Kapitel 2.8: Gemeinsamkeiten

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Hermine rappelte sich wieder auf, stand kurz auf, ließ ihn aus sich gleiten und hockte sich wieder auf seinen Schoß, strich sich den Schweiß aus dem Gesicht, band sich die Haare zu einem lockeren Dutt.
Er musterte sie, ihre Wangen waren samtig rot, die Augen leicht glasig, ein entspanntes friedliches Lächeln lag auf ihren Lippen, die nassen Haare ließen immer noch hier und da ein paar Tropfen über ihren Körper perlen, das Wasser nahm seinen Weg von ihrem Hals, über ihre Schlüsselbeine zu ihren Brüsten, eine kleine Gänsehaut rundete das Bild ab.
Diese wunderschöne befriedigte junge Frau saß tiefenentspannt auf seinem Schoß, sah dabei so bemerkenswert aus, dass er direkt wieder Lust bekam und ein merkwürdiges Kribbeln sich langsam in seinem Magen ausbreitete.

Als ihre Haarpracht gebändigt war legte sie ihre Hände an seinen Hals, lächelte ihn glücklich an, beugte sich zu ihm und küsste ihn so liebevoll, dass das Kribbeln in seinem Bauch noch ein Stück weiter wuchs, kuschelte sich dann, als sie sich lösten, an ihn.
„Ich wusste, dass dir die Idee von Zuschauern gefällt.", schmunzelte er, streichelte ihren Nacken.
„Was? Mir?", fragte sie erschrocken.
„Was das angeht sind wir uns gar nicht so unähnlich."
„Eine erste Gemeinsamkeit", sie grinste, von ihm unbemerkt, an seiner Schulter.
„Wir haben einiges gemeinsam", meinte er leise, „die Liebe für Bücher und Wissen, das Engagement, auch wenn du es ein wenig zu öffentlich auslebst... Fleiß, Ehrgeiz...", fuhr er fort.
„Das klingt fast, als würdest du mich auch ein wenig mögen.", sie sah auf, lächelte wieder so wunderbar glücklich.

Er sah über ihr Gesicht, er konnte nicht leugnen, dass sie immer weiter von der nervigen Besserwisserin zu einem angenehmen Mitmenschen mutierte und diese Tatsache erschreckte ihn ein wenig.

Severus Snape fing an jemanden zu mögen?

Hermine bemerkte, dass sich etwas in seinem Blick veränderte, „Ist das so schlimm mich zu mögen? So schlimm, dass man deine Überlegungen sogar in deinem Blick ausmachen kann?", sie schmunzelte traurig.
„Ich mag eigentlich niemanden", gab er tief ein und ausatmend zurück, „wobei Albus beinahe unumstößlich davon überzeugt ist, dass ich ihn gern hab.", er zog eine Augenbraue nach oben.
Sie lachte, „erst Dumbledore und jetzt mich... du freundest dich langsam mit Gryffindor an. Ein Fortschritt", gab ihm einen kleinen Kuss auf die Wange und rutschte dann seitlich von seinem Schoß, lehnte sich entspannt an die Steinwand.

Ein beinahe entsetzter Blick schob sich in seine Augen, konnte sie ihn wirklich so einfach durchschauen und gefiel es ihr womöglich sogar noch von ihm gemocht zu werden?
Sexuelle Übereinstimmung und Harmonie waren etwas ganz anderes als menschliches Interesse und er war sich tatsächlich nicht sicher, ob er sich so weit öffnen und sie so nah an sich heran lassen sollte.
„Entspann dich... ich verrate keinem etwas.", sie schmunzelte als er nichts erwiderte.
„Kannst du auch gar nicht.", motzte er trotzig.
Sie lächelte, „selbst wenn du uns nicht verzaubert hättest."
Wieder einmal sah er sie unschlüssig an, hatte er sich wirklich so in ihr getäuscht?
Er hatte sie die ganzen Jahre zuvor völlig falsch eingeschätzt, hatte und wollte ihr, wenn er ehrlich war, keine Chance geben ihn zu einer anderen Meinung zu bewegen.
Sie seufzte entspannt, „können wir nochmal hier hin kommen?"
„Du kannst jederzeit hier baden... die Quellen gehören ja nicht mir", er schüttelte leicht den Kopf.
„Ich würde nur mit dir hier hin kommen", meinte sie skeptisch.
„Warum das?"
„Weil du sie mir gezeigt hast, es würde sich nicht richtig anfühlen, wenn ich alleine oder mit einem anderen Mann herkommen würde..", sie zuckte mit den Schultern, beobachtete ihn.
Er brummte nur, versuchte irgendwie aus ihr weiter schlau zu werden.

Nach einer Weile der intensiven Gedanken, ohne Ergebnis, schob er sich aus dem Wasser, setzte sich auf den Rand, stand dann auf und zog sich, nachdem er sich magisch getrocknet hatte, wieder an.
Hermine sah ihm dabei zu, sie hatte das Gefühl etwas falsches gesagt zu haben, obwohl es nur die Wahrheit war.
„Komm, wir gehen. Du bist bestimmt schon komplett aufgeweicht.", meinte er leise, hielt ihr eine Hand hin, die sie ohne Widerworte nahm, wurde von ihm sanft hochgezogen, er trocknete sie ebenfalls magisch, gab ihr ihre Anziehsachen.
„Bist du sauer?", sie zog sich an, sah immer wieder unsicher zu ihm.
Ein schiefes kleines Schmunzeln legte sich auf seine Lippen, er schüttelte den Kopf, „nein."
Sie glaubte ihm zwar nicht zu 100%, wollte ihn aber nicht mit ihrer Unsicherheit nerven, er schien sowieso schon sehr nachdenklich.
Als sie fertig angezogen vor ihm stand hielt er ihr seine Hand hin, Hermine ergriff sie, merkte dann das Gefühl des Apparierens an ihrem Bauchnabel und fand sich in seinem Zimmer des familiären Hotels wider.

