Kapitel 7: Die anderen Seiten (1.303)

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Als Jimin und ich am darauffolgenden Tag mal zur Ausnahme am späten Abend in das Café Del Luna gehen, war Jungkook schon dabei jeden einzelnen Tisch nochmal abzuwischen und auch schon einige der Stühle hochzustellen, was wohl bedeutet, dass er bald Dienstschluss hat und das Café bald geschlossen wird. Wir gehen deshalb nicht zu unserem Stammtisch sondern einfach nur zum Bestelltresen.

Jungkook eilt daraufhin von einem der Tische weg und geht hinter den Tresen. Er gähnt kurz und sagt dann: „Na, ihr? Wieder das Übliche?" Wir nicken das einfach nur lächelnd ab und ich füge allerdings noch hinzu: „Aber dieses Mal bitte zum Mitnehmen." Sofort macht sich Jungkook an die Zubereitung der Getränke.

„Sag mal, Jungkook, bist du hier alleine? Wo sind denn die anderen Angestellten?" fragt Jimin um ein kleines Gespräch anzufangen. „Luna ist schon vor einer Stunde gegangen, weil sie einen Termin hatte. Deshalb hat sie mir dann die Verantwortung übertragen. Jojo war die einzige, die bis vor knapp dreißig Minuten noch hier war. Sie hatte Magenbeschwerden, deshalb habe ich ihr gesagt, dass ich das Café auch alleine sauber machen und sie nachhause gehen kann."

Ich sehe ihn etwas besorgt an, denn direkt nach dem Beenden seines Satzes, gähnt er wieder vor sich hin. „Du siehst sehr geschafft aus, Jungkook. Ist alles okay?" Nachdem ich meine Frage stellte, sieht Jungkook flüchtig über seine Schulter hinweg zu mir und antwortet: „Ja. Klar ist alles in Ordnung. Ich bin nur etwas müde, das ist alles." Doch wiedermal sagt mir mein Gefühl, dass das nicht ganz der Wahrheit entspricht. „Wirklich?" hake ich deshalb nach und Jungkook antwortet mit einem freundlichen Lächeln und während er uns unsere Getränke hinstellt: „Wirklich. Aber danke der Nachfrage, Taehyung."

Mit diesem Satz bewegt sich der Braunhaarige dann wieder zu dem Tisch, an dem er zuvor noch beschäftigt war und stellt die Stühle von diesem hoch. „Kann ich noch die Toilette benutzen, bevor du uns aus dem Café wirfst, Jungkook?" „Ich hatte nicht vor euch rauszuwerfen, außerdem hat das Café laut Öffnungszeiten eh noch fünf Minuten geöffnet, also kannst du in aller Ruhe gehen, Taehyung." beantwortet mir der Angesprochene lächelnd meine Frage.

Deshalb eile ich dann in die WC-Räume, doch als ich zurückkomme, war nur Jungkook noch da. Ich hörte niemanden das Bad betreten, also wo ist Jimin plötzlich hin? „Ähm...Wo ist denn Jimin hin?" frage ich also Jungkook, der gerade einen Tisch abwischt. „Der hat kurz nachdem du gegangen bist einen Anruf erhalten. Er sagte irgendwas von wegen Areum und dass er die Zeit und somit ihre Verabredung vergessen habe. Dann ist er aus dem Café gerannt." „Tja, eben kein Verlass auf ihn." entgegne ich dann und Jungkook lacht kurz, weshalb auch ich lachen muss.

„Kann ich dir helfen?" frage ich Jungkook dann, der immer noch damit beschäftigt ist, Tische abzuwischen. „Nein, alles okay. Du kannst ruhig nachhause gehen." antwortet Jungkook so schnell, dass er nicht mal Zeit gehabt hätte, über mein Angebot nachzudenken. „Aber wenn ich dir helfen würde, würde es schneller gehen und du wärst schneller wieder zuhause."

Nach meinem Satz wirft Jungkook den Lappen auf den Tisch und ich mustere den Braunhaarigen überrascht, als er wütend sagt: „Vielleicht will ich ja nicht, dass es schneller geht. Vielleicht will ich ja nicht schneller zuhause sein. Hast du mal daran gedacht?" „Oh, entschuldige. Ich wollte nicht..." setze ich an doch werde von Jungkook unterbrochen, der wieder in seinem normalen Ton sagt: „Nein, mir tut es leid. Ich hätte dich nicht so ohne Grund anfahren dürfen. Das ist echt ein nettes Angebot von dir und ich nehme es gerne an."

Doch man sieht ihm an, dass er es eigentlich nicht gerne annehmen will, sondern es nur tut, um mir kein schlechtes Gefühl zu bereiten. Dieser junge Mann ist auf jeden Fall sehr interessant. Es gibt anscheinend viele Seiten von ihm, die er hinter einer einzigen Maske zu verstecken versucht. Irgendwie breitet sich in mir das Gefühl aus, dass es an mir ist diese Maske nun zu lüften, damit sich etwas ändert.

In diesem Moment habe ich das Gefühl, dass dieser junge, braunhaarige Mann mein Leben komplett verändern würde genau so wie ich das seine, wenn er nur zulassen würde, dass ich unter seine Maske blicken darf. Klingt kitschig, ich weiß. Doch genau so fühlt es sich in diesem Moment an.

„Hier." reißt mich die Stimme des Braunhaarigen aus meinen Gedanken, während er mir einen Lappen zuwirft, den ich nur gerade so noch auffangen kann. „Du kannst den Eimer hier nehmen, ich hol mir einen neuen." sagt er und weist auf den Eimer, den zuvor er noch benutzte. „Fang du doch bitte am anderen Ende des Lokals an." sagt er dann noch, ehe er in den Hinterraum verschwindet.

Ich tue wie befohlen und fang mit den Tischen am anderen Ende des Lokals an. Nach einiger Zeit höre ich, wie Jungkook leise bei der Musik, die den ganzen Tag über im Café läuft, mit singt. Wiedermal kommt es mir so vor, als würde der Raum plötzlich heller werden, bei dem Klang seiner wunderschönen Stimme.

Als ich dann mit den Tischen in meinem Teil des Lokals durch bin, gehe ich in den, um den sich Jungkook kümmert und sehe ihn bereits den Boden fegen. Wow, ist er schnell. „Ich bin dann fertig mit den Tischen in meinem Teil." sage ich zu Jungkook und dieser fährt erschrocken rum. „Boah, ich hab total vergessen, dass du noch hier bist, Taehyung." sagt er währenddessen und ich kann mir ein kurzes Lachen nicht verkneifen.

„Hier." sagt er wieder, während er mir den Besen gibt. „Ich bin fertig hier, dann kannst du jetzt im anderen Teil kehren. Ich muss hinten noch schnell die Spühlmaschine ausräumen." fährt er dann fort, ehe er mich zurücklässt und hinten genau das tut, was er mir sagte.

Nach nicht ganz so langer Zeit, kommt Jungkook ohne seine Arbeitsklamotten wieder in den Vorraum und nimmt mir den Besen ab. „Danke für deine Hilfe, Taehyung. Ich muss nur noch abschließen, dann bin ich hier fertig. Du kannst also ruhig gehen." sagt er, während er den Besen wegräumt. „Willst du mich so sehr loswerden?" „Nein, ich will dich nur nicht noch länger aufhalten." beantwortet der Jüngere meine Frage.

„Mich hetzt nichts, also hältst du mich auch nicht auf. Ich wollte dir ja helfen." „Warum eigentlich?" fragt mich der Braunhaarige dann. „Ich würde es schön finden, dich besser kennenzulernen. Du hast echt Talent im Malen und ich interessiere mich nun mal für Kunst und dementsprechend auch für ihre Erschaffer. Außerdem kannst du echt gut singen. Eine Sache, in der ich mich absolut nicht zurechtfinde."

Der Jüngere sieht daraufhin wieder glücklich, aber auch verlegen und leicht errötet auf den Boden. „Danke. Ich liebe es zu malen und zu zeichnen." sagt er dann und richtet bei seinem zweiten Satz den Blick wieder auf. Mehr sagt er nicht, sondern dreht sich einfach zum Haupteingang. Die Musik hat er nicht mal angesprochen. „Und das Singen nicht?" hake ich nach, während ich ihm folgen will.

Doch plötzlich bleibt Jungkook ruckartig stehen, sodass ich fast in ihn hinein gelaufen wäre. Ohne sich zu mir umzudrehen, beantwortet er meine Frage: „Doch, ich liebe das Singen und das Tanzen, nur nicht so sehr wie das Malen und Zeichnen." Dann setzt er seinen Weg fort und ich folge ihm weiter. „Wenn das so ist, warum bist du dann Trainee und machst nichts mit Kunst?" frage ich weiter, während Jungkook die Tür abschließt.

„Weil meine...Weil ich mal an einem Punkt war, an dem ich mich für eines entscheiden musste und damals überwog die Musik der Kunst. Deswegen studiere ich jetzt auch Musik und nicht Kunst. Aber warum stellst du mir so viele Fragen über mich?" „Ich sagte doch, dass ich dich gerne kennenlernen will." Danach bleibt es erstmal still zwischen uns, man hört nur, wie Jungkook den Schlüssel im Schloss des Haupteinganges umdreht.




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You Are My Destiny {TaeKook}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt