Kapitel 53: Im Krankenhaus (1.257)

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So schnell ich kann eile ich zu Jungkook und schubse dabei Siwon zur Seite, weshalb dieser nun erschrocken auf dem Boden sitzt. Ich achte gar nicht darauf, dass er sich schnell aufrappelt und aus dem Hotelzimmer türmt, meine ganze Aufmerksamkeit ist auf Jungkook gerichtet.

Er liegt mit dem Rücken auf der Couch, seine Augen sind weit geöffnet und immer wieder zuckt sein ganzer Körper zusammen. Alles an seinem Körper ist total angespannt. Sogar etwas Schaum kommt aus seinem Mund.

Dieser ganze Anblick erinnert mich stark an einen epileptischen Anfall.

Ich rüttle an seinen Schultern und versuche ihn bei Bewusstsein zu erhalten: „Jungkook! Du musst wach bleiben, okay?" Während ich das sage, zücke ich mein Handy und rufe den Notarzt. Dann spreche ich wieder mit ihm: „Die Polizei und der Krankenwagen sind gleich da, okay?" Gegen die Tränen in meinen Augen kann ich nicht ankämpfen.

Ich spreche ihn die ganze Zeit an, doch nach einiger Zeit fallen ihm dennoch die Augen zu und er bewegt sich nicht mal ansatzweise. Sogar sein Bauch hebt sich immer langsamer an. „Bitte beeilen Sie sich! Ich bin im Hotel Fantasy Ocean...Zimmer...Zimmer fünfundzwanzig. Mein Freund wurde vergiftet! Bitte machen sie schnell! Er ist nicht mehr bei Bewusstsein!" sage ich voller Panik, als ich endlich nach einer gefühlten Ewigkeit die Frauenstimme am anderen Ende der Leitung wahrnehme.

Nachdem sie sagte, dass sie sofort einen Krankenwagen schicken, schaffe ich es nicht einmal aufzulegen, sondern lasse mein Handy einfach auf die Couch fallen und schließe den Jüngeren vor mir in eine Umarmung. „Bitte, Jungkook. Du musst stark bleiben. Bitte. Ich will dich nicht nochmal verlieren. Vor allem nicht mit dem Wissen, dich nie wieder sehen zu können. Also bitte. Bitte bleibe stark, okay?" Sobald ich zu Ende gesprochen habe, drücke ich ihm einen sanften Kuss auf seine Stirn.

Ich fühle mich so hilflos, weil ich absolut nichts machen kann, außer hier zu stehen und auf den Krankenwagen zu warten.

Als er dann nach einer gefühlten Ewigkeit endlich hier ankommt, wird Jungkook direkt an ein Beatmungsgerät geschlossen. „Wir müssen den Patienten so schnell wie möglich ins Krankenhaus bringen." meldet sich einer der Notärzte zu Wort. „Kann ich...Kann ich bitte mitkommen?" frage ich und bekomme nur ein Nicken als Antwort.


Im Krankenhaus angekommen, erscheint auch schon direkt Jin in meinem Blickfeld. Stimmt, er ist ja heute in der Notaufnahme eingeteilt. „Oh mein Gott, Tae! Was ist mit Jungkook?" fragt er panisch als er neben mir, den Notärzten und der Trage, auf welcher Jungkook liegt, her rennt. „Eine Bleivergiftung." beantwortet einer der Notärzte Jin's Frage. „Sofort in den OP-Saal!" sagt Jin, bevor er sich an einen seiner Kollegen richtet: „Sofort alles für eine Magenspülung bereit machen! Schnell, Schnell, Schnell!"

Danach richtet er sich an mich und legt seine Hände an meine Schultern, ehe er sagt: „Ruf sofort Namjoon an und sag ihm, dass er Doyeon und Shinwon Bescheid geben soll, dass Jungkook im Krankenhaus ist, okay Tae?" Ich nicke langsam und gerade, als sich Jin abwenden will, halte ich ihn am Handgelenk zurück. „Wird er es schaffen?" „Wenn wir uns beeilen, sollten seine Chancen gut aussehen. Und jetzt ruf Namjoon an und erzähl ihm alles." Wieder nicke ich langsam und sehe noch, wie Jin in den OP-Saal rennt.


„Tae, was ist passiert?" fragt mich plötzlich Namjoon und reißt mich somit aus meinen Gedanken. Keine Ahnung, wie viel Zeit, seitdem ich ihn angerufen habe, bereits vergangen ist. „Tae?" fragt mich der Ältere weiter, weil ich noch immer nicht geantwortet habe und setzt sich neben mich. „Es tut mir leid, Namjoon." „Was tut dir leid? Was ist passiert?"