Eine merkwürdig angespannte Stimmung lag in der Luft, die offene Art des Miteinanders schien in den heißen Quellen verbrüht und hinterließ nur noch den faden Beigeschmack von greifbarer Anspannung.
„Vielleicht ist es besser wenn ich gehe...", meinte Hermine leise, musterte ihn verhalten.
„Nein ich... setz dich einfach auf den Sessel ich mache ein paar Besorgungen.", informierte er sie, schien sich dabei immer weiter in gedanklichen Verstrickungen zu verwirren.
Sie setzte sich auf den Sessel, er stürmte aus dem Zimmer, unschlüssig starrte sie auf die ins Schloss gefallene Tür, hab ich etwas falsches gesagt?... vermutlich ist er von sich selbst angeekelt, dass er dich mag... es ist nur eine heiße Affäre, mit dem Hintergrund, dass du eh schon verknallt bist und dann machst du es ihm nur noch deutlicher, dass du ihn magst und stellst die Behauptung in den Raum, dass er dich ebenfalls mag... reicht es nicht, dass er mit dir schläft?, moserte die Kopfstimme, traurig dachte sie über all das nach.
Sie verstand nicht, warum es so schlimm war, dass sie ihn offenbar wirklich mochte und er sie vielleicht auch.

Nach einer guten halben Stunde wurde die Tür geöffnet, er sah kurz zu ihr, dann ging er zum Tisch, der im Raum stand, stellte einige Einkäufe auf das Holz.
Zwei Flaschen Wein, Baguettes, Käse, Trauben, Schinken, wie schon beim letzten gemeinsam verbrachten Tag.
Er hielt eine dunkle Verpackung hoch, „Schokolade?", musterte sie verhalten.
Sie lächelte und nickte, „Danke", stand dann auf, ging langsam zu ihm, nahm die Schokolade entgegen, öffnete sie schnell und brach sich ein Stück ab, bot ihm ebenfalls etwas an.
„Ich verzichte, ich bin nicht so der Süße..."
„Darüber kann man streiten", schmunzelte sie, er sah kurz zu ihr, holte zwei Gläser, zwei Schneidebretter und Messer, drapierte die Lebensmittel auf einem großen Teller, er schüttete in beide Gläser den süßriechenden Wein, Hermine sah ihn skeptisch an.
„Wein? Für mich? Es ist nicht mal Abend...", fragte sie perplex.
„Ich werde nicht wieder der einzige mit Kopfschmerzen sein...", er gab ihr einen vielsagenden Blick, setzte sich dann auf einen Stuhl.
„Ich werde ihn dieses Mal nicht verzaubern.", versprach sie.
„Ich wusste, dass du etwas mit dem Wein gemacht hast...", er zog die Augen zu Schlitzen.
„Selbst schuld", meinte sie schulterzuckend, trank dann einen Schluck von ihrem Glas, schnitt sich Baguette ab, nahm sich den Käse, ein paar Trauben und eine Scheibe Schinken.
Severus brummte, fing dann ebenfalls an zu essen.

Eine ganze Weile war es ruhig, aber nicht unangenehm zwischen ihnen, als sie fertig war musterte sie ihn. Er schien immer noch nachdenklich und ein wenig ruhiger als üblich.
„Du hast doch was", stellte sie leise fest, sie strich ein wenig nervös über das Glas in ihrer Hand.
Er sah auf, presste die Kiefer aufeinander, füllte beide Gläser mit Wein auf, stand dann auf und ging in Richtung Bett, „komm, wir setzen uns auf das Bett.", er war leise, stellte das Glas auf einen herbeigezauberten Tisch daneben, öffnete die Knöpfe seiner Robe, warf sie auf den Sessel und setzte sich dann, Hermine folgte ihm auf die Matratze, zog die Beine zu sich und lehnte sich an die Wand, schob eines der Kissen hinter ihren Rücken.
Sie trank einen Schluck von ihrem Wein, lehnte den Kopf an die Wand und schloss die Augen.

„Wir reden offen miteinander, oder?", sein Blick ruhte auf ihr, auch er nahm einen Schluck Wein.
„Sagst du mir, was du hast? Nerve ich dich?", sie versuchte ihn wirklich zu verstehen.
„Im Gegenteil", ein schiefes Lächeln erschien auf seinen Lippen, Hermine wurde aus ihm einfach nicht schlau.
Aber sie hatte keine Nerven jetzt nochmal nachzuhaken und zu fragen, was das jetzt wieder bedeuten sollte, nahm stattdessen einen Schluck Wein.

Wein und Honig//Sehnsucht und Balsam//Lust und Leid/Von Versprechen und VerratWo Geschichten leben. Entdecke jetzt