Kapitel 25: Jeon Junghyun (2.135)

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Das Grab von Junghyun sieht keineswegs so aus, als würde es nie jemand besuchen. Es sieht sogar echt schön aus. Voller Liebe dekoriert und so, als würde täglich jemand nach dem Rechten sehen.

Jungkook bewegt sich auf das Grab zu und kniet sich davor. Eine ganze Weile hockt er nur da, sieht den Grabstein an und sagt kein Wort. Lediglich einige Tränen laufen ihm die Wangen hinunter. Ich stelle mich hinter ihn und umarme ihn von hinten, während ich mein Kinn auf seine Schulter gebettet habe. Er hebt seine beiden Hände und umfasst meine Arme. Er neigt seinen Kopf gegen meinen und ich merke deshalb, wie er leicht lächelt.

„Ich möchte mich bei dir entschuldigen, Junghyun. Du warst immer für mich da, hast dich um mich gekümmert wie sonst keiner, doch ich schaffe es erst nach sieben Jahren endlich über dich zu sprechen. Sieben Jahre lang habe ich geschwiegen und das tut mir so unendlich leid. Du warst ein wunderbarer Bruder und ich verspreche dir, dass ich mich ab jetzt bessern werde. Ich wünsche mir, dass du mich von da oben sehen und stolz auf mich sein kannst und dafür werde ich alles in meiner Macht stehende tun. Das verspreche ich dir, Hyung. Ab sofort werde ich dich nicht mehr verschweigen, das habe ich bereits viel zu lange getan."

Wieder wischt er sich kurz mit dem Handrücken über seine Wange. Nachdem er noch eine Weile vor dem Grab verweilt steht er schließlich auf und dreht sich zu mir. Danach schließt er mich in eine feste Umarmung. Noch während er mich umarmt und sich ein bisschen in mein T-Shirt krallt, sagt er: „Danke, Tae. Du weißt gar nicht wie froh ich bin, dich gefunden zu haben." Seine Stimme ist so leise, dass sie fast in den Naturgeräuschen untergeht und sie klingt so zerbrechlich, als würde der kleinste Windhauch sie zerstören können.

Ich drücke ihn ein bisschen aus der Umarmung, um ihm in sein Gesicht sehen zu können. Ich wische ihm mit meinem Daumen einige der Tränen von der Wange und drücke ihm anschließend einen liebevollen Kuss auf seine Lippen. Er erwidert ihn und sagt, nachdem wir ihn lösen: „Danke, dass du trotz allem noch immer bei mir bist, Tae." „Ich werde dich auch nicht verlassen, Jungkook." Nachdem ich diesen Satz gesprochen habe, schenkt er mir das erste Lächeln, das ich heute bei ihm gesehen habe und sagt dann: „Ich liebe dich, Kim Taehyung."

Endlich. Da waren sie. Diese drei Worte, die das Leben eines Menschen von Grund auf umkrempeln können. Diese drei Worte, die so viel Bedeutung haben und dabei so winzig erscheinen.

„Ich liebe dich auch, Jeon Jungkook." Dieses Mal ist er es, der unsere Lippen zu einem Kuss verbindet. Als wir nun auch diesen lösen sage ich: „Und jetzt rede mit mir über deinen Bruder. Bitte." „Gerne. Komm mit." sagt er, während er mir seine Hand hinhält. Ich nehme sie und laufe neben Jungkook her, während er bereits anfängt zu erzählen:

„Junghyun ist auf den Tag genau sechs Jahre älter als ich, also wäre er heute fünfundzwanzig geworden. Wir haben unsere Geburtstage immer zusammen gefeiert. Selbst die Kerzen auf den Geburtstagskuchen bliesen wir zusammen aus. Er war immer für mich da, selbst wenn ich ihm gehörig auf die Nerven ging. Wir stritten uns zwar nicht sehr oft, doch wenn wir es taten, dann war das schon fast wie ein Krieg. Wir hatten beide Sturköpfe und deshalb wollte nie jemand nachgeben, doch schließlich war er dann immer derjenige, der nachgegeben hat. Schon als ich noch ein kleiner Junge war, wollte ich so werden wie er. Ich machte ihm so oft nach und wollte immer genau das machen, was auch er gerade machte. Ich muss ihm so unendlich viele Nerven gekostet haben, dass es mich ehrlich gesagt wundert, dass er es überhaupt so lange mit mir ausgehalten hatte. Zu den ganzen Nerven, die ich ihm gekostet haben muss, kamen noch die ganzen Nerven, die unsere Eltern ihm gekostet haben müssen. Es stand fest, dass Junghyun später das Big Hit übernehmen sollte, doch ich wusste, dass er es eigentlich nie wollte. Seit mein Bruder tot ist, bereiten meine Eltern nun mich auf die Übernahme des Entertainments vor. Das ist auch einer der Gründe, warum ich bisher noch kein Debüt hatte. Meine Eltern lehrten mir bisher einige Grundlagen und ich hatte auch schon ein einjähriges Praktikum bei meinem Vater, weshalb ich während dieser Zeit keine Trainee-Ausbildung mehr bekommen habe oder zumindest nicht so ausführlich, wie eigentlich."

You Are My Destiny {TaeKook}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt