Kapitel 4.4: Schockstarre

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„Hermine, aufwachen. Ich bringe dich nachhause", flüsterte er an ihr Ohr, strich über ihre Wange.
Blinzelnd öffnete sie die Augen, „wie spät ist es?", nuschelte sie müde.
„Die Sonne ist gerade aufgegangen."
Sie streckte sich gähnend, setzte sich dann auf, die strubbeligen braunen Locken hingen wild umher, sie sah zu ihm, lächelte glücklich, stand dann auf und zog sich an, sah dabei immer wieder zu ihm.
„Kommen wir heute Abend wieder hier hin?", fragte sie interessiert als sie fertig angezogen vor dem Bett stand, sich auf der Matratze abstützte und über sein nacktes Bein strich.
„Warum würdest du das nur wollen?", er setze sich mit einem Grinsen im Gesicht auf.
„Mir würden da eine ganze Menge Gründe einfallen...", sie grinste ebenso, zog ihn dann an beiden Beinen etwas zu sich, „und wenn du nicht willst, dass ich mich wieder ausziehe, dann solltest du dich jetzt anziehen."
„Das ist so widersprüchlich", meinte er gespielt angestrengt, stand dann lachend auf, als Hermine anklagend die Augen verdrehte.
Er schnipste sich die Kleidung wieder an den Körper, nahm ihre Hand, apparierte mit ihr zurück in den Vorort Londons und ließ sie in ihrem Zimmer wieder los.
„Ich hole dich heute Abend wieder ab.", zog sie am Nacken sanft zu sich und küsste sie herzlich.
„Komm nicht zu spät."
Er lächelte, verschwand dann und ließ sie allein für die nächsten hellen Stunden, die sich wieder wie Kaugummi zogen.
Sie versuchte sich abzulenken, sprach mit ihren Eltern, half ihrer Mutter dabei einen Kuchen zu backen und mit ihrem Vater den Garten ein wenig aufzuhübschen.

Als langsam endlich die Sonne unterging wartete sie nervös an ihrem Fenster, sah wieder auf die Straße, versuchte in den Bäumen einen Uhu auszumachen, fand aber nur eine grau-schwarz gestreifte Katze, die aufmerksam die Umgebung beobachtete.
„Erkennst du sie?", sie zuckte leicht zusammen als die dunkle Stimme in dem sonst so stillen Raum ertönte.
„McGonagall?", fragte sie leise, als könnte die Katze sie hören.
„Höchstpersönlich.", er schmunzelte leicht, als er über Hermines Schulter zur Straße sah, „Sie wechseln sich ab."
„Merkt sie nicht, dass du hier bist?"
„Merkt sie es denn in Hogwarts? Ich bin kein Stümper... ich mache meine Sache richtig.", Severus legte seine Hände an ihre Taille, zog sie ein wenig vom Fenster weg, drehte sie zu sich und umarmte sie.
Hermine schlang ihre Arme um seinen Hals, „du hast recht, du bist in allem, was du machst, sehr genau...", suchte dann seinen Blick und drückte ihm die Lippen auf.
Mit einem zustimmenden Brummen apparierte er sie beide nach Spinner's End.

*

Jeder Abend verlief gleich ab, Severus schlich sich unbemerkt in das Haus der Grangers, schnurstracks in Hermines Zimmer, die schon sehnsüchtig auf ihn wartete, ihn fest in den Arm nahm und ihn küsste. Noch während des Kusses apparierte er mit ihr zusammen in sein Schlafzimmer in Spinner's End, dort entledigten sie sich der störenden Kleidung und schliefen miteinander.
Kurz bevor Hermine angekuschelt an ihn einschlief, erinnerte sie ihn daran, dass sie ihn liebte und es wohl eine ganze Zeit lang tun würde.
Severus dachte viele Stunden der Nacht über sie nach und er musste sich eingestehen, dass es durchaus schön war zu hören, dass man geliebt wurde, auch wenn er die meiste Zeit seines Lebens davon überzeugt war, dass man ihn nicht lieben könnte.

*

Nach einem besonders intensiven Akt und Höhepunkt saß Hermine im Bett neben ihm und sah ihn verträumt an, rutschte etwas weiter an ihn heran und streichelte durch seine Haare, lehnte sich zu ihm, vergrub die Nase in seinen Haaren und nahm einen tiefen Atemzug, atmete dann seufzend wieder aus.
Skeptisch beobachtete er sie dabei, was sie kichern ließ, „du riechst danach immer nach mir", sagte sie stolz, streichelte seine Wange.
Severus nahm ihre Hand von seiner Wange, fuhr mit der Nase an ihrem Arm entlang, lächelte ebenso glücklich, „und du nach mir."
Hermine umarmte ihn, legte sich dabei ins Bett, gab ihm einen weiteren Kuss, „Ich liebe dich, Severus", es war ein regelrechtes Ritual geworden.
Sie wollte vermeiden, dass er an ihr, ihren Gefühlen oder seinem Selbstwert zweifelte, sie hoffte er würde ihre Gefühle einfach irgendwann akzeptieren, wenn er sie schon nicht erwiderte.
Sie entließ ihn aus ihrer Umarmung, drehte sich auf die andere Seite, so, dass sie seine Brust im Rücken hatte, schloss die Augen, zog seinen Arm wieder über sich, wollte sich dem verdienten Schlaf hingeben, als er ihr einen Kuss auf den Hals gab, „ich liebe dich auch."
Ungläubig öffnete sie die Augen, hielt einen Moment inne, „was?"
„Ich liebe dich", wiederholte er, seine Stimme umschloss sie wie dunkle flüssige Seide.

Wein und Honig//Sehnsucht und Balsam//Lust und Leid/Von Versprechen und VerratWo Geschichten leben. Entdecke jetzt