Kapitel 4.9: Widerspruch

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Die Tage im Schloss waren unerträglich, jeder Tag mehr als der vorherige und die Stunden von Severus Unterricht waren eine Katastrophe.
Harry und er stritten sich regelmäßig, provozierten den jeweils anderen ungemein, was schließlich immer darin resultierte, dass Severus den Gryffindors Hauspunkte abzog und Harry Strafarbeiten aufgab.
Dass er Hermine vollkommen ignorierte machte sich bei ihr auch in anderen Fächern bemerkbar, selbst in Zaubertränke versagte sie gefühlt auf ganzer Linie und noch mehr, als Harry immer besser wurde und bald schon der Musterschüler der Klasse war. Horace Slughorn, der neue alte Meister der Zaubertränke war völlig aus dem Häuschen und ein lodernder Fan von Harry.
Egal, wie viel Mühe sie sich gab, die Tränke perfekt hinzukriegen, wie sehr sie sich strikt an die Vorgaben im Buch hielt, keiner ihrer Tränke wollte gelingen, Harrys hingegen gelangen beinahe wie von selbst.
Die Verzweiflung wich der Wut, auf Harry, auf sich und vor allem auf Severus und so beschloss sie, ihn am nächsten Tag ein für alle Mal auf sein dämliches Verhalten anzusprechen und es war ihr vollkommen egal, was er davon hielt.

Natürlich verlief die Stunde für Verteidigung gegen die dunklen Künste wie alle anderen auch; in einer völligen Katastrophe und am Ende verteidigte Harry sich sogar mit einem so heftigen Protego, dass Severus hart gegen seinen Schreibtisch knallte und quer durch den Raum befördert wurde.
„Die Stunde ist beendet", knurrte er angespannt, suchte gerade nach seiner Contenance und versuchte den Schmerz im Rücken wegzuatmen.
Die Schüler rannten sich beinahe über den Haufen, als sie hektisch den Klassenraum verließen, Ron versuchte dabei Harry rauszuziehen, der sich gerne noch weiter mit Severus auseinandergesetzt hätte.
Nur Hermine blieb an Ort und Stelle, wartete, bis die Luft rein war, auch wenn das der vermutlich schlechteste Zeitpunkt war.
„Severus, können wir reden?", fragte sie leise, als sie sich sicher war, dass niemand mehr im Raum war.
„Ich wüsste nicht worüber", sagte er kalt, der Schmerz hatte ihn so sehr abgelenkt, dass er ihre Anwesenheit nicht bemerkt hatte, er festigte seine Mauer, sie musste nun perfekt sitzen.
„Ich wüsste eine ganze Menge... was mir am meisten unter den Nägeln brennt ist die Frage, warum du dich nicht gemeldet hast bei mir... ich habe auf dich gewartet... nicht nur eine Nacht.", meinte sie enttäuscht, versuchte ihre Stimme ruhig zu halten.
„Ich bin nicht dazu verpflichtet, mich bei dir abzumelden."
„Ich hab mir Sorgen gemacht, Severus.", sie hatte das Gefühl, als würde sie einfach nicht zu ihm durchdringen, „Und ich tue es immer noch... vor allem weil du dich so merkwürdig verhältst. Du tust mir weh, ist dir das nicht bewusst?"
Anstatt sich zu entschuldigen, sie um Verzeihung zu bitten und auf sein Herz zu hören, schwieg er.

„Ist dir das egal?", fragte Hermine leise.
„Ich bin dir nichts schuldig.", gab er abwertend zurück.
„Wir haben uns etwas versprochen, falls du dich daran erinnern möchtest.", sie ging um den Schreibtisch herum, hinter dem er sich so feige versteckte, „Du bist noch nie so zu mir gewesen... und ich glaube auch nicht, dass du das wirklich willst. Ich kenne dich.", flehte sie sanft.
„Hör auf dir und mir einreden zu wollen, dass du weißt wer und wie ich bin. Du weißt nichts!", zischte er mit einem Mal, die Maske der Gleichgültigkeit war verrutscht und zum Vorschein kam die Wut und der Hass, den er vor allem für sich, aber auch Albus empfand.
Wut und Hass, die er nun ihr ausließ, eine weitere Sache, die furchtbar unfair war und die ihm in der Seele leidtat.
Aber es musste sein.
„Severus, egal was du machen musst, was du gemacht hast, was für schlechte und niederträchtige Gedanken du zu haben glaubst, ich akzeptiere das, ich akzeptiere dich. Es ist mir vollkommen egal, ich liebe dich. Du kannst mich mit nichts schockieren oder verletzen! Und wenn du glaubst, dass ich dich weniger will, wenn du die kommenden zwei Jahre nicht mit mir redest, dann hast du dich geschnitten. Ich werde dich auch dann noch lieben."
„Lass es einfach", brummte er, diese Worte, die eigentlich Balsam sein sollten, schürten nur noch mehr das Feuer, welches ihn langsam von innen verbrannte, es war eine reine Qual, mit Magenschmerzen drehte er sich um, wollte den Raum verlassen, als sie sich ihm in den Weg stellte.

Wein und Honig//Sehnsucht und Balsam//Lust und Leid/Von Versprechen und VerratWo Geschichten leben. Entdecke jetzt