Kapitel 4: Zuwider

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„Sie nachhause bringen?", ein kleines Lächeln zeigt ihr sein Versöhnungsangebot an, ein Lächeln, dem sie in dem Moment wirklich nicht widerstehen konnte.
Sie atmete laut aus, verdrehte die Augen und ging an ihm vorbei, er wartete, sah ihr perplex nach, „worauf warten Sie?", wollte sie wissen, Snape setzte sich in Bewegung.
Eine ganze Weile liefen langsam nebeneinander her, sprachen kein Wort, es fühlte sich sehr merkwürdig an für Hermine, warum bestand Snape, ausgerechnet Severus Snape darauf, sie nachhause zu bringen?
„Der Franzose...", fing er an, Hermine stöhnte, schon jetzt bereute sie es, dass sie dem Nachhause-Bringen zugestimmt hatte, „er hatte wirklich... keine guten Absichten."
„Es ist mir wirklich mehr als unangenehm mit Ihnen darüber zu reden. Können wir das Thema wechseln?", sie errötete, was er Merlin sei Dank nicht sah, denn nun auf dem Trampelpfad, war jegliches Licht verschwunden.
„Es sind doch Ferien...dann... bin ich auch nicht Ihr Professor", schlug er vor.
Hermine bliebt abrupt stehen, sah ihn fassungslos an, das konnte er selbst in dem nicht vorhandenen Licht ausmachen, als er sich zu ihr drehte.
„Sie gucken als hätte ich Ihre Katze ermordet", er musterte sie.
„Sie wissen, dass ich eine Katze habe?", Hermine stand immer mehr vor einem Rätsel, war das wirklich ihr fieser Zaubertränkeprofessor vor ihr?
„Einen nicht wirklich schönen Kater... Krummfuß oder so ähnlich.", er zuckte wieder mit den Schultern.
„Krummbein", verbesserte sie ihn, „sind Sie krank? Ich meine... geht es Ihnen schlecht? Haben Sie eine tödliche Krankheit?"
„Auch wenn Sie sich das vermutlich wünschen, nein... ich erfreue mich bester Gesundheit.", meinte er süffisant lächelnd.
Hermine ging langsam wieder weiter, „ich wünsche mir bestimmt nicht, dass Sie todkrank sind...", sie schüttelte den Kopf, „Ich frage mich nur warum Sie so freundlich auf einmal sind... nachdem Sie wirklich... eine Menge versaut haben. Nicht nur mein Kleid."
„Simon... wie soll ich es... freundlich ausdrücken? Seine Qualitäten als Liebhaber lassen zu wünschen übrig.", sie konnte das Schmunzeln in seiner Stimme hören und blieb wieder stehen, „Wenn Sie immer stehen bleiben kommen wir morgen früh noch nicht an."

„Was reden Sie da?", fragte sie fassungslos, „Sie haben keine Ahnung wie er ist."
„Ich habe mehr Ahnung als Sie... wussten Sie, dass er mit gut ¾ der Frauen auf dem Fest etwas hatte und sie haben alle Mitleid für Sie empfunden Miss Granger.", fuhr er fort.
„Hören Sie auf", sie wollte sich nichts von dem vorstellen, was er sagte, sie wollte nur noch ins Bett und diesen furchtbaren Abend vergessen.
„Die Wahrheit tut weh", sie hörte das Schmunzeln in seiner Stimme.
„Seine Hand hat sich ziemlich gut angefühlt", zischte sie zurück, verschnellerte ihre Schritte.
„Sie sind angetrunken, da fühlt sich jede Hand gut an", er lachte dunkel, ein Hermine völlig unbekanntes Geräusch und doch gefiel ihr der Klang, auch wenn er sich in gewisser Weise über sie lustig machte.
„Sie müssen es ja wissen.", sie reckte ihr Kinn nach oben, versuchte sich nicht vorzustellen, wie sich seine Hand anfühlte, konnte es aber nicht ganz vermeiden.
Du bist eindeutig sehr betrunken... Snapes Hand an mir... nein... niemals, sie schüttelte den Kopf.
„Soll ich es Ihnen beweisen?", schnurrte er samten, hatte ihr Tempo ohne Mühe adaptiert.
Sie reagierte nicht, er lachte wieder, „ich wusste nicht, dass Sie so ängstlich sind."
„Ich bin nicht ängstlich. Es ist mir zuwider. Ist das so schwer zu verstehen?", Hermine zog nochmal das Tempo an, sie wollte einfach nur nachhause.

Wieder legte sich Stille um die beiden, vielleicht war ihre Rechtfertigung ein wenig zu heftig gewesen, zuwider ist schon ein starkes Wort, dachte sie, grübelte vor sich hin, gerade als sie ihn noch einmal ansprechen wollte tauchte das Haus vor ihr auf.
Merlin sei Dank, sie seufzte innerlich, ein riesiger Stein fiel ihr vom Herzen, sie war erlöst.
„Da vorne ist unser Haus, ich schaff den Rest. Danke. Gute Nacht.", sagte sie schnell, rannte dann die letzten 20 Meter zu ihren vier Wänden, sie gab Snape nicht mal eine Chance sich von ihr zu verabschieden.
Mit einem Schmunzeln auf den Lippen sah er ihr hinterher, schüttelte leicht den Kopf.

Als Albus ihn vor den Ferien gebeten hatte ein Auge auf Hermine zu behalten war Snape alles andere als begeistert, er hatte alles versucht den alten Mann von dieser Aufgabe umzustimmen, aber Albus hatte seinen Entschluss gefasst.
Severus wäre genau der Richtige, um auf sie aufzupassen. Nachdem Cedric Diggory während des Turniers getötet wurde und der Dunkle Lord wieder auf der Bildfläche aufgetaucht war, gefiel es ihm gar nicht die Mitglieder des Goldenen Trios allein in der Welt zu wissen.
Mad-Eye behielt ein Auge auf Harry, Remus und auch Arthur auf die restlichen Weasleys im Fuchsbau, nur Hermine wäre alleine in der Welt der Muggel.
„Ich finde du kannst ruhig ein wenig Urlaub machen mein Junge... die Normandie wird deinem Teint guttun.", er grinste ihn über seine Halbmondbrille an.
Severus quittierte diese selten dämliche Aufgabe mit einem Hochziehen der Augenbraue und einem Schürzen der Lippen, dann war er aus dem Schulleiterbüro gestürmt.
Als er hier ankam, in diesem überaus ruhigen und langweiligen Dorf, wäre er am liebsten wieder nach England gereist. Aber dieser Abend jetzt, der war ganz nach seinem Geschmack.
Viele Gedanken, die er erspähen konnte, ohne sich anzustrengen, guter Wein, guter Käse, eine Menge hübscher Frauen und selbst die nervige Miss Neunmalklug Hermine Granger sah in ihrem sehr kurzen Kleid mehr als überragend aus.
Simons Gedanken an sich konnte er als Mann durchaus nachvollziehen, aber seine Aufgabe beinhaltete nicht das Beglücken seiner Schülerinnen.
Mit einem guten Gefühl suchte er seinen Weg zurück in das kleine Dorf, seine Unterkunft war in einem kleinen sehr familiär geführtem Hotel, das Zimmer hatte eine wirklich angenehme Größe, nicht zu klein, nicht zu groß und war sehr gemütlich eingerichtet.

Weitaus weniger gut gelaunt betrat Hermine das Haus, ihre Eltern waren noch wach und doch recht erstaunt, dass ihre Tochter so früh wieder zuhause war, „Hermine? Was machst du schon hier?", fragte ihre Mutter aus dem Wohnzimmer, kam ihr entgegen, „Und wie sieht dein Kleid aus?"
„So ein Vollidiot ist in mich reingelaufen und ich hab mir den ganzen Wein übers Kleid gekippt", motzte Hermine, „Sofia hat noch versucht irgendetwas zu retten...", zuckte mit den Schultern, zog ihre Schuhe aus und warf sie in eine Ecke, „Ich will einfach nur ins Bett."
„Dann ruh dich aus und leg dich hin. Ist vielleicht gar nicht so schlecht, dass du früh zuhause bist.", Mrs Granger streichelte ihrer Tochter über die Schulter.
„Mum... ich bin grad echt nicht in der Stimmung dafür.", stöhnte sie genervt, ging dann die Treppen nach oben.
„Gute Nacht mein Schatz", rief Mrs Granger noch nach, Hermine stiefelte direkt ins Badezimmer, zog das Kleid aus und ihre Unterwäsche, stellte sich dann unter die Dusche, seifte sich schnell ein, wusch ihre Haare.
Als der ganze Schaum von ihrem Körper gespült war stieg sie heraus und trocknete sich schnell ab, zog sich einen frischen Schlüpfer an und ein überlanges Schlafshirt, tapste in ihr Zimmer und schmiegte sich direkt an ihre kuschelige Decke.
Ein leichtes Pochen an ihren Schläfen zeigte ihr den aufkommenden Kopfschmerz an, der morgen auf jeden Fall über sie einbrechen würde. Sie hatte doch sehr viel Wein getrunken.
„Eindeutig nicht genug Wein", nuschelte sie noch bevor sie einschlief.

Ein ohrenbetäubendes Klopfen weckte sie viel zu früh am nächsten Tag, „Hermine Spätzchen, komm runter, wir wollen Frühstücken."
„Ich hab keinen Hunger Mum", ihre eigene Stimme schmerzte in ihren Ohren, sie kniff die Augen zusammen.
„Keine Widerrede", forderte ihre Mutter streng, Hermine seufzte, warf die Decke nachhinten, sprang auf, der Kopfschmerz, der sich in ihren Gehirnwindungen ausbreitete, warf sie beinahe wieder zurück ins Bett, sie atmete tief ein und aus, selbst das Geräusch der Luft in ihren Lungen war zu laut.
Langsam lief sie die Treppen nach unten, versuchte ihre Augen ein wenig mehr zu öffnen, lief wie ein Zombie weiter in die Küche, wo sie immer frühstückten.
„Guten Morgen", Mr Granger begrüßte seine Tochter, Hermine murrte nur, Mrs Granger ergriff das Wort, „Hermine warum hast du uns nicht gesagt, dass du dir gestern Abend den Kopf angeschlagen hast? Professor Snape war so freundlich uns aufzuklären, nachdem er sich heute Morgen auf dem Markt bei mir erkundigt hat."
„Guten Morgen Miss Granger", eine dritte Stimme verwandelte sie in eine Salzsäule, Hermine riss die Augen auf, Snape saß am Küchentisch, er schnipste ihr eine weitere Schicht Kleidung an, zog schmunzelnd eine Augenbraue nach oben.

Wein und Honig//Sehnsucht und Balsam//Lust und Leid/Von Versprechen und VerratWo Geschichten leben. Entdecke jetzt