Als es dann bereits so langsam Abend wird, wollen wir uns alle zur Ruhe begeben. Da Namjoon und Jin Jungkook nicht wieder alleine lassen wollten, hat dieser ihnen einige Schlafsachen gegeben und nun liegen die beiden eng umschlungen auf der ausgezogenen Couch und haben es nach ewigem Hin und Her endlich geschafft zu schlafen.
Auch Jungkook und ich liegen nebeneinander in seinem Bett und ich merke, dass seine Atmung etwas ruhiger geworden ist. Zwar immer noch viel zu schnell, als es in der Ruhephase üblich ist, aber dennoch ruhiger. Als mir dann wieder seine Worte von vorhin in den Sinn kommen, kommen mir wieder Tränen in die Augen und ich ziehe ihn noch näher an mich und drücke ihn fest.
Ich bin so froh, dass er noch am Leben ist.
Aber die Bleivergiftung ist schon sehr weit voran geschritten und wenn Jungkook nicht bald ins Krankenhaus kommt und etwas dagegen unternimmt, dann könnte es bereits zu spät sein.
Alleine der Gedanke daran lässt mich meinen Atem anhalten. Was soll ich dann bloß machen? Ich würde mit ihm sterben, ganz klar. Zumindest meine Seele würde mit ihm gehen. Ob die Hülle zu dieser auch verschwinden würde, weiß ich nicht und ich will auch gar nicht darüber nachdenken. Für mich steht fest, dass ich ihn garantiert nicht noch ein zweites Mal verlieren kann und darf.
Um meine Gedanken davon abzulenken, suche ich schnell nach einen anderen und da ist auch einer. Siwon ist nicht noch einmal mit Tee aufgetaucht, obwohl er das eigentlich hätte sollen.
Also wo hat er sich versteckt?
„Tae?" fragt mich dann Jungkook's liebliche Stimme so leise, dass ich sie nicht hätte hören können, wenn der Rest des Raumes nicht in völlige Stille getränkt wäre und reißt mich somit aus meinen Gedanken. Ich richte meinen Blick auf ihn, um ihm zu signalisieren, dass ich ihm zuhöre. „Es tut mir leid." fährt er dann fort und krallt sich währenddessen kurz in mein T-Shirt, ehe er seinen Griff wieder lockert.
Auch wenn es mir nun unheimlich schwer fällt diese Frage zu stellen, muss ich sie einfach stellen, denn sie schwirrt mir, seitdem er Jin's Vermutung bestätigt hat, ununterbrochen im Kopf herum: „Jungkook, warum ist dir das so unheimlich gleichgültig, dass du vergiftet wirst? Warum willst du sterben? Es gab zuvor keinerlei Anzeichen dafür, dass du sterben willst."
„Ja, weil ich es zuvor auch nie vor hatte. Mein Leben war nie das Beste und mit Junghyun's Tod wurde mir auch noch das einzig Gute aus meinem Leben gerissen, doch selbst danach hatte ich nie auch nur daran gedacht überhaupt zu sterben. Ich hatte Jin und Namjoon, außerdem wollte ich versuchen wenigstens für meinen Bruder stark zu bleiben, denn er hätte das garantiert nicht gewollt. Ich fand mich auch mit meiner Lebenssituation ab. Ich hab mich daran gewöhnt. Doch als du kamst und mir gezeigt hast, was es heißt zu lieben und geliebt zu werden — was es heißt zu leben — wurde mir erst klar, wie trostlos mein für mich normales Leben eigentlich war und als mein Vater mich dann nach Busan verschleppt hat, hat mir das Alles gefehlt. Mein Leben war wieder das Gleiche wie zu der Zeit, bevor ich dir begegnet bin, nur mit dem Unterschied, dass ich auch Jin und Namjoon nicht mehr an meiner Seite hatte und genau das war ein ausschlaggebender Punkt. Ich habe quasi nicht mehr gelebt und hatte auch keinen Grund mehr dazu. Ich habe es vermisst, dieses Gefühl zu verspüren. Ich habe mich so sehr nach diesem Gefühl gesehnt, dass ich es nicht länger ertragen konnte, ohne es zu leben." beantwortet Jungkook meine Fragen und drückt sich ganz fest an mich.
Ich spüre, wie meine Brust, auf die Jungkook seinen Kopf gebettet hat, nass wird, während er spricht. Ich setze mich dann ein bisschen auf, weshalb Jungkook seinen Kopf von meiner Brust nehmen muss. Dann nehme ich sein Gesicht in meine Hände, wische ihm erst die Tränen von den Wangen und sehe ihm dann in seine wunderbaren, braunen Rehaugen, während ich sage: „Du wirst dieses Gefühl nie wieder vermissen müssen, Jungkook, denn nochmal lasse ich dich garantiert nicht gehen." Nach dem Beenden meines Satzes, überbrücke ich die wenigen Zentimeter, die mich von ihm trennen und bewege meine Lippen liebevoll gegen seine, was er auch erwidert.
Ich konnte die ganze Nacht über nicht schlafen. Alles, was Jungkook sagte, ließ mir einfach keine Ruhe. Außerdem hatte ich Angst, dass wenn ich ihn aus den Augen lasse, er sich von diesem Bett erhebt und ich ihn nie wieder sehen werde. Er scheint zwar nicht so, als würde er selbst Hand anlegen und seinem Leben ein Ende setzen, doch diese Angst war dennoch vorhanden.
Da ich eh nicht mehr schlafen kann und auch ein bisschen Durst bekomme, stehe ich so leise wie nur möglich aus dem Bett und werfe prüfend einen Blick in Jungkook's Richtung, um sicher zu gehen, dass er noch immer schläft und das tut er auch. Ich hocke mich dann vor das Bett und sehe ihn eine ganze Weile einfach nur an, während ich ihm sanft und liebevoll durch seine Haare streiche, weshalb ich mir ein Lächeln nicht verkneifen kann. Selbst beim Schlafen sieht er unfassbar gut aus, auch trotz seiner blasseren Haut. Sie lässt ihn sogar fast noch besser aussehen, wenn da nicht ständig dieser Hintergedanke wäre, dass seine Haut nur so aussieht, weil er lebensgefährlich krank ist.
Bevor ich den Raum dann endgültig verlasse, drücke ich ihm noch sachte einen Kuss auf seine Stirn und flüstere: „Ich werde dich nicht nochmal gehen lassen. Das verspreche ich dir." Nochmal streiche ich ihm einige seiner Haare aus der Stirn und verlasse dann den Raum.
„Was macht ihr denn da?" frage ich Namjoon und Jin, als ich in das Wohnzimmer trete. „Wir haben uns überlegt, wie wir Siwon dingfest machen können. Jungkook's und deine Aussagen reichen alleine nicht aus, um das Gericht davon zu überzeugen, dass Siwon Jungkook vergiftet mit dem Ziel ihn umzubringen." beantwortet Namjoon meine Frage und richtet die leicht versteckte Kamera im Regal nochmal genauer auf die Couch und den davor stehenden Wohnzimmertisch aus.
„Ihr meint, dass wenn ihr ihn aufnehmt, ihr irgendwas festhalten werdet?" „Na aber klar. Es würde schon reichen, wenn Siwon die Flasche mit dem Etikett raus holt und die Kamera das festhält. Alleine das Besitzen von dieser Art von Plumbum ist illegal. Wenn wir noch auffangen, wie Siwon das dann in Jungkook's Tasse träufelt, haben wir einen handfesten Beweis. Wer weiß. Mit Glück verspricht sich Siwon auch noch und verrät sich selbst. Spätestens wenn Jungkook den Tee ablehnt, wird Siwon irgendeine Reaktion zeigen werden. Da bin ich mir zu einhundert Prozent sicher." beantwortet Jin meine zweite Frage.
Naja, versuchen kann man es ja. Denn Namjoon hat Recht. Ohne Beweise steht Aussage gegen Aussage und wir sind geliefert.
„Oh verdammt." sagt Jin dann, als es plötzlich im Raum beginnt zu piepen. „Aish, sie brauchen mich im Krankenhaus." sagt er dann, als er seinen Paper liest. „Ich muss kurzfristig für einen Kollegen einspringen." fährt er dann fort. „Was ist denn das Problem?" frage ich, als ich sehe, wie er sich unsicher auf seiner Unterlippe rum beißt. „Ich kann doch nicht einfach gehen. Was ist denn dann mit Jungkook?" „Ja, das frage ich mich auch. Ich wurde vorhin angerufen und gefragt, warum ich noch nicht im SM Entertainment bin." sagen dann Jin und Namjoon. „Ihr dürft eure Arbeit nicht vernachlässigen. Ich bin noch hier und ich werde bei Jungkook bleiben. Ihr könnt ruhig gehen." versuche ich die beiden Älteren davon zu überzeugen, ihren Arbeiten endlich nachzugehen.
„Nein. Ich kann ihn nicht nochmal alleine lassen." „Das lässt du auch nicht. Wie gesagt, ich bin noch da und es ist ja nicht so, als würdet ihr nicht nochmal herkommen, oder? Kommt doch einfach wieder her, wenn ihr fertig seid. So lange bleibe ich bei Jungkook. Ich habe heute eh nichts geplant." entgegne ich auf Namjoon's Aussage und versuche damit sowohl ihn, als auch Jin zu beruhigen.
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You Are My Destiny {TaeKook}
FanfictionGlaubt ihr an sowas wie 'magische Verbindungen'? Kim Taehyung, ein zwanzigjähriger Student, hat noch nie an sowas geglaubt. Er war immer für sich. Er hatte sonst niemanden, außer seinen besten Freund. Doch als er eines Tages auf einen braunhaarigen...