Kapitel 5: Druckmittel

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„Komm, steh nicht so rum, setz dich lieber hin. Der Professor war so freundlich uns frische Brötchen mitzubringen.", schwärmte Mrs Granger weiter.
„Wie freundlich von ihm", stimmte Hermine gespielt begeistert zu, sie wäre am liebsten im Erdboden versunken, vielleicht war der Sturz gestern Abend doch schlimmer gewesen und sie war im Koma, das war gar nicht real, das war alles nur ein langer Traum, der immer schlimmer wurde.
Das musste es sein, Snape saß nicht hier, er war nicht über Nacht nett geworden, er hatte keine Brötchen mitgebracht.
„Hermine?", alle Augen lagen auf ihr, sie sah fragend ihre Eltern an, „Professor Snape hat gefragt, ob du so freundlich wärst ihm heute das Dorf zu zeigen.", wiederholte ihre Mutter.
Sie ließ sich auf einen Stuhl sinken, lachte fassungslos, musterte ihre Eltern und dann den dunklen Mann, der sie ungewohnt freundlich ansah, „ist das hier ein Traum? Ich meine... schlafe ich noch?"
Snape lachte dunkel, holte aus seiner Hosentasche eine Phiole und hielt sie ihr hin, „gegen die Kopfschmerzen... ich vermute, dann haben Sie eine klarere Sicht.", Hermine nahm ihn in diesem Moment mehr als dankbar an, schluckte den Inhalt.
„Kopfschmerzen... hat sie doch zu viel getrunken gestern?", fragte Mr Granger.
„Ich fürchte schon, aber... das war nicht ihre Schuld. Dieser Simon hat einen wirklich schlechten Einfluss", Snape sah zu ihren Eltern, Mr Granger schnaubte erbost auf, Hermine verschluckte sich an ihrem Kaffee.
„Er hat keinen schlechten Einfluss... Mum.. ich habe mir den Wein selbst geholt", versuchte Hermine hustend zu erklären.
„Sie ist immer so gutmütig", ihr Zaubertränkeprofessor sah leidend zu ihr, er spielte seine Rolle des besorgten Mannes wirklich gut.
„Willst du ihm etwa unterstellen, dass er lügt? Hermine...", Mrs Granger schüttelte enttäuscht den Kopf, „er ist immer noch dein Professor... du solltest etwas mehr Respekt haben."
„Ist schon in Ordnung, ich weiß, dass sie es nicht so meint", sagte Snape mitfühlend, „Ich denke... Simon hat mit ihren Gefühlen gespielt."
„Okay, jetzt reicht es.", Hermine stand schnell auf, sie konnte nicht fassen, dass Snape so ein falsches Spiel spielte, sie wollte nicht, dass er mit ihren Eltern sprach und weiter Lügen verbreitete, sie holte sich ihren Zauberstab von oben und rannte dann aus dem Haus.

Sie lief aufgebracht zu den Klippen und sah über das aufgewühlte Meer, genau so fühlte sie sich.
„Sie sollten nicht so nah an die Klippen", forderte eine dunkle Stimme.
„Sie", Hermine schloss die Augen und schluckte, sie hätte ihn am liebsten ins Meer geschmissen.
„Warum bist du so sauer?", er war einige Schritte zu ihr gelaufen, stand direkt neben ihr, musterte sie vergnügt.
„Was sollte das?!", sie überging die Tatsache, dass er sie geduzt hatte völlig, das war für sie in diesem Moment überhaupt nicht wichtig.
Er schürzte die Lippen zog eine Augenbraue nach oben, musste sich ein Schmunzeln verkneifen, „du sollst mir die Normandie zeigen", erinnerte er sie.
„Ich habe keine Lust mit Ihnen Zeit zu verbringen.", knurrte sie böse, gab ihm den giftigsten Blick, den sie aufbringen konnte.
„Wie gemein. Ich kann mich auch weiter mit deinen Eltern unterhalten.", bot er an.
„Nein!", panisch wandte sie sich zu ihm, „Hier ist das Meer, da vorne das Dorf und da hinten irgendwo ein Schloss. Genug gezeigt?"
„Ein Schloss?", Snape musterte sie, „Wie Hogwarts?"
„Nicht ganz so schön... aber doch wirklich eine Reise wert", sie lächelte nachdenklich als sie Wellen beobachtete.
„Dann gehen wir da hin.", entschied er, nahm ihre Hand, noch ehe sie sich wehren konnte apparierte er mit ihr an der Küste entlang.

Als sie ankamen ragte eine Insel aus dem Wasser empor, das Schloss war in den großen Berg geschlagen, es wirkte wirklich majestätisch.
„Le Mont Saint-Michel", erklärte Hermine, setzte sich auf die Wiese nahe der Klippe und ließ die Aussicht wirken, Snape setzte sich neben sie.
Eine Weile sagten sie nichts, es war friedlich und harmonisch, bis Snape wieder alles zerstörte.

„Du bist in mich verliebt?", fragte er schmunzelnd, Hermine versteifte sich wieder zu einer Salzsäule.
„Was?", fragte sie mit einem leichten Hauch von Panik in der Stimme.
„Deine Mutter hat es-"
„Verdammt Mum", jammerte sie, errötete mehr als stark und hielt sich die Hand vor die Augen.
„Hat es gedacht...", setzte er fort.
„Warum müssen Sie immer in den Gedanken aller Personen schnüffeln?!", fragte sie mit tränenden Augen, ihre Wangen waren heiß, ebenso wie ihr Dekolleté.
„Ich kann nichts dafür wenn alle Menschen so laut denken!", er sah sie böse an.
Sie sah in den Himmel, versuchte die Tränen wegzublinzeln und atmete tief ein und aus, sie hatte gedacht nach gestern könnte es nicht noch schlimmer werden, aber Snape war immer für eine Überraschung gut.
„Dafür, dass du schon seit fast zwei Jahren für mich schwärmst bist du ziemlich unfreundlich zu mir", er musste diesen Moment einfach ausnutzen, auch wenn es für sie gerade die Hölle war, ihn beflügelte es umso mehr.
Er hatte ein fantastisches Druckmittel gegen sie in der Hand wenn sie wieder in Hogwarts wären, er hatte sie in der Hand, er müsste nie wieder irgendwelche nervigen Zwischenrufe und Besserwissereien von ihr ertragen.

Hermine überlegte fieberhaft, ob sie sich von der Klippe stürzen sollte, er würde diese Tatsache nie wieder vergessen, warum hatte sie mit ihrer Mutter darüber geredet?
Ihr Magen polterte, zog sich schmerzhaft zusammen, sie stand schnell auf, lief einige Meter weit weg und übergab sich, heiße Tränen liefen an ihren Wangen entlang, nahmen ihr die klare Sicht.
„Träumst du manchmal von mir?", fragte er lachend.
„Ich träume, dass ich Sie erschlage", spie sie ihm entgegen, als sie sich den Mund abgewischt hatte, stand dann wieder auf und lief in gebeugter Haltung an ihm vorbei.
Er lachte wieder, schüttelte den Kopf, hörte einen kleinen Knall und sah sich um, „verdammt", knurrte er, sie war disappariert, auch wenn er nicht genau wusste, wie sie das geschafft hatte. Er vermutete, dass sie nicht nachhause appariert war.
Das Gebiet war zu groß, um es abzulaufen, um an jede Stelle zu apparieren hatte er zu wenige Infos.
Er seufzte, du hast es wieder einmal einfach zu weit getrieben... schon dieses Gespräch am Küchentisch war unnötig... kein Wunder, dass sie sauer ist... wenn du Pech hast, wird sie sich bei McGonagall darüber beschweren, schüttelte den Kopf.

Hermine war bis in das kleine Dorf appariert, in eine kleine Gasse, von der sie wusste, dass sie meist unbenutzt blieb.
Die Tränen liefen immer noch über ihre Wange, warum tat er ihr das an?
Warum triezte er sie auf diese Weise ohne, dass sie ihm einen Grund gegeben hatte.
Es ist Snape... seit wann braucht er einen Grund, um so zu sein?, fragte die Stimme in ihrem Kopf, sie seufzte wieder, strich sich über die Wangen.
„Hermine?", Simon stieß aus einer anderen Gasse zu ihr, musterte sie besorgt von oben bis unten.
Als Hermine ihn erkannte fiel sie ihm um den Hals, drückte ihn zu sich und schloss die Augen, sie war so froh ihn zu sehen.
„Wo warst du gestern so plötzlich? Ich hab dich gesucht.", er löste sich von ihr.
„Tut mir leid... ich hab mich mit diesem Mann gestritten und bin nachhause...", sie fühlte sich wirklich schuldig.
„Ich dachte schon ich hätte etwas falsch gemacht, ma Cherie", erleichterter sah er sie an.
„Nein..", sie schüttelte den Kopf.
„Ich wollte gerade frühstücken, hast du Zeit und Hunger?", er zeigte ihr den Korb mit den Fressalien, sie nickte nur, folgte ihm dann weiter in eine andere Gasse.

Nach kurzer Zeit betraten sie ein Haus, es war hell und gemütlich, Hermine sah sich interessiert um während Simon das kleine Buffet auf dem Tisch aufbaute.
„Kommst du?", rief er aus der Küche, füllte gerade den Kaffee in zwei Tassen.
Sie setzten sich beide an ihre Stühle und aßen, eine wohltuende Stille legte sich über sie, Hermine war froh einfach nichts zu sagen und irgendetwas zu essen.
Als sie fertig waren räumte er die Lebensmittel wieder in den Kühlschrank, stellte die Tassen und Teller in die Spüle, wandte sich dann wieder Hermine zu, musterte sie.
„Hast du die Weinflecken aus dem Kleid bekommen?"
„Ich hab's noch nicht probiert", sie lachte leicht, zuckte mit den Schultern.
„Es war ein schönes Kleid... es wäre schade, wenn du es nicht mehr anziehen könntest.", Simon setzte sich wieder auf seinen Stuhl.

Wein und Honig//Sehnsucht und Balsam//Lust und Leid/Von Versprechen und VerratWo Geschichten leben. Entdecke jetzt