„Ich hätte früher eingreifen sollen, aber ich hatte Jungkook versprochen zu warten. Ich hätte nicht darauf hören dürfen. Wenn ich früher eingegriffen hätte, dann wäre es nie so weit gekommen und Jungkook müsste jetzt nicht um sein Leben kämpfen. Wenn er stirbt bin ich schuld." beantworte ich seine erste Frage und bemühe mich nicht mal darum, meine Tränen und mein Schluchzen zurückzuhalten.

Namjoon handelt sofort und nimmt mich in seine Arme während er sagt: „Sag sowas nicht, Tae. Jungkook schafft das. Er ist stärker als er aussieht und besonders du gibst ihm die nötige Kraft. Du darfst ihn auf keinen Fall aufgeben und du darfst nicht mal denken, dass er es nicht schafft. Du musst an ihn glauben." Langsam nicke ich.

„Taehyung! Was ist passiert?" fragt plötzlich eine weibliche Stimme, die schnellen Schrittes auf Namjoon und mich zu kommt. Ich löse die Umarmung mit Namjoon und gehe auf Jungkook's Mutter zu. „Er...Er wurde vergiftet. Jin vollzieht gerade eine Magenspülung." „Er wurde was?" fragt sie ungläubig und Tränen steigen ihr in die Augen. „Eine Bleivergiftung. Es tut mir so leid, Misses Jeon." sage ich unter Tränen. Sie hält sich eine Hand vor den Mund, während die angestauten Tränen nun die Wangen hinunterlaufen.

„Was...Wer würde sowas meinem Sohn antun?" Gerade als ich zu einer Antwort ansetzen will, meldet sich nun eine männliche Stimme zu Wort: „Doyeon! Was ist mit Jungkook?" „Er wurde vergiftet." beantwortet sie mit zitternder Stimme die Frage ihres Mannes. Dann huscht sein Blick zu mir. Mal wieder missbilligend. „Was machst du denn hier?" fragt er mich.

Ist das sein fucking Ernst?
Sein Sohn kämpft gerade ums Überleben und er denkt nur daran, wie sehr er mich verabscheut?

„Jetzt machen Sie mal halblang! Taehyung hat Ihren Sohn, der nebenbei bemerkt gerade ums Überleben kämpft, hierher gebracht, damit er behandelt werden kann und Sie denken nur daran, wie sehr Sie ihn verabscheuen? Denken Sie überhaupt einmal an Ihren Sohn?" mischt sich dann auch Namjoon ein.

„Taehyung, was ist passiert?" fragt mich dann Doyeon wieder. Mit einem Mal stürzt alles auf mich ein. Es wird mir gerade alles zu viel. Ich würde ihr ja gerne antworten, doch ich kann nicht. Alle meine Gedanken sind voll und ganz bei Jungkook und ich kriege es nicht auf die Reihe, auch nur irgendeinen Satz zustande zu bringen. Nicht ehe ich nicht weiß, wie es ihm geht. Ich kann verstehen, dass Doyeon es erfahren will, doch ich kann ihr es einfach nicht erklären.

„Jin, was ist mit Jungkook?" reißt mich plötzlich Namjoon's Frage aus meinen Gedanken und mein Blick folgt dem seinen. Jin ist unbemerkt von mir aus dem OP-Saal gekommen. „Er ist noch bewusstlos, aber wir konnten einen Großteil des Bleis entfernen, aber nicht alles. Falls Jungkook wieder zu Bewusstsein kommt, muss er eine Therapie durchlaufen." „Falls?" frage ich ungläubig nach. Meine Stimme ist nichts weiter als ein Wispern und ich merke, wie meine Beine beginnen nachzugeben. Nur mit Mühe und Not kann ich mich noch auf diesen halten.

Jin nickt bedrückt mit dem Kopf. „Da er bereits seit etwa zwei Monaten täglich mit diesem Plumbum vergiftet wurde, sind die Bleiwerte in seinem Körper dementsprechend auch sehr hoch gewesen. Aus diesem Grund mussten wir ihn in ein künstliches Koma versetzen, um seine Regenerierung voranzutreiben. Auch da sein Zustand erst nach zwei Monaten untersucht wurde, kam die Erkenntnis zu spät. Je später eine Bleivergiftung erkannt wird, desto schlechter ist die Prognose und die Tatsache, dass wir ihn in ein Koma versetzen mussten, macht sie nicht gerade besser. Aber Jungkook ist stark. Er wird das garantiert schaffen. Wichtig ist, dass wir ihn nicht aufgeben und ihm beistehen. Denn er braucht diese Unterstützung, um zu genesen."

Auch wenn das eigentlich keine so guten Nachrichten sind, kann ich nicht anders, als das schwache Lächeln von Jin zu erwidern.

Ich gebe die Hoffnung nicht auf.

Jin hat Recht. Jungkook ist stark. Wir müssen ihm jetzt unbedingt beistehen und dürfen ihn unter gar keinen Umständen aufgeben.




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You Are My Destiny {TaeKook}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt