst dich jetzt bestimmt, aus welchem Grund ich dir das alles erzählt habe und der ist einfach: In weniger als zwei Wochen haben Sehun und ich unseren fünfzehnten Hochzeitstag und ich wollte dich fragen, ob du mir vielleicht dabei hilfst, eine kleine Überraschung für deinen Vater vorzubereiten. Denn direkt am darauffolgenden Tag muss er wieder liefern und ist dann für zwei Wochen wieder nicht zuhause, deshalb will ich unseren Hochzeitstag auch ordentlich feiern."
Wie süß sie doch sind und wie sehr sie sich nach so langer Zeit noch immer lieben. Das bewundere ich echt an meinen Eltern und sie sind ganz klar mein Vorbild für den Fall, dass ich irgendwann eine Beziehung führe. Ich wünsche mir, dass ich dann genauso glücklich bin, wie sie.
„Klar helf ich dir, Eomma. Wenn du mir noch sagst wie?" „Ein bisschen beim Schmücken unseres Baumes und dann hab ich noch eine Frage an dich. Kennst du vielleicht jemanden, der gut singen kann, aber nicht zu teuer ist? Ich dachte mir Livemusik würde deinen Vater freuen." Oh ja, ich kenne da jemanden.
„Ja, also ich hätte da jemanden im Auge, aber ich weiß nicht, ob er das machen wird und wenn er es macht, weiß ich nicht wie viel das kostet. Sonderlich günstig wird das denke ich nicht, aber vielleicht könnte ich versuchen, es runter zu handeln." „Könntest du diesen Jemanden vielleicht mal fragen? Es würde deinen Vater freuen." Ich nicke daraufhin und sage: „Natürlich kann ich fragen, aber hab vorsichtshalber mal einen Plan B."
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You Are My Destiny {TaeKook}
FanficGlaubt ihr an sowas wie 'magische Verbindungen'? Kim Taehyung, ein zwanzigjähriger Student, hat noch nie an sowas geglaubt. Er war immer für sich. Er hatte sonst niemanden, außer seinen besten Freund. Doch als er eines Tages auf einen braunhaarigen